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Bauschäden Stadt Staßfurt will schnell raus

Die Stadt Staßfurt will sich von ihrem Haus mitten in der Steinstraße trennen. Es ist baufällig.

21.03.2018, 23:01

Staßfurt l Die Stadt Staßfurt will sich offenbar von ihrem Gebäude in der Steinstraße 19 trennen. Die Mitarbeiter der Bauverwaltung, der Liegenschaften und des Ordnungsamtes sollen hier ausziehen. Für sie, so der aktuelle Plan, werden Büros im Sparkassenschiff in der Lehrter Straße angemietet. Oberbürgermeister Sven Wagner diskutiert diese Angelegenheit derzeit mit dem Stadtrat in nichtöffentlichen Ausschusssitzungen. Für die Volksstimme gibt es deshalb auch von keiner Seite eine offizielle Stellungnahme zum Aus für das Haus in der Steinstraße. Allerdings: Die Ausschüsse des Rates tagen immer im Rathaus in der Hohenerxlebener Straße. Jetzt kam der Bauausschuss in der Steinstraße zusammen und Donnerstag tagt der Finanzausschuss im Sparkassenschiff. Die Verwaltung hat mit ihren Einladungen selbst eine Richtung gezeigt.

Grund für die Initiative seitens der Stadt ist der bauliche Zustand des Gebäudes. Die Verwaltung hatte die Politik darüber bereits vor Monaten informiert. Für Mitarbeiter und Besucher war zum schon lange auffällig, dass etwas nicht stimmte - denn die Fußböden im Obergeschoss des Hauses hatten sich über die Jahre teilweise stark gesenkt. Tragende Balken in Deckenkonstruktionen hängen durch.

Daraufhin hat die Verwaltung Experten zurate gezogen. Sie stellten fest, dass die statischen Probleme lösbar sind. Allerdings sollte das zeitig und ohne weiteren Aufschub passieren. Anders lässt sich nicht erklären, weshalb die Stadt bereits im Oktober ausgezogen sein will und eine Anmietung im Schiff für diesen Zeitpunkt anstrebt. Auch von einer Sperrung des Hauses im Rahmen der Gefahrenabwehr soll die Rede sein.

Eine Alternative zum Umzug sieht das Rathaus nach Volksstimme-Informationen derzeit nicht. Denn wenn das Haus in der Steinstraße saniert wird, schlagen dafür und für Sofortsicherungsmaßnahmen über 3 Millionen Euro auf. Die Möglichkeit, Fördermittel zu erhalten, sieht die Stadt derzeit nicht. Die Finanzen allein sind nicht das einzige Problem. Denn das Haus wurde um 1900 als Hotel errichtet. Es wird schon lange als Verwaltungsgebäude genutzt. Geht man an die grundlegende Instandsetzung und statische Ertüchtigung, ist aufgrund des Umfangs der Arbeiten eine Baugenehmigung erforderlich. Dann allerdings, so befürchtet die Verwaltung, ist eine Weiter- oder Wiedernutzung als Verwaltungsgebäude - bisher infolge des Bestandschutzes möglich - nur vielen Auflagen denkbar. So müssten ein neues Brandschutzkonzept erstellt und dazu entsprechende neue Rettungswege samt Neubau eines Treppenhauses ausgewiesen werden. Die Stadt hätte auch für Barrierefreiheit zu sorgen, was mit dem Einbau eines Fahrstuhls verbunden ist. Zudem müssten die Fußböden angeglichen werden. Alles unter den Prämissen des Denkmalschutzes. Zudem müsste das Haus für die Bauarbeiten leergezogen werden.

Das Rathaus hat deshalb prüfen lassen, was das Mieten von Räumen an anderen Orten neben der Sanierung kosten würde. Als von der Lage und den Konditionen günstig wird das Sparkassenschiff erachtet. Das Haus in der Steinstraße soll perspektivisch verkauft werden. Interessenten gibt es aber noch nicht. Den Entscheidungsträgern im Rat liegen verschiedene Kostenmodelle vor, die immer zugunsten eines Umzugs ausfallen.

Nach Volksstimme-Informationen bewertet die Politik das Vorhaben der Verwaltung nicht kritiklos. Im Bauausschuss wurden hinter verschlossen Türen Stimmen laut, dass man Räume nur zeitlich begrenzt anmieten und sich nicht auf langfristige Verträge einlassen sollte. Zudem kam der Unmut darüber zur Sprache, dass die Verwaltung sich aus der Steinstraße zurückziehen wolle. Auf einer Anfrage der Volksstimme hält sich Oberbürgermeister Sven Wagner bedeckt. „Wir besprechen ganz sachlich ein Problem. Es ist noch nichts entschieden.“