Verein Zukunftsorientierte Energieregion für Staßfurt informiert sich über Speicherung von Strom RWE-Projekt Adele macht Staßfurt mit der Energiewende weltweit bekannt
Auf Initiative des Vereins "Zukunftsorientierte Energieregion für Staßfurt e.V." (ZES) und auf Einladung des Oberbürgermeisters René Zok fand im Sodawerk eine sehr gut besuchte Fachveranstaltung zum Projekt Adele statt.
Staßfurt l Das Wort Adele steht für Adiabate Druckluftspeicherung für die Elektrizitätsversorgung, also die Stromspeicherung über Druckluftspeicher.
Als Experten nahmen von der RWE Power AG, Dr. Peter Moser, der Leiter für Innovativen Kraftwerkstechnik im Bereich Forschung und Entwicklung, der Adele-Projektleiter Roland Marquardt und Michael Klafki als zuständiger Fachmann für untertägige Kavernenspeicherung teil.
Im Fachvortrag erläuterte Marquardt die Ziele und Bedingungen des innovativen Druckluftspeicher-Projekts, das RWE in Neustaßfurt durchführt. Er führte unter anderem aus, dass bei einer geplanten Verdoppelung der installierten Leistung aus Windkraft auf zirka 50 Gigawatt in Deutschland im Jahr 2020 der Netzausbau allein keine Lösung darstellt,da die vorhandene Speicherkapazität zu gering und eine Reservekapazität von mindestens 90 Prozent durch konventionelle Kraftwerke erforderlich wäre.
Der alleinige Fokus auf Erdgas mit offenen Gasturbinen ist nach seiner Meinung zu riskant. Die einzige bis heute großtechnisch realisierte Speichermöglichkeit über Pumpspeicherwerke, wie zum Beispiel Wendefurth im Harz, erreicht zwar einen sehr hohen Wirkungsgrad von 75 bis 85 Prozent und ist deshalb auch ideal zur Stromspeicherung.
Sie hat jedoch in Deutschland nur noch ein begrenztes Ausbaupotenzial. Bei überschüssigem Strom aus Windkraft und Fotovoltaik fehlen entsprechende Speichermöglichkeiten. Aufgefangen wird der Energieüberschuss bisher dadurch, dass konventionelle Kraftwerke ihre Stromproduktion drosseln. Um dieses Dilemma zu überwinden, ist die Suche nach neuen Speichermöglichkeiten dringend erforderlich.
Eine weitere Speichermöglichkeit stellt der konventionelle Druckluftspeicher dar, von dem bisher weltweit zwei Anlagen existieren. Sie sind im Vergleich zu adiabaten Anlagen weit weniger effizient. Die bei der Verdichtung von Luft entstehende Wärme wird bei den herkömmlichen Druckluftspeichern ungenutzt an die Umgebung abgegeben. Dies ist ein Grund dafür, weshalb diese Anlagen nur einen Wirkungsgrad von 42 und 54 Prozent haben.
Um dem Prozess die verlorene Wärme bei der Rückverstromung in einer Turbine wieder zuzuführen, ist der Einsatz von Erdgas notwendig, wodurch zudem CO2 frei gesetzt wird.
Bei der in Staßfurt geplanten adiabaten Druckluftspeicherung wird die bei der Verdichtung von Luft entstehende Wärme nicht an die Umgebung abgegeben, sondern verbleibt im Prozess. Das wird von den Fachleuten als sogenanntes "adiabates" Verfahren bezeichnet. Dadurch gelingt gegenüber konventionellen Druckluftspeichern eine Wirkungsgraderhöhung auf 70 Prozent, ähnlich wie bei Pumpspeicherwerken. Ein Einsatz von Erdgas ist nicht mehr notwendig, wodurch der Prozess ohne CO2-Emissionen erfolgt.
Um das adiabate Druckluftspeicherverfahren realisieren zu können, müssen noch bisher nicht vorhandene Komponenten wie Kompressor, Luftexpander und Wärmespeicher entwickelt sowie gebaut werden. Zusätzlich wird dieKavernentechnologie auf die besonderen Erfordernisse der adiabaten Druckluftspeichertechnik adaptiert. Dafür müssen grundlegende technische und wirtschaftliche Fragen geklärt werden. Mit der geplanten großtechnischen Demonstrationsanlage in Staßfurt sollen die Grundlagen für den Ausbau weiterer adibater Druckluftspeicher in Deutschland und Europa geschaffen werden. Das ist eine einmalige Chance für die Staßfurter Region.
Das Gesamtbudget für das bis Mitte 2013 laufende Forschungsprojekt Adele beträgt zwölf Millionen Euro. Davon trägt RWE 4,9 Millionen Euro. Die Projektförderung durch das Bundeswirtschaftsministerium beträgt 50 Prozent. Ein Zeichen dafür, dass die Bundesregierung dem Vorhaben eine große Bedeutung beimisst.
Im Rahmen der gemeinsamen "Förderinitiative Energiespeicher" der Bundesministerien für Umwelt, Wirtschaft sowie Bildung und Forschung bewirbt sich RWE gemeinsam mit seinen Partnern um Fördermittel. Damit soll als nächster logischer Schritt ein Folgeprojekt zu genehmigungsrechtlichen und ingenieurtechnischen Planungsaktivitäten für eine erste Demonstrationsanlage geführt werden.
Das Projekt wird unter dem Namen "Adele-ing" über einen Zeitraum von rund 3,5 Jahren laufen. Bei erfolgreichem Verlauf könnte 2016 mit den Bauaktivitäten für eine erste Demonstrationsanlage begonnen werden. Ein Probebetrieb könnte nach heutigen Planungen nach zirka dreijähriger Bauzeit im Jahr 2019 starten.
Mit der Staßfurter Demoanlage Adele kann die Energie von zirka 50 Windkraftanlagen zwischengespeichert werden.
Im Ergebnis der von Ex-Innenminister Manfred Püchel (SPD) moderierten Veranstaltung kann festgestellt werden, dass die Informationen sehr informativ und notwendig für die Stadträte, Mitarbeiter der Stadtverwaltung, Vereinsmitglieder und Fachleute waren.
Alle Diskussionsteilnehmer waren sich darin einig, dass für die Region Adele ein bedeutsames Projekt ist, durch das Staßfurt deutschland- und weltweit bei der Energiewende in Deutschland im Gespräch ist, auch wenn die Entwicklung und der Bau der Demonstrationsanlage einen relativ langen Zeitraum erfordern.