Gebührenzähler Skepsis zum Digitalen hat sich gelegt
Mit neuer Wasserzählertechnik spart der Wasser- und Abwasserverband Bode-Wipper und entdeckt Rohrbrüche

Volksstimme: Wie ist der Stand der Wasserzähler-Umstellung von mechanisch auf digital?
Andreas Beyer: Wir haben 2016 mit dem Wechsel der ersten Zähler begonnen. Aktuell haben wir etwa 7500 von 15800 umgestellt. Der Abschluss ist 2024 geplant.
Welche Orte sind noch an der Reihe?
Wir sind in mehreren Orten unterwegs, um den Corona-bedingten Rückstand aufzuholen. Unsere Mitarbeiter halten sich dabei an Hygieneregeln und unterziehen sich zwei Mal wöchentlich einem freiwilligen Schnelltest. Geplant sind 2022 Atzendorf und Kroppenstedt, 2023 Etgersleben, Förderstedt, Gänsefurth, Schneidlingen, Staßfurt-Mitte und Unseburg sowie 2024 Staßfurt-Nord.
Was kostet die Kunden der Wechsel?
Der Wechsel ist mit den Grundgebühren beim Trinkwasser abgegolten. Es gibt also keine gesonderte Rechnung.
„Besuch“ kostet etwa 30 Euro
Was kostet es, wenn sie nicht gleich oder gar nicht dazu bereit sind und weiter lieber „Besuch haben“?
Grundsätzlich bauen wir bei jedem einen digitalen Zähler ein. Die Kunden können Modell oder Technologie nicht aussuchen. In berechtigten Ausnahmen besteht die Möglichkeit, die Datenfernauslesung mittels Funk abzustellen. Dann haben diese Kunden auch die Mehrkosten durch die manuelle Ablesung zu tragen. Die kostet etwa 30 Euro.
Hat sich die anfängliche Skepsis gelegt?
Unsere Kollegen machen die Erfahrung, dass etwa 80 Prozent der Leute sehr froh sind, nicht mehr Termin-gebunden zu sein und die Ablesung völlig „geräuschlos“ funktioniert. Am Anfang war die Skepsis wesentlich größer. Stichwort Datenschutz. 2020 wurde der WAZV genau aus diesem Grund beim Landesbeauftragten für Datenschutz angezeigt. Nach sehr umfangreicher zweistufiger Tiefenprüfung wurde festgestellt: Die Verwaltungspraxis im Umgang mit den digitalen Zählern ist nicht zu beanstanden.
Aber die Zähler können mehr, als nur „geräuschlos“ ablesen. Jedes Jahr müssen wir mehreren Kunden mitteilen, dass sie einen bislang unentdeckten Wasserrohrbruch oder ein Leck in der Kundenanlage haben. Denn neben Manipulationen registrieren diese Zähler auch solche Vorkommnisse. Auf Wunsch kann der Zähler dann vor Ort im Beisein des Kunden ausgelesen werden, um die weggeflossenen Mengen zu bestimmen. Das hilft nicht nur zur Ermittlung der Absetzmengen beim Abwasser, sondern gegebenenfalls auch bei der Schadensregulierung durch die Hausratversicherung.
Wie viel Geld spart der Verband letztendlich für den personellen Aufwand ein?
An reinen Ablesekosten spart der Verband etwa 30000 bis 35000 Euro pro Jahr. Dazu kommen indirekte Einsparungen. Rund 10000 Euro für etwa 500 Kontrollablesungen durch Übermittlung falscher Zählerstände beispielsweise. Letztendlich ergeben sich auch Einsparungen, da die Zähler nicht manipulierbar sind. Dem entgegenzusetzen sind natürlich höhere Anschaffungskosten.
War es nicht auch schwierig, für die händische Ablesung geeignete Mitarbeiter zu finden?
Bis zum Mindestlohngesetz 2015 lief das relativ gut, da der WAZV je Ablesung bezahlt hat. Schnellere Ableser haben 12 bis 13 Euro/Stunde verdient. Allerdings hatten wir auch Senioren, die Ablesungen vornahmen, um soziale Kontakte zu pflegen – also eher „aus Spaß an der Freude“. Einen solchen Ansatz kennt aber das Mindestlohngesetz nicht, so dass wir hier umdenken mussten.
Wochenlang Zählerstände tippen ist passé
Wie funktioniert so eine digitale Ablesung? Wie lange hält der neue Zähler?
Digitale Wasserzähler haben keine Mechanik. Die Messung erfolgt durch Ultraschall im Vorbeifahren eines WAZV-Fahrzeugs mit speziellem Empfänger. Die Daten werden verschlüsselt übertragen. Die weitere Verarbeitung erfolgt digital. Vorbei die Zeit, als Mitarbeiter wochenlang Zählerstände eintippten. Wir gehen von einer bis zehnjährigen Nutzungsdauer aus, die Batterie soll 15 Jahre halten. Das Mess- und Eichgesetz schreibt aber den Tausch nach sechs Jahren vor. Wir setzen auf das „Stichprobenverfahren“, um die Eichfrist um zwei Jahre verlängern zu lassen.