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Freiwillig Theater als Lebensschule

Klara Lehmann macht ein Freiwilliges Soziales Jahr im Salzlandtheater Staßfurt.

26.03.2018, 23:01

Staßfurt l Verliebte erinnern sich oft an erste Male – beim Kennenlernen und Treffen oder beim Küssen. Klara Lehmann hat ihre Premiere mit dem Staßfurter Salzlandtheater noch deutlich vor Augen. „Es war in der Schulzeit“, sagt die 19-Jährige. Mit ihrer Klasse aus dem Schiller-Gymnasium in Calbe war sie in der Salzstadt zu Gast. Auf der Bühne wurde ein französisch-sprachiges Stück gegeben. „Das hat damals gut in zum Unterricht gepasst.“

Gepasst hat auch der erste Eindruck, den das Salzlandtheater auf die Schülerin machte. Bis in die Bollenstadt ist es etwas mehr als ein Steinwurf - so war Staßfurt Klara zwar nicht unbekannt. Spielt sie doch bis heute auch aktiv Handball bei der TSG Calbe und war oft genug auswärts in der Merkewitz-Halle. Doch in den Reihen von großem oder Tilly-Saal saß sie bis dato noch nicht. „Mich hat sofort die Atmosphäre gefangen genommen. Das Haus wirkt herzlich.“ Es hatte ein wenig gefunkt zwischen Klara und dem Salzlandtheater. Immer wieder mal war sie fortan zu Gast.

Bis zum letzten Jahr dauert es dann schließlich, als es ein großes Wiedersehen gibt. Klara hat seit 2017 inzwischen ihr Abitur in der Tasche. Ihre Gedanken drehen sich darum, wie es weiter gehen soll. Dabei gibt das Interesse für Kunst die Richtung vor. Und der Wunsch, vor dem Studium noch Zeit zu haben, um sich orientieren zu können. Die Großmutter einer Freundin schließlich bringt Klara auf die Idee, die eigentlich nahe liegt: ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) im Salzlandtheater. „Mir war nicht klar, dass es das Angebot hier gibt. Aber ich habe mich einfach beworben.“

Nach ihrer E-Mail wurde die Calbenserin schnell zum Gespräch eingeladen. „Wir haben uns schon lange mit dem Gedanken getragen, einen FSJ-Platz anzubieten“, berichtet Theaterleiter Stephan Czuratis. Doch erst mit der Spielzeit 2018/19 wollten die Salzstädter sich als Einsatzstelle präsentieren. Nun stand Klara aber bereits vor der Tür. Im Gespräch nahm die junge Frau für sich ein. Ihr Interesse und ihre freundliche Art hätten ihr die Türen geöffnet, sagt der Leiter. Es galt noch einige Formalien zu regeln. Denn die Stelle hätte – wie auch jetzt – eigentlich bis zum 31. März besetzt sein müssen. Doch die Landesvereinigung kulturelle Kinder- und Jugendbildung Sachsen-Anhalt als Träger des FSJ hat die Staßfurter unterstützt.

Für Klara Lehman geht der Vorhang in eine neue Welt auf. Gespannt geht sie an ihre neue Aufgabe. Mit vielen Vorstellungen und Erwartungen. „Mir war klar, dass ich auch am Wochenende und abends gebraucht werde. Das ist nun mal Theater. Ich habe mich sehr auf die vielen Veranstaltungen gefreut und auf die Besucher, die in das Haus kommen.“

Schnell ist Klara wie die anderen im kleinen, aber engagierten Team zum Gesicht für das Haus geworden. Ihre Aufgaben sind vielfältig. Sie arbeitet im Marketing- und Öffentlichkeitsbereich, verfasst Presseankündigungen, macht Werbung, dokumentiert das Geschehen auf der Bühne. In der Künstler- und Veranstaltungsbetreuung trifft sie auf die Ausführenden und bietet ihnen den freundlichen Empfang, auf den auch sie einst traf.

Richtig beweisen konnte sich die FSJlerin mit der Organisation der Kunstbörse. Ein wichtiges Feld daneben: Klara unterstützt auch Theaterpädagogin Ines Wilk-Ekim bei ihrer Arbeit mit den Theatergruppen in den Grundschulen Wolmirsleben und „Goethe“ in Staßfurt oder besonders in der noch jungen Theatergruppe im Haus. Die Kinder arbeiten an Stücken, die sie zum Ende des Schuljahres bei den Zeugnisausgaben aufführen wollen, oder die im Salzlandtheater auf die Bühne kommen.

Die praktische Arbeit von 36 Wochenstunden wird wissenschaftlich begleitet. Die FSJler treffen sich regelmäßig zu Seminaren. Dort tauschen sie sich aus, besprechen aktuelle Themen, sind kreativ. Daneben bleibt Zeit, um die Kunstszene in den Orten der Schulungen zu erkunden. Etwa in Halle. Wichtig ist auch das Kontakte knüpfen.

Klara muss auch ein eigenverantwortliches Projekt erarbeiten in ihrem Jahr. Sie hat sich das Kindertheater ausgesucht. Hier gibt es Workshops, bei denen die Kinder neben den Proben für das Stück Gemeinschaft erfahren. Sie basteln an den Kostümen oder gestalten Kulissen. Die Workshops im Kindertheater sind konzeptionell ausgearbeitet, über Herangehensweise und Durchführung berichtet Klara in ihrer Arbeit. Sie ist eine Grundlage dafür, am Ende ein Zertifikat über das erfolgreiche Kulturjahr zu erhalten.

Gut ein halbes Jahr ist vorbei. Das Theater sucht bereits jetzt nach einer Nachfolgerin für Klara. Sie selbst spinnt ihre Pläne auch schon weiter. In Richtung Studium. Vielleicht finde sie etwas in Richtung Kunst, oder aber auch Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation. Wenn die Uni in der Nähe ist, Halle oder Leipzig, sei es gut. „Dann bin ich bei meiner Familie.“ Wenn nicht, ist das auch nicht schlimm. „Ich bin gespannt auf Neues!“

Ihr freiwilliges soziales Jahr, sagt Klara, habe ihr Leben, habe sie selbst verändert. Mit einem Ziel, aber dennoch schüchtern, habe sie damals an die Türen des Theaters geklopft. „Ich habe viele Menschen getroffen. In allen schlägt das Herz für die Kunst, egal ob sie begeistert oder mit Kritik aus dem Saal kommen. Auf alle muss man eingehen können. Das hat mich geprägt und auch selbstbewusster gemacht“, sagt Klara. Eine Liebe hinterlässt Spuren.