Therapeutisches Reiten in der Klusstiftung beschert Schülern und Bewohnern Entspannung Schüler schlagen Kapriolen auf dem Reitplatz
Pferd und Reiter im Einklang: Beim therapeutischen Reiten in der Schneidlinger Klusstiftung stimmen sich Kinder und Vierbeiner in beeindruckender Weise aufeinander ab.
Schneidlingen l Donnerstag Morgen, gegen 10.30 Uhr. Auf dem Reitplatz der Klusstiftung an der Hospitalstraße dreht Christoph Morgenstern seine Runden. Der ausgebildete Reittherapeut bietet an diesem Morgen wieder mehreren Kindern aus der Katharinenschule die Gelegenheit, auf dem Pferderücken zu entspannen und "zu sich selbst zu kommen", wie er sagt.
Christopher sitzt momentan auf dem Araber-Wallach Kalim und reitet unter der Anleitung von Morgenstern klassische Figuren der Dressur. Die Kommandos gibt dabei allerdings meist nicht er selbst, sondern der Therapeut vom Boden aus. Über Körpersprache und mit der Peitsche steuert er seinen Vierbeiner. "Dabei ist die Peitsche natürlich nicht zum Schlagen da, sondern nur darum, dem Pferd per Antippen das richtige Signal zu geben", erklärt Morgenstern.
Das klappt offensichtlich prima: Nur mit leichtem Antippen auf dem Hinterteil des Pferdes schafft er es, dass der Wallach Kalim auf der Stelle tritt - Fachleute kennen diese Figur als Piaffe. Christopher auf dem Pferderücken hat sichtlich Spaß an der Sache, flirtet zwischenzeitlich sogar mit der Volksstimme-Reporterin.
Reiterwechsel: Nach etwa einer Viertelstunde kommt Erik auf den Platz. Dann geht es zur Sache: Christopher steigt ab, Erik springt auf, das nächste Kommando für Kalim heißt: Galopp. "Das ist für die beiden die beste Methode, miteinander zu beginnen", erklärt Christoph Morgenstern. Erik galoppiert derweil auf Kalim um den Platz, juchzt dabei laut vor Freude. Erst nach mehreren Minuten wird er ruhiger, auch Kalim kann dann erst einen, dann zwei Gänge zurückschalten in den Schritt. "Ich versuche, nicht einfach bei jedem Schüler das gleiche Programm abzuspulen. Das geht auch gar nicht, denn einer ist sehr lebhaft, einen anderen muss ich erst mal ein bisschen aus der Reserve locken. Christopher braucht eben gleich zu Beginn die Geschwindigkeit, dann wird er ruhiger", weiß der Therapeut, dem seine Arbeit sichtlich Freude bereitet.
Eines aber haben laut Morgenstern alle seine jungen Reiter gemeinsam: "Ich sehe jedes Mal, wie ruhige Kinder aufblühen und lebhafte ruhiger werden. Die Pferde schaffen das mit ihrer Ruhe und der Bewegung", sagt er.
Mittlerweile steht Florian neben dem Reitplatz und wartet, dass er an die Reihe kommt. "Ich hab auch meinen Helm mitgebracht", ruft er. Das bringt ihm gleich noch eine kleine Aufgabe: Jetzt wird nicht nur der Reiter gewechselt, sondern auch das Pferd. Feierabend für Kalim, jetzt kann noch Kajal zeigen, was er auf dem Kasten hat. Für ein paar Minuten schwingt sich Christoph Morgenstern selbst auf den Pferderücken, zeigt verschiedene Figuren der Dressur. Bei einer anderen Übung steht er auf dem Platz, das Pferd galoppiert auf kleinstem Raum um ihn herum.
Als endlich Florian die Zügel in der Hand hat und seine Runden um den Platz dreht, zeigen er und sein Therapeut noch, was in ihnen steckt. Bei der Kapriole springt Wallach Kajal beinahe auf der Stelle in die Luft und schlägt mit den Hinterbeinen aus. Anschließend landet Kajal gelassen auf seinen vier Beinen, Reiter Florian rutscht auf der Decke ein Stück zurück und lacht. Er ist einer der fortgeschrittenen Reiter und lässt sich auch durch solche Sprünge nicht aus der Ruhe bringen.
In der Reittherapie werden rund 60 Bewohner und Schüler der Klusstiftung betreut, drei Pferde stehen ihnen auf dem Gelände an der Hospitalstraße zur Verfügung. Geritten wird gruppenweise abwechselnd am Vormittag. "So kommt jeder Teilnehmer auf ungefähr 25 Mal Reiten im Jahr", weiß Christoph Morgenstern.