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Politik Nach Rückzug: Ehemaliger SPD-Kreisvorsitzender Roger Stöcker zieht Bilanz

Etwas überraschend kam es schon: Roger Stöcker aus Hecklingen, fünf Jahre Chef der Sozialdemokraten im Salzland und irgendwie auch ein Hoffnungsträger, hat sein Amt zur Verfügung gestellt. Der 37-Jährige will Jüngere ans Ruder lassen – und tat es.

Von Sabine Lindenau 28.07.2021, 16:35
Zufrieden mit seinem Abschied: Roger Stöcker.
Zufrieden mit seinem Abschied: Roger Stöcker. Foto: Sabine Lindenau

Hecklingen - Er hat ein Abkommen mit sich selbst: „Zwei Amtszeiten genügen.“ Und so hat sich Roger Stöcker jüngst als SPD-Kreisvorsitzender verabschiedet. Die politische Bühne wird der Hecklinger aber nicht komplett verlassen.

„Ich bin ja noch Fraktionsvorsitzender im Kreistag und auch Stadtrat in Hecklingen.“ Roger Stöcker lächelt zufrieden. Wenn der 37-Jährige seine fünfjährige Amtszeit Revue passieren lässt, dann schwingt Stolz, aber auch Erleichterung in seinen Worten mit. Und auch Bescheidenheit. Es sei immer eine Mannschaftsleistung. Nicht er allein habe dafür gesorgt, dass die Mitgliederzahlen in den 1847 Tagen mit ihm an der Spitze der Sozialdemokraten im Salzlandkreis stabil geblieben sind. Sondern der Vorstand und auch die Mitglieder. „Ich kann nur sagen, wo wir stehen. Und da stehen wir megamäßig gut da.“ Die SPD stellt den wiedergewählten Landrat, den Oberbürgermeister in Staßfurt und den Bürgermeister in Bördeland. Das seien Verhältnisse, von denen andere Kreisverbände träumen würden. Zumal die Zustimmung für die Partei in den zurückliegenden Jahren bundesweit gesunken ist.

Was Stöcker ebenfalls als Erfolg bewertet: Im Kreistag ist die Fraktion aus SPD und Grünen zahlenmäßig auf Augenhöhe mit der CDU. Auch das ist eher selten in anderen Landkreisen. „Von daher würde ich sagen: Hausaufgaben gemacht.“ Bei aller Freude über das Erreichte: „Ein bisschen Last ist abgefallen.“ Auch, weil ihn seine Doppelfunktion nicht selten in eine Zwickmühle gebracht habe. Die Visionen des Kreisvorstands ließen sich kaum mit der Realität im Salzlandkreis, der seit Jahren in der Konsolidierung steckt, zusammenführen. Die Zeiten divergierender Interessen seien nun vorbei.

Stöcker konzentriert sich auf seine anderen beiden Ämter. Er sieht auf Kreisebene Einsparpotenzial in der Verwaltung. Wenn es um die Unterfinanzierung der Kommunen geht, bleibt er am Ball. Während die finanzielle Misere viele an einen Punkt der Ermüdung, des Frusts oder der Gleichgültigkeit ankommen lasse, habe die SPD ein Kämpferherz. Und das soll sich auch nicht ändern. In der Corona-Zeit habe man gesehen, „dass relativ viel Geld im System ist.“ Dieses müsse aber auch bei den Kommunen ankommen, die ohnehin kaum mehr Handlungsspielraum hätten.

Die Entscheidung, nicht ein drittes Mal um das Amt des Kreisvorsitzenden zu kandidieren, sei schon vor der Landtagswahl gefallen. „Mit den Querelen hatte das nichts zu tun“, betont der Hecklinger. Er ist nach wie vor der Meinung, dass es gut gewesen sei, der Jugend eine Chance zu geben. Worte aus dem Mund eines in Politikkreisen sehr jungen Kreisvorsitzenden. Doch sein Nachfolger Jannis Gallinat ist mit gerade einmal 21 Jahren 16 Jahre jünger als Stöcker. Ihm wünscht er vor allem eines: extrem viel Gelassenheit. „Er ist jetzt nicht nur Feuerwehrmann, sondern auch Zirkusdompteur und ein halber Psychologe“, spricht Stöcker aus Erfahrung.

Sein Rückzug auf der einen Seite bedeutet keinesfalls das Ende seiner politischen Ära. Landtag? Bundestag? Der Hecklinger überlegt kurz, bevor er sagt: „Ich habe es bislang nie ausgeschlossen, auch mal ein paar Jahre hauptamtlich in die Politik zu gehen. Was ich immer ausgeschlossen habe ist, das längerfristig zu machen.“ Und so ist es nicht ausgeschlossen, dass Roger Stöcker irgendwann für den Bundestag kandidiert.