Freizeit und Kultur Ohne Musik ist Leben für Ralf Schubert aus Staßfurt unvorstellbar
Dr. Ralf O. Schubert lebt die Musik als Leiter von vier Chören. Mit 70 erteilt er Unterricht in der Sekundarschule. Jetzt feiert der Chordirektor besondere Jubiläen.

Staßfurt/Egeln. - Nein, Latein hatte er nicht. Doch „Sine musica nulla vita“ hat er verinnerlicht – „Ohne Musik, kein Leben“. Dr. Ralf O. Schubert ist der Musik verfallen. Mit diesem Leitspruch verhalf er auch einem von ihm ins Leben gerufenen internationalen Chorfestival zum Namen. Das war 2001.
Seit nunmehr fast 50 Jahren vereint und leitet der gebürtige Halberstädter Freunde des Gesangs – Schulchöre, Frauen- und gemischte Chöre. Dass Schubert die Passion einmal professionell betreiben würde, sah nach seinem Klavierunterricht als Kind noch nicht so aus. „Das hat nicht ganz so gefruchtet“, gibt er zu. Nach der 10. Klasse hatte er einen Lehrvertrag zum Maschinenbauer in der Tasche. Dann wurden Musiklehrer gesucht. Das damalige Institut für Lehrerbildung (IfL) in Staßfurt zog. Der junge Mann wurde Unterstufenlehrer mit Wahlfach Musik. „Die vierjährige Fachschulausbildung war sehr praxisnah“, blickt der Chorleiter auf diese Jahre bis 1974 zurück.
Diese schöne Zeit am IfL sollte ihn zurück nach Staßfurt und schließlich noch „nebenbei“ die Promotion einbringen. Zuvor jedoch musste er zur Fahne. Auf Grund seiner Ausbildung hatte der Soldat das Glück, seinen Wehrdienst beim Wachregiment in Berlin „mit Singen statt Schießen zu verbringen. Gott sei Dank hatte ich den Dreh mit dem Chor gefunden“. Es gab dort auch keinen Waffenwart, sondern einen für Noten.
Auch diese dreijährige Zeit mit Orchester, Band und Chor habe ihn ungemein weiter gebracht. Schließlich genoss Schubert da Unterricht in Chorleitung bei Prof. Fritz Höft und in Gesang an der Musikhochschule Hanns Eisler. Oft in Einzelunterricht. Und in der Hauptstadt durfte er schließlich seinen ersten Chor leiten, der sowohl Soldatenlieder als auch „Schubert-Ständchen“ sang.

Nach relativ kurzen Abstechern in den Harz zog es Ralf O. Schubert also 1981 ans IfL zurück. Um diese Zeit macht er zudem sein Diplom an der Pädagogischen Hochschule Potsdam und an der Uni in Halle, schloss seine Chorleiter-Ausbildung mit „Sehr gut“ ab. Nunmehr als Kollegen hatten ihn also seine Staßfurter Lehrer wie Dieter Steinhoff und Kurt Telge wieder. Und hier sollten eben 60 Prozent der Lehrkräfte promoviert sein. Seine Doktor-Arbeit, geschrieben in der Wendezeit, verteidigte Ralf O. Schubert an der Uni in Leipzig schließlich 1991. Zum Kapitel IfL gehört unbedingt die zehnjährige Leitung des Frauenchors (Prädikat „Oberstufe gut“) – bis zur Auflösung des Instituts. Der promovierte Pädagoge bedauert es nicht nur sehr, dass die Grundschulausbildung danach in Magdeburg auf drei Jahre verkürzt worden sei, sondern bezeichnet diese Situation als „Katastrophe“.

Der Chorleiter füllt sein musikalisches Leben in den 1990er Jahren neben der Lehrertätigkeit – nun am Gymnasium Egeln – mit der Leitung neu gegründeter Chöre: ab 1991 den Frauenchor Salzland Staßfurt, ab 1997 den Kammerchor Young Voices Egeln. Bis zur Schließung des Egelner Gymnasiums kümmert er sich um dessen Kinderchor. Am Dr.-Frank-Gymnasium in Staßfurt, wo er bis zur Rente 2017 lehrte, dirigiert er bis heute den Schulchor.
Schubert kann es nicht lassen, dem Nachwuchs die musikalische Ausbildung ans Herz zu legen. Mit 70 Jahren gibt er noch Musikunterricht an der Sekundarschule Schneidlingen, begleitet seit Mai den in Gründung befindlichen Jugendchor Cantiamo Staßfurt.

Seine vielen weiteren Erfolge, ob Einstufungen, Chorreisen und Festival-Auftritte (Australien, Philippinen, Korea, Russland, USA, Italien, Österreich, Tschechien ...), 13 CD-Aufnahmen, bis zu ehrenamtlichen Funktionen als Kreischorleiter des Chorkreises Askanien oder als Vizepräsident des Landeschorverbands, sprengen den Rahmen an dieser Stelle (siehe www.ralf.schubert.de). Auch seine Erklärungen, die der Chordirektor umfangreicher zur Frage bringen könnte, warum man Chormusik lieben und leben sollte. Dazu nur folgende Stichpunkte: „Chorgesang fördert soziale Kompetenzen – Abwehrkräfte werden gebildet – Viele sagen nach dem Singen: Ich bin glücklich.“
Nach 2000 Chorproben, die der Freund historischer Romane und von Musikerwitzen dieser Tage feiert – mit dem FC Salzland sind es 1100 und mit den Young Voices 900 – sollten Sangesfreunde ihm glauben dürfen. Und insbesondere auch jene, die es vielleicht werden wollen.