Bankensterben Postbank schließt in Staßfurt
Das Bankensterben in Staßfurt geht weiter. Nachdem sich die Deutsche Bank zurückgezogen hat, schließt nun auch die Postbank.
Staßfurt l Am 27. November 2017 schließt eine weitere Bank in Staßfurt ihre Pforten. Mit der Postbank verabschiedet sich nicht nur das Geldgeschäft, sondern auch der Postservice aus dem historischen Gebäude in der Wassertorstraße.
„Wirtschaftlichkeit“ und „Optimierungsmöglichkeiten“ waren es, die das Unternehmen dazu bewogen, die Filiale zu schließen. Offenbar rentierte sich die Filiale in Staßfurt nicht mehr so, wie sich die Konzernleitung das wünschte. Dazu kommt das Onlinegeschäft, das ausgebaut werden soll. „Wie alle Banken beobachtet auch die Postbank, dass sich der Markt sowie das Verhalten unserer Kunden in Zeiten der Digitalisierung verändern“, so Postbank-Sprecherin Jasmin Feustel.
Kunden erledigen also ihre Bankgeschäfte mehr und mehr online, besuchen weniger oft ihre Filiale. Das waren schon in der Vergangenheit Gründe für weitere Kreditinstitute, Staßfurt Lebewohl zu sagen.
Mitte August 2017 hatte die Deutsche Bank in Staßfurt die Segel gesetzt - mit der Begründung „Jeder zweite Kunde der Deutschen Bank besucht nur noch einmal jährlich eine Filiale“, wie ein Sprecher damals sagte. Der Weggang hatte nicht nur ein Loch in die Steinstraße gerissen und damals noch einen leeren Schaufensterladen verursacht. Den Kunden wurde auch ans Herz gelegt, für Beratungen und weiteres nach Aschersleben zu fahren oder eben alles online zu machen.
„Diese Kunden haben sich damals sehr darüber geärgert“, erinnert sich Hans-Michael Strube, Vorstandsvorsitzender der Salzlandsparkasse, die nach dieser Schließung von einem kleinen Neukunden-Ansturm profitierte.
Die Volksbank Börde-Bernburg hatte vor einigen Jahren für die Filiale in Atzendorf die Servicezeiten, wo ein Mitarbeiter vor Ort ist, gekürzt. Die Salzlandsparkasse hält unterdessen an ihrem dichten Netz aus 46 Filialen im Salzlandkreis fest. Auch wenn sich kleine Filialen für das Kreditinstitut ebenso nicht rentieren, wie Hans-Michael Strube sagt. „Aber wir sehen es als unsere Pflicht an, unsere Kunden auf dem Land zu versorgen.“ Daher: „Wir haben nicht vor, eine Geschäftsstelle zu schließen - eher das Netz noch weiter auszubauen“.
Denn zwei wichtige Dinge brechen mit einer Filialschließung immer weg: Persönliche Beratungen kann man nicht online durchführen. Der Postservice wird zwar in Staßfurt bleiben - dazu eröffnet noch am selben Tag eine neue Partnerfiliale der Deutschen Post in der Steinstraße 5. Aber für „beratungsintensivere Themen wie Baufinanzierung, Altersvorsorge und Privatkredite“ muss die Postbank ihre Kunden nun in die vFiliale in Aschersleben schicken oder auf die Finanzberatung, die auf Wunsch zu Hause berät, verweisen.
Der zweite, wichtige Faktor ist das Bargeld. Der Automat zur Bargeldabhebung und der für Überweisungen und die Kontostandsabfrage versorgt nicht nur Postbank-Kunden, sondern auch alle Kunden von Banken in der sogenannten „Cash Group“.
Schon mehrfach war es Kunden in Staßfurt passiert, dass sie ohne Geld in der Tasche waren, wenn dieser Automat defekt war: Denn für sie ist der Postbank-Automat der einzige, bei dem innerhalb der Cash-Group keine Extragebühren beim Abheben anfallen. Das betrifft die Kunden von Deutsche Bank, Norisbank, Commerzbank, Comdirect und Unicredit Bank.
Diesen Kunden bleiben jetzt nur zwei Alternativen: Ein Stück weit fahren, um Geld abzuheben. „Die nächste Möglichkeit zur kostenfreien Bargeldversorgung finden Kunden in Calbe an der Hospital Straße 13 (Shell) oder in Bernburg in der Friedensallee 8 (Commerzbank)“, so Hartmut Schlegel von der Postbank. In Egeln gibt es auch eine Filiale im Breiteweg 25a.
Variante zwei wäre es, in Geschäften Geld an der Kasse abzuheben. In einigen Märkten kann man sich an der Kasse beim Bezahlen gleich noch Geld vom eigenen Konto abbuchen lassen, was man dann ausgehändigt bekommt. In Staßfurt soll dieser Service beim schwarzen Netto im Bodepark (Geleitstraße 2) oder im Toom-Baumarkt, Hecklinger Straße 5, möglich sein.
Den Mietvertrag für die Räume der Postbank in der Wassertorstraße hat das Unternehmen schon gekündigt. Die aktuellen Mitarbeiter der Postbank werden nicht arbeitslos. „Die in den betroffenen Postbank Filialen tätigen Mitarbeiter sind in der Regel von der Deutschen Post ausgeliehen. Der Großteil dieser Mitarbeiter geht zurück zur Deutschen Post. Postbank-Mitarbeiter wechseln zu anderen Standorten“, so Jasmin Feustel.