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Triathlon Sport-Kumpels auf Jubiläumskurs

Seit 2010 geht es Ende Juni in Staßfurt sportlich zu. Detlef Hofer und seine Freunde führen den „Best Friends Triathlon durch“.

Von Enrico Joo 28.06.2019, 20:00

Staßfurt l Der Schornsteinfeger kennt ja seinen Weg. Als es an der Haustür bei Detlef Hofer klingelt und dieser seine Routine-Untersuchungen abhalten will, sagt der Hauseigentümer nur: „Wenn was ist, einfach melden, ich bin drüben.“ Hofer vertraut dem Schornsteinfeger, den er ja kennt. Das kollegiale und fast freundschaftliche Verhältnis wird auf den Höhepunkt getrieben, als der Schornsteinfeger nach der Kontrollrunde sich abmeldet und erklärt, dass er in den Ruhestand ginge. Ein kurzer Plausch an der Tür. Schade. Tschüss und so. Machen Sie‘s gut.

Detlef Hofer ist einfach ein netter Mensch. Vielleicht erklärt das auch den Erfolg seines eigenen Triathlons, der sich am Sonntag zum zehnten Mal jährt. Seit 2010 führt der 61-Jährige für seine Nachbarn und Freunde den „Dette‘s Best Friends Triathlon“ durch. Dette ist Detlef Hofer. Alle nennen Dette Dette. Weil man das so macht unter Freunden. Spitznamen schaffen Individualität.

Schon immer hat Hofer, der in Magdeburg bei einer Krankenkasse arbeitet, und in Staßfurt in der Baumeckerstraße wohnt, sich sportlich betätigt. Er lief und lief. Aber 2009, als seine Tochter Selina mit einer Freundin einen Triathlon lief, hat die Idee in seinem Kopf Fleisch angesetzt. Er stellte den ersten „Best Friends Triathlon“ auf die Beine. Das heißt in Staßfurt: 220 Meter schwimmen im Strandsolbad, danach zehn Kilometer Fahrrad fahren über Rathmannsdorf und Hohenerxleben bis ins Viertel in der Baumeckerstraße, danach beginnt der Lauf über Paul-Merkewitz-Halle, Hohenerxlebener Straße und zurück über 3,5 Kilometer. Das ist nicht einmal eine Sprintdistanz.

Aber es geht ja auch nicht um große Distanzen. Dettes Motto: „Freunde treffen, Bewegung haben, Spaß haben“, umschreibt es Detlef Hofer. Acht Einzelstarter über die komplette Distanz wird es am Sonntag beim Startschuss um 10 Uhr geben, dazu drei Staffeln mit je drei Teilnehmern. Das dauert zwischen 42 und 50 Minuten, danach wird gegrillt. Mit dabei sind Freunde aus dem eigenen Viertel, es gibt aber auch Gäste aus Göttingen, Cuxhaven oder Hamburg. Stadtchef Sven Wagner wird zudem am Sonntag das erste Mal dabei sein. Der sportbegeisterte Oberbürgermeister heißt bei Dette Sveni und ist ein alter Bekannter.

Und weil in all den Jahren mittlerweile Kinder und Enkelkinder vom Sportfieber der Eltern und Großeltern infiziert wurden, gibt es auch bereits zum fünften Mal einen „Kids-Duathlon“. Die neun- bis elfjährigen Steppkes laufen 200 Meter, fahren die gleiche Strecke mit dem Rad und laufen die gleiche Strecke danach noch mal. Ringsherum ist alles fest organisiert. Wer bringt Kartoffelsalat mit, wer Bier, wer Brötchen und Kräuterbutter, wer macht Urkunden, wer nimmt die Zeit? Alles ist wie immer geklärt. Und die mit dem imaginären Organisationshut auf dem Köpfchen tragen dann Schildchen in Plastikeinrahmungen: „Master of Barbecue“, „Master of Organisation“ oder „Master of Photography“ steht dann drauf.

Die Nachbarschaft ist begeistert. „Jeder kennt hier jeden“, sagt Tobias Ortmann, der mit seinen Eltern gleich um die Ecke gewohnt hat. Heute wohnt er in Magdeburg, der angehende Arzt ist aber als medizinischer Betreuuer immer dabei. Sein Papa Mike, den Dette nur „Mikey“ nennt, ist Kampfrichter. Die Zeiten werden auf einem Flipchart angezeigt.

Noch viele mehr sind im Boot. Insgesamt werden sich 35 Erwachsene und neun Kinder auf dem Grundstück von Detlef Hofer herumtreiben. „Das wird durch alle getragen“, sagt Detlef Hofer. Der Triathlon trägt zwar seinen Namen, ist aber mit den Jahren ein gemeinschaftlich gewupptes Nachbarschaftsprojekt geworden, das beweist, dass Werte noch etwas wert sind. Zuhören, mitmachen, füreinander da sein. Bei Detlef Hofer und seinen Freunden funktioniert das. Und seitdem seine Tochter eine Panne mit dem Rad hatte und ihren Wettkampf vor einigen Jahren abbrechen musste, fährt hinter der Fahrradkolonne immer ein Auto. Niemand wird allein gelassen im Unglück.

Für Hofer war sein eigener Triathlon auch der Startschuss für vermehrt eigenes Training. Am 7. Juli ist er mit Sohn Marco (41) wieder beim Hamburg-Triathlon. Heißt: 1500 Meter schwimmen, 40 Kilometer Fahrrad fahren und zehn Kilometer laufen. Verrückt. Beim Teamtriathlon am 9. September am Barleber See ist auch Nico Hofer (39) mit im Boot. Die drei Hofers wollen erneut als „Tri Team Hofer“ die Konkurrenz aufmischen.

Vorher geht‘s aber am Sonntag gemütlich zu. Detlef Hofer schaut auf‘s Handy. Bis zu 37 Grad sind in Staßfurt angekündigt. „Mist“, fährt es ihm heraus. Vielleicht wird die Laufstrecke verkürzt, vielleicht laufen alle gemeinsam. Dette wird schon etwas einfallen. Sport fetzt. Und wer dabei seine Mitbürger besser kennenlernt, schlägt zwei Fliegen mit einer Klappe. Mindestens.