Vogelgrippe Stallpflicht ärgert Züchter
Die Stallpflicht wegen der Vogelgrippe stößt bei den Kleintierzüchtern auf Unverständnis.
Unseburg l „Wir sind ein recht aktiver Verein, der einmal im Jahr eine Ausstellung durchführt. Weiterhin werden sechs Versammlungen, eine Zuchtbesprechung und eine Zuchtbegehung während der Saison organisiert. Allerdings haben wir in letzter Zeit viel Angst um den Fortbestand unseres Hobbys und unseres Vereinslebens“, sagte Florian Lotzing vom Kleintierzuchtverein 1905 Unseburg.
Auch die Züchter leiden unter der Vogelgrippe, gegen die im November 2016 auch in Sachsen-Anhalt die Stallpflicht ausgerufen wurde.
Lotzing: „Das hatte zur Folge, dass wir nicht nur unsere Ausstellungen nicht durchführen können, sondern auch unsere Gänse, Enten, Puten und Hühner einstallen müssen. Uns allen ist sehr daran gelegen, diese Hygienemaßnahmen, die uns auferlegt werden, auch durchzuführen. Da aber in letzter Zeit immer wieder Fälle von Vogelgrippe auftreten, die nichts mit der Hobbyhaltung zu tun haben, fehlen auch uns langsam die Gründe, warum unser liebstes Geflügel im Stall verharren muss und sich nichts ändert an der Gesamtsituation.“
Der Zentralverband der Deutschen Geflügelwirtschaft (ZDG) habe an die Solidargemeinschaft erinnert. So habe dessen Vorsitzender Friedrich-Otto Ripke nicht nur die Mitglieder des Verbandes, sondern auch die privaten Hobbyhalter mit einem Appell gebeten, sich strikt an die Empfehlung des Friedrich-Löffler-Instituts sowie die Verordnungen des Ministeriums für Landwirtschaft zu halten.
„Was aber auffällig ist, dass nur in Betrieben der Massentierhaltung und Wildvögel - im größten Umfang Wasservögel - als Träger des Grippevirus identifiziert werden. Kann das nicht auch die Ursache sein“, fragt sich Florian Lotzing. Das Gleiche gelte für Stress, hervorgerufen durch die Wanderung oder durch zu beengte Platzverhältnisse in den Ställen.
„Können es nicht auch, wie von einigen Experten schon angesprochen, die internationalen Warenströme sein, die zur Ausbreitung des Virus führen“, gibt Lotzing zu bedenken. Man wisse, dass die Hygienemaßnahmen in Asien nicht dem europäischen Standard ähneln. Auch das Ausbringen von Mist mit entsprechend verendeten Tieren führe zur Ausbreitung der Vogelgrippe. „Die Abprodukte aus den Großschlachtereien sind Grundlage für Fisch- und Heimtierfuttermittel. Welche Hygienestandards und Untersuchungen finden hier statt, dass eine Verschleppung des Virus nicht möglich ist“, möchte der Unseburger Kleintierzüchter gern wissen.
Lotzing: „Was uns als Verein auch sehr stark beschäftigt, die Vogelgrippe gibt es nun schon seit Jahrzehnten, mal stärker auftretend, mal etwas schwächer. Warum wurde daran so wenig geforscht? Warum können die Ursachen nicht bekämpft werden? Ist es wirklich einfacher, aus ethischer und wirtschaftlicher Sicht, Millionen von Tieren zu keulen? Wo ist da die Verhältnismäßigkeit?“
Der Kleintierzuchtverein Unseburg erwartet vom Friedrich-Löffler-Institut als erstem Berater der Bundesregierung nicht nur Empfehlungen, die da heißen Stallpflicht. Es gebe so viel Fragen, die den Verein beschäftigen und man bekomme keine Antworten.
„Wir fordern Lösungen oder zumindest Lösungsansätze, die in naher Zukunft greifen, damit nicht nur wir als Hobbyhalter, sondern auch die Solidargemeinschaft aller Geflügelhalter, die Tiere mit mehr Sicherheit in Freiland halten können. Wir möchten daran erinnern, dass die Rassegeflügelzucht die Genreserve für die Geflügelwirtschaft ist. Es ist auch das kulturelle Erbe der Menschheit, was geschützt werden sollte“, so Lotzing. Der Kleintierzuchtverein würde sich freuen, von Lesern und Mitleidenden etwas mehr Unterstützung zu bekommen. „Wer Interesse hat, kann gern eine Onlinepetition gegen die Stallpflicht auf der Seite www.aktionsbuendnis-vogelfrei.com unterschreiben“, wirbt der Ausstellungsleiter. Infos über die Arbeit des Vereins unter www.klzv-unseburg.de