Sänger Opa ist ein Superstar
Georg Ottmann ist mit 95 Jahren einer der aktivsten Förderstedter Sänger. Seine Enkel besingen ihn als "Superstar".
Förderstedt l Georg Ottmann kam erst mit 23 Jahren nach Förderstedt, dennoch zählt er zum echten Förderstedter Urgestein. Die meisten älteren Förderstedter haben ihn als Russisch- oder auch Klassenlehrer in der Schule erlebt. Eb ebenso vielen wurde er als Sänger, Musikant, Solist, Dirigent, Programmgestalter, Moderator, Diskussionsredner und Alterspräsident des hiesigen Männerchores Liederkranz bekannt. Sangesfreund Reiner Haases Aufzählung der ehrenamtlichen Chorfunktionen des Jubilars war nichtmal vollständig.
Zur Geburtstagsfeier mit Familie und Freunden in der „Bulettenschmiede“ wurden die Stationen des Geburtstagskindes von der Kindheit im schlesischen Heimatdorf bis zur Ankunft und bis heute in Förderstedt dargestellt. Geboren wurde er in Schönwald, heute Krzywizna. Sein beruflicher Werdegang begann mit 17 Jahren 1940 in einer Schnapsbrennerei. Das dauerte aber nur kurze Zeit. Es folgten fünf Jahre als Milchkontrolleur für sechs umliegende Orte.
Schlesien gehört zu dieser Zeit zum „Deutschen Reich“, so führte ihn der Zweite Weltkrieg mit Panzertruppen zunächst nach Nishni Nowgorod. Georg Ottmann erinnert sich an Weihnachten 1942 dort, auch wie er ein brennendes Haus mit löschte, ebenso an sein letztes Gefecht im November 1943, als sein Panzer von russischen Granatwerfern getroffen wurde und er dabei ein Bein verlor.
Über mehrere Lazarette, in denen er amputiert wurde und eine Prothese bekam, kam er noch einmal zurück nach Schönwald, musste aber von dort im Januar 1945 vor der Roten Armee nach Bamberg fliehen. Von dort führte sein Weg über drei Flüchtlingslager nach Förderstedt, wo er am 20. August des letzten Kriegsjahres eintraf. Hier lernte Ottmann seine Frau kennen, war bis 1989 als Lehrer tätig, ist bis heute aktives Chormitglied.
„Wenn du denkst, du kannst dich mit 80 zur Ruhe setzen, dann irrst du dich“, erinnerte Chorfreund Reiner Haase an seine Glückwünsche vor 15 Jahren und fuhr fort: „Du bist heute noch mit 95 einer der aktivsten Sänger. Ich stehe heute seit deinem 65. zu einer achten Jubiläumsgratulation vor dir – einschließlich der goldenen Hochzeit.“
Der Chor sang viele bekannte Lieder vom Bundeslied bis zum Gefangenenchor aus „Nabucco“. Mit Hilfe von DJ Ronny Stephan wurden verschiedene Lieder aus der Solistenzeit des Jubilars angespielt. Der sang als zweiter Tenor natürlich fleißig mit, ja dirigierte später den Chor sogar.
Bevor die Geburtstagsfeier mit Musik und Tanz weiterging, sangen alle Anwesenden noch das Lied von Udo Jürgens mit, welches die Enkelkinder Georg Ottmanns umgedichtet und initiiert hatten. Da hieß es unter anderem: „Mit 95 Jahren, da fängt das Leben an … mit 95 ist noch lange nicht Schluss“ und weiter „Mein Opa ist kein Senior, denn er hat noch so viel vor, seit über 70 Jahren singt er im Männerchor. Mein Opa kann so vieles, er ist ein Superstar“.