Havarie Übersommern im Container
Spielen geht, Essen geht, Schlafen geht. Die Kita Struwwelpeter Staßfurt stellen sich auf eine Übergangszeit in 21 Containern ein.
Staßfurt l Dass es letztendlich zu so einer annehmbaren Lösung kommt, hätte Barbara Pollet vor etwa einem Monat nicht gedacht. Die Chefin der Kita Struwwelpeter blickt auf nervenaufreibende Wochen zurück.
Ende April werden die Gruppenräume nicht mehr warm. Die erste Diagnose: Wasserverlust in der Fußbodenheizung. Nach der Ortung eines Lecks dann die Gewissheit: Der Schaden ist enorm und betrifft das ganze Haus. Gutachter und Versicherung geben sich die Klinke in die Hand.
„Wir haben sofort nach Ausweichmöglichkeiten gesucht“, sagt Barbara Pollet. Nicht so einfach in einer Stadt, wo gerade drei andere Kindertagesstätten ebenfalls mit Übergangslösungen arbeiten. Die Kinder der Neundorfer Pusteblume werden wegen der Komplettsanierung ihrer Einrichtung im Gebäude des Leopoldshaller Spatzennests betreut. Die Förderstedter Kita ist im Umbau begriffen, ihre Kinder sind verteilt. Und absehbar ist der Umzug der Kita Bergmännchen ins Sandmännchen – ebenfalls wegen bevorstehender Sanierungsarbeiten.
„Wir haben verschiedene Varianten geprüft. Unter anderem wurden uns eine leer stehende Etage im Krankenhaus angeboten und einige verschiedene andere Objekte“, zählt Pollet auf. Auch Möglichkeiten in eigenen Häusern der Stiftung Waisenhaus, zu der der Struwwelpeter gehört, wurden in Betracht gezogen. Doch überall sei der Aufwand zu hoch gewesen, die Objekte zur Betreuung von Kindern geeignet herzurichten. Hinzu kam, dass es heutzutage nicht mehr so einfach ist, kurzfristig Firmen zu finden. Es wurde abgewogen zwischen Miet- und Umbaukosten sowie einer ganz anderen Lösung.
Letztendlich entschlossen sich alle Beteiligten für eine Container-Variante. Barbara Pollet spricht von einer tollen Teamleistung. Vor allem, dass es dann doch recht schnell zur Umsetzung kommen konnte.
Nur eine Woche dauerte es, und die Kita-Leiterin hielt die Genehmigung vom Bauordnungsamt des Salzlandkreises in der Hand. Auch alle anderen involvierten Behörden erkannten die Dringlichkeit und gaben grünes Licht für das Vorhaben. Schließlich standen nach Pfingsten, innerhalb von nur vier Tagen, 21 Container auf dem Bolzplatz vor dem Kita-Gebäude. „Dafür bin ich sehr dankbar“, erklärt Barbara Pollet und vergisst dabei auch die Firmen nicht sowie die Eltern, die sich bereiterklärt hatten, ihre Kinder für zwei Tage aus der Einrichtung zu nehmen, als die Container „einschwebten“.
Seit Anfang der Woche haben die Struwwelpeter nun ihre neuen „Appartements“ bezogen. Die Abläufe sind etwas anders, aber die Zeit der Eingewöhnung hat begonnen.
21 Container-Segmente zu je sechs mal zweieinhalb Meter Fläche sind zu verschiedenen Raumgrößen zusammengestellt. Es gibt fünf Gruppenräume, genügend Platz zum Spielen, zum Essen, zum Schlafen, eine kleine Küche, zwei Sanitärabteilungen.
Susi Reitmeier, Erzieherin im Krippenbereich, hat festgestellt: „Die Kinder kommen damit klar. Wir als Erzieher kommen klar. Wir müssen es uns einfach schön machen.“
Die Platzaufteilung ist nicht so luxuriös wie im Kita-Gebäude. Doch immerhin haben die Container Rolläden an den Fenstern und Klima-Anlagen zu bieten. Die ist auf angenehme 24 Grad eingestellt. Bei der angekündigten Woche mit tropischen Temperaturen hört sich das nach einem großen Vorteil an. Da werden sich die Kinder wohl sogar lieber dort aufhalten, als auf dem wunderbaren Freigelände, das übrigens komplett unberührt bleibt vom Provisorium.
Und in vier Monaten soll das Leben im Container auch wieder vorbei sein – wenn bei der Beseitigung der Schäden alles nach den gegenwärtigen Vorstellungen läuft.