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Sommerserie Salzländer Kulturstempel: Die Schätze der Hecklinger Basilika

Die beiden Türme ragen schon von Weitem sichtbar empor. Dabei wirkt die Basilika Hecklingen von außen fast unscheinbar. In ihrem Inneren verbergen sich allerdings reiche Kunstschätze, die wir im dritten Teil unserer Sommerserie zum Salzländer Kulturstempel entdecken.

Von Sabine Lindenau Aktualisiert: 13.08.2021, 22:51
Welch prachtvoller und farbenfroher Anblick: Die fast lebensgroßen Stuckengel in der Klosterkirche Hecklingen sind einzigartig. Auch die reichverzierten Arkaden machen den Glanz des Gotteshauses aus.
Welch prachtvoller und farbenfroher Anblick: Die fast lebensgroßen Stuckengel in der Klosterkirche Hecklingen sind einzigartig. Auch die reichverzierten Arkaden machen den Glanz des Gotteshauses aus. Fotos: Sabine Lindenau

Hecklingen - „Die Engel sind einmalig.“ In den Augen von Christiane Schenk liegt ein Leuchten, als sie die schwere Holztür mit den gusseisernen Griffen aufschließt und direkt zum Aufgang der Klosterkirche St. Georg und St. Pancratius zusteuert. Wenig später ist klar, wovon die Gemeindesekretärin spricht. Auf der Empore stehend offenbart sich dem Besucher eine farbenfrohe, prunkvolle Aussicht. Nahezu lebensgroße Stuckengel ziehen die Blicke wie magisch auf sich. Exakt 14 sind es, sieben auf jeder Seite der Langhauswände, jeweils an den Arkadenzwickeln. Jedem kommt eine andere Bedeutung zu. Ein faszinierender Zyklus aus der Zeit um 1225, restauriert vor 20 Jahren und definitiv ein Grund dafür, sich auf eine der Bänke zu setzen und zu verweilen. Mit dem Gefühl, von Schutz-engeln, die hier zwischen Himmel und Erde zu schweben scheinen, behütet zu sein. Die vier Engel in den Ecken halten Blasinstrumente in ihren Händen, als wollten sie ein altes musikalisches Werk anstimmen. Die anderen zehn präsentieren Spruchbänder. Was sie wohl in den fast 800 Jahren ihres Daseins hätten draufschreiben können? Zu erkennen ist nichts. Die Bänder sind leer an Worten.

Dass aufregende Jahrhunderte hinter den romanischen Engeln und der gesamten Basilika liegen, lässt sich erahnen. Ein Blick in die Chronik bestätigt den Eindruck. Das Gemäuer atmet eine lange und wechselvolle Historie. Irgendwann zwischen 1150 und 1176 im romanischen Stil erbaut, gehört die Klosterkirche zu den am besten erhaltenen Kirchengebäuden der Hoch- und Spätromanik. Und: Sie ist der einzige Teil, der von der früheren Klosteranlage erhalten geblieben ist. Das Kloster selbst fiel 1496 einem Brand zum Opfer. Während der Konfessionsstreitigkeiten im 16. und 17. Jahrhundert kämpften die Hecklinger vehement für ihr Gotteshaus und die darin verborgenen Schätze.

Wer seinen Blick durch das Gotteshaus schweifen lässt, dem fällt nicht nur die prächtige Ausstattung auf. Sondern auch die homogene Wirkung, die sie dank ihres klaren, kreuzförmigen Grundrisses erzeugt. Die Hecklinger Basilika gilt nicht umsonst als Paradebeispiel für geschlossene, kubische, romanische Bauten. Bevor man das hohe Kirchenschiff betritt, führt der Weg durchs Paradies. Was ein wenig irritierend klingt, hat seine Berechtigung. Seit dem frühen Mittelalter wurden Vorhallen von Klosterkirchen so bezeichnet. Die Hecklinger ist zudem paradiesisch schön anzusehen. Nicht nur die Bögen, auch Bildhauerarbeiten an den Kapitellen machen die etwas lichtarme Säulenhalle aus. Das farbenfrohe Erscheinungsbild setzt sich auch hier fort.

Doch der Blick wandert immer wieder zurück zu den einzigartigen Engeln. Christiane Schenk hat sich inzwischen an die Rühlmann-Orgel gesetzt. Der Klang des nahezu im Originalzustand von 1884 erhaltenen Instruments erfüllt die ganze Kirche. Ein Gänsehautmoment. Eigentlich spielt Organistin Jana Rindermann die Orgel hier. Doch auch die Gemeindesekretärin ist geübt, sie spielt regelmäßig in Neundorf. Pfarrer Cornelius Werner weilt derzeit im Urlaub. Deshalb ist Christiane Schenk momentan an zwei Tagen in der Woche in Hecklingen, um die Kirche für Besucher zu öffnen. Auch sie hat festgestellt, dass der Salzländer Kulturstempel mehr Interessierte anlockt. Der rote Kasten mit dem Stempel steht im Paradies. Wer sich seinen im Kulturstempel-Büchlein ergattern möchte, muss auch das Gotteshaus betreten. Und wer einmal drinnen ist, mag auch verweilen. Und geht mit dem Gefühl, dass es wirklich Engel gibt. Wer den besonderen Zauber, der von der Basilika ausgeht, bei einem Konzert erleben möchte, sollte heute Nachmittag ab 15 Uhr in die Kloster- kirche kommen. Der berühmte Schwarzmeer Kosaken-Chor macht auf seiner Jubiläums-Tournee „Das Wolgalied – Total Emotional“ Station in Hecklingen. Mit dabei ist auch Legende Peter Orloff.

Wer im Umkreis weitere Stempel-Stationen entdecken möchte, muss gar nicht so weit fahren. In Staßfurt lohnen sich Besuche im Stadt- und Bergbaumuseum sowie bei schönem Sommerwetter im Strandsolbad. Auch die Autobahnkirche Brumby ist in der Nähe.

Salzländer Kulturstempel Hecklingen Klosterkirche  Stempel
Salzländer Kulturstempel Hecklingen Klosterkirche Stempel
Sabine Lindenau
Graue Fassade, hohe Türme: Die  Hecklinger Basilika zählt zu den am besten erhaltenen Kirchengebäuden  der Hoch- und Spätromanik.
Graue Fassade, hohe Türme: Die Hecklinger Basilika zählt zu den am besten erhaltenen Kirchengebäuden der Hoch- und Spätromanik.
Sabine Lindenau
 Christiane Schenk an der Rühlmann-Orgel.
Christiane Schenk an der Rühlmann-Orgel.
Sabine Lindenau
Das Hecklinger Paradies trägt seinen Namen zu Recht.
Das Hecklinger Paradies trägt seinen Namen zu Recht.
Sabine Lindenau