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Landkreis und Land stehen hinter Tourismusprojekt / Concordia See weiter gesperrt Tragisches Unglück jährt sich zum 3. Mal: Ursache ist bis heute nicht aufgeklärt

Von Kathleen Radunsky-Neumann 16.07.2012, 05:31

Das tragische Unglück von Nachterstedt jährt sich am Mittwoch zum dritten Mal. Bis heute ist die Ursache für den Erdabrutsch nicht endgültig geklärt. Deshalb steht die touristische Nutzung dieser Region vorerst auf wackligen Füßen.

Nachterstedt l Das furchtbare Unglück in Nachterstedt hat vor drei Jahren ganz Sachsen-Anhalt tief erschüttert. Zuvor war die Region ein Touristenmagnet gewesen, das gehört mit dem Erdabrutsch in den frühen Morgenstunden des 18. Juli 2009 der Vergangenheit an. Während die Bewohner versuchen, wieder zur Normalität überzugehen, steht für den Landkreis, das Land und den zuständigen Bergbausanierer noch immer die Ursachenermittlung im Mittelpunkt.

"Bevor nicht klar ist, was den Erdrutsch ausgelöst hat, können keine Aussagen über eine mögliche touristische Nutzung des Concordia Sees getroffen werden. Oberste Priorität hat die Sicherheit", sagt Robin Baake vom Ministerium für Wirtschaft und Wissenschaft auf Volksstimme-Nachfrage. Der See könne nur dann freigegeben, wenn die Sicherheit gewährleistet ist, das heißt "wenn keinerlei Gefahr für Leib und Leben besteht". So müssen die Akteure vor Ort weiterhin mit größter Sorgfalt und Umsicht arbeiten, um alle Eventualitäten auszuschließen.

Vor wenigen Tagen hat die der Lausitzer und Mitteldeutschen Bergbau-Verwaltungsgesellschaft mbH (LMBV) einen Zwischenbericht zur Ursachenermittlung vorgelegt, der sich derzeit in der Abstimmung befindet. "Wir sind zuversichtlich, dass wir die Öffentlichkeit Anfang dieser Woche über den aktuellen Stand der Untersuchungsarbeiten sowie über neue Erkenntnisse zu den Ursachen informieren können", sagt der Ministeriumssprecher.

Derweil ist laut Baake eine Zwischennutzung des Concordia Sees für 2012 ausgeschlossen und "steht auch für 2013 in Frage". Die Mitarbeiter des Landesamtes für Geologie und Bergwesen sind aufgrund der vom zuständigen Bergbausanierer derzeit durchgeführten Erkundungsarbeiten zur Ursachenermittlung und zur Vorbereitung der Sicherungs- und Sanierungsarbeiten fast täglich vor Ort, informiert Baake. Das Abschlussgutachten zur Unglücksursache soll Mitte 2013 vorliegen. "Dann entscheidet sich, ob und gegebenenfalls wann und wie der See genutzt werden kann", nennt der Ministeriumssprecher das weitere Vorgehen.

Trotzdem stehen sowohl das Ministerium als auch die Stadt Seeland hinter dem Seenland-Projekt. "Deshalb werden wir in der Region alle Projekte im Umland des Sees, die machbar sind, weiter verfolgen und unterstützen", sagt der Pressesprecher. Dazu gehört etwa der Ausbau des Radwegenetzes, um die Region für Anwohner und Besucher deutlich attraktiver zu machen, auch wenn der Concordia See noch nicht genutzt werden kann. Als ein Beispiel sei hier der Europaradweg R1/D3-Route genannt, wo ein neues Fahrradrast- und Informationszentrum gebaut wurde. Diese Baumaßnahme in Höhe von rund 611000 Euro wurde mit 550100 Euro gefördert.

Darüber hinaus haben Sachsen-Anhalt und der Bund die von der Böschungsrutschung Betroffenen finanziell unterstützt. Dafür und zur Sanierung des Concordia Sees sowie zur weiteren touristischen Erschließung wurden von 2009 bis 2011 bereits mehr als 30 Millionen Euro zur Verfügung gestellt, davon eine Million Euro für einen Nothilfefonds für betroffene Unternehmen.

Auch der Salzlandkreis hält weiter an der Tourismusregion Nachterstedt fest. Landkreissprecherin Ingrid Schildhauer nennt dafür zwei Beispiele. "Der größte Kinderspielplatz von Sachsen-Anhalt war zu keiner Zeit von der Sperrung des Concordia Sees betroffen und ist somit durchgängig für die Besucher geöffnet." Das Gleiche betrifft ihrer Aussage nach auch die Gastronomie im Promenadenbereich oberhalb des Sees sowie das sich ständig erweiternde Radwegenetz.

"Die Seelandregion mit ihren engagierten Bürgern hat es verdient, für diese nutzbaren Teilobjekte zu werben", sagt Schildhauer und betont: "Für den Salzlandkreis steht und stand zu keiner Zeit das Tourismusprojekt Seeland mit dem Concordia See in Frage."