Berufe am Airport Magdeburg-Cochstedt vorgestellt / Andreas Schulze ist eine Art Manager auf dem Vorfeld "Ramp Agent" am Flughafen: Der Herr der Listen
Mehr als 60 Mitarbeiter sorgen am Flughafen Magdeburg-Cochstedt dafür, dass die Maschinen mit Passagieren und Gepäck abheben und landen können. Doch was genau sind eigentlich ihre Aufgaben? In einer kleinen Serie stellen wir Berufe am Flughafen vor.
Cochstedt l Bei seinen Listen ist Andreas Schulze ganz penibel. Nicht eine einzige Ziffer darf falsch sein. Schließlich handelt es sich hier nicht um etwas Banales wie die Bestellnummern beim Pizza-Service. Mit seinen Formularen überwacht der 29-Jährige haargenau, was in jedes Flugzeug hinein- und was aus ihnen herausgeht. Sein Job nennt sich "Ramp Agent" - eine Art Manager auf dem Vorfeld. Seit fast einem halben Jahr arbeitet er als solcher am Flughafen Magdeburg- Cochstedt.
Wer als Laie auf eine der Listen schaut, versteht in etwa soviel, als würde er ein chinesisches Wörterbuch wälzen. Eine unentschlüsselbare Bezeichnung jagt die nächste - so etwas wie ¿"PX31", oder noch besser: "FR2975/28.EIDAS.GRO". Grinsend bringt Andreas Schulze ein bisschen Licht ins Tal der Ahnungslosen: "Die Zahlen und Buchstaben stehen zum Beispiel für eine Flugnummer, ein Datum oder die Anzahl von Passagieren."
Abkürzungen: "Als hätte ich nie etwas anderes gemacht"
Alle Buchstaben stehen für englische Begriffe. Während seiner sechsmonatigen Ausbildung sind ihm die Abkürzungen in Fleisch und Blut übergegangen. "Am Anfang war das schon ungewohnt. Aber jetzt kommt es mir vor, als hätte ich nie etwas anderes gemacht", sagt er lachend. "Außerdem war ich vorher acht Jahre lang beim Bund, da sind Abkürzungen ohnehin nichts Neues für mich."
Eine der Listen ist das sogenannte Loadsheet. Hierauf werden sämtliche Werte rund um das Gewicht der Maschine festgehalten, wie das Leergewicht der Maschine, die Anzahl der Koffer oder die von Erwachsenen und Kindern an Bord. "Daraus errechne ich einen Wert", erläutert der Ramp Agent. "Er ist für den Piloten wichtig, um das Höhenruder optimal einzustellen."
Das Aufgabengebiet von Andreas Schulze geht weit über das bloße Listenschreiben hinaus. Er überwacht die gesamten Abläufe auf dem Vorfeld vom Landen der Maschine bis zum erneuten Abheben. Mit den Vorbereitungen beginnt er zweieinhalb Stunden, bevor die Maschine in Cochstedt ankommt. Dann überträgt er zum Beispiel die Daten, die ihm der Startflughafen schickt, auf seine Formulare, druckt das Flugwetter für den Piloten aus und erfragt beim Tower die aktuelle Landezeit.
Ist die Maschine im Anflug, geht es auf die Landebahn. Mit dem "Follow me" (deutsch: Folge mir) fährt er vor dem Flieger her. Dann bremst er, schnappt sich zwei neongelbe Stäbe, springt heraus und weist den Giganten zentimetergenau ein.
Listenabgleich mit dem Piloten und Kontrolle der Kofferzahl
Es folgen 25 Minuten, in denen Andreas Schulze von einem Fleck zum anderen läuft: Cockpit - Tankwagen - Gepäckfach - Cockpit - Tankwagen. Und das ist nur ein kleiner Auszug aus seiner Route. Zwischendurch bleibt er immer wieder stehen und schreibt. Der Ramp Agent klärt auf, welche Aufgaben sich hinter all der Lauf- und Schreibarbeit auf dem Vorfeld verbergen: "Ich frage den Piloten, wieviel er tanken will und gebe die Info weiter, aktualisiere die Zahlen, wenn Passagiere nicht erschienen sind und gleiche meine Protokolle mit denen ab, die der Pilot von der Fluglinie bekommen hat." Auch das ist wieder nur ein Auszug. Eine weitere Aufgabe: Andreas Schulze vergleicht mit dem Gepäckverantwortlichen die Zahl der Koffer, die er eingeladen hat mit der Zahl, die laut Check-in aufgegeben wurden. "Stimmen sie nicht überein, wird nochmal nachgezählt. Bevor das nicht geklärt ist, startet die Maschine nicht", sagt Andreas Schulze. "Das ist schon allein dafür wichtig, dass niemand ein gefährliches Gepäckstück in die Maschine schmuggelt."
Wenn der Flieger beladen und betankt ist und alle Daten stimmig sind, läuft Andreas Schulze noch einmal los - diesmal dreht er eine Runde um den Flieger. "Ich schaue nach, ob nichts herumliegt und das Gepäck richtig verstaut ist." Schließlich gibt er dem Piloten das Zeichen, dass er die Triebwerke starten darf. Noch eine Erlaubnis vom Tower und schon setzt sich der Flieger in Gang und Andreas Schulze in sein "Follow me", um wieder ins Büro zu düsen.
So viel Stress in nicht mal einer halben Stunde - weshalb macht dem 29-Jährigen der Job als Ramp Agent trotzdem Spaß? Anderas Schulze weiß prompt eine Antwort: "Gerade der Stress gefällt mir - es ist nämlich ein positiver."