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Staßfurt Weitere Leser berichten von Wölfen

Weitere Menschen melden sich bei der Staßfurter Volksstimme: Auch sie haben einen Wolf gesehen, berichten sie.

Von Franziska Richter 18.08.2015, 18:56

Atzendorf/Hecklingen l Zuerst war es eine junge Frau aus Löderburg, die eine Wölfin mit zwei halbstarken Jungen am 9. August bei Löderburg gesehen hat. Nach diesen Artikel (gestern in der Volksstimme) meldet sich Heidemarie Blöck aus Atzendorf bei der Volksstimme.

Im Dezember 2013 habe ein Wolf bei ihr im Hof gestanden und das Katzenfutter, das dort stand, gefressen, erzählt sie. Sie wohnt in der Magdeburg-Leipziger Chaussee in Atzendorf, die direkt am Ort vorbeigeht, auf Höhe des Gewerbegebiets. „Es war Mittag, ich wollte gerade auf den Hof“, sagt sie. Als sie noch im Flur stand, habe sie einen Wolf durch die Glastür ihres Hauses in ihrem Hof stehen sehen. „Er hat das Trockenfutter der Katzen aus dem Napf gefressen“, erklärt die 68-Jährige.

„Mein Mann hat ihn auch gesehen und kann es bezeugen“, sagt die Frau. Der Wolf sei dann in Richtung Straße abgezogen. „Meine Nachbarin erzählte mir später, dass sie den Wolf auch auf der Straße gesehen hat.“

Auf dem Hof stand der Wolf in nur wenigen Metern Entfernung von der Haustür. „Ich bin mir sicher, dass es eine Wolf war.“ Es soll sich um einen halbwüchsigen Wolf gehandelt haben.

Ein weiterer Vorfall in der Nacht zwischen vergangenem Sonntag und Montag, 17. August, lässt Heidemarie Blöck vermuten, dass wieder ein Wolf durch Atzendorf gezogen ist: „Gegen 3.30 Uhr bin ich aufgewacht und habe ein fürchterliches Geschrei von Katzen gehört“, berichtet sie. Später habe sie eine ihrer Katzen verängstigt vorgefunden.

Unabhängig von Heidemarie Blöck meldet sich Jürgen Prise aus Hecklingen in der Redaktion und sagt über den Artikel über die Wölfe in Löderburg: „Das kann ich nur bestätigen. Ich habe vor zwei Monaten in Hecklingen einen Wolf gesehen“, erklärt er.

Jürgen Prise war gerade mit seinem Hund in der Wohnsiedlung im Buschweg unterwegs. Am Ende der Siedlung und dann noch einmal in 40 bis 50 Meter Entfernung habe ein halbwüchsiger Wolf gestanden. „Er hat den Schwanz eingezogen und ist weggelaufen“, berichtet Jürgen Prise.

Der Wolf sei dann über das Feld raus aus dem Ort in Richtung Winningen gelaufen. Jürgen Prise habe sich daraufhin mit jemandem aus Hecklingen unterhalten, der vermutlich denselben Wolf am gleichen Tag zwischen Hecklingen und Winningen gesichtet habe.

Angst hatte Jürgen Prise nicht wirklich. Man stehe erstmal da und schaue dumm aus der Wäsche, meint der Hecklinger, aber er wisse, dass Wölfe Menschen nicht angreifen. „Eigentlich habe ich mir mehr Sorgen um meinen Hund gemacht“, erklärt er.

Die Sichtungen aus Atzendorf und Hecklingen sind offiziell nicht bestätigt. Für einen richtigen Nachweis braucht es Funde von Spuren oder Fotos, wie das Landesamt für Umweltschutz der Staßfurter Volksstimme bereits zur Wolfssichtung in Löderburg erklärte. Klar ist aber auch: Nicht alle Sichtungen werden dem Landesamt gemeldet.

Dass Wölfe so nah an menschlich besiedelte Gebieten herankommen, sei eine Seltenheit, erklärte das Landesamt für Umweltschutz der Volksstimme.

Der Naturschutzbund (NABU) Sachsen-Anhalt hat wie das Landesamt auch eine Meldestelle für Wölfe. Die Sprecherin Annette Leipelt hält es für „nicht unwahrscheinlich“, dass Wölfe auch in Ortslagen gesichtet werden. Bestätigen kann sie Vorkommnisse im Raum Staßfurt aber nicht.

„Jungwölfe gehen oft auf Erkundungstour, sie sind neugierig“, erklärt die NABU-Sprecherin. Dies könnte auch erklären, dass die halbwüchsigen Wölfe so nah bei Atzendorf und Hecklingen gesehen worden sind. Ähnlich wie Wildschweine oder Waschbären, die zunehmend in Siedlungsgebiete vordringen, wagen sich die Tiere immer weiter heran.

Mehr noch: Gerade wenn ein Wolf in seiner Kindheit und Jugend lernt, dass er in menschlichen Gebieten nichts zu befürchten hat oder sogar Futter dort findet, entwickelt er auch keine Scheu. Eine Ansiedlung sei aber auf keinen Fall zu vermuten, hatte Biologe Dr. Martin Trost vom Landesamt für Umweltschutz gegenüber der Volksstimme deutlich gemacht: Wölfe siedeln sich nur in dichten, großen Wäldern an.

„Aber dass sich ein Wolf so auffällig in Wohngebieten blicken lässt, ist sehr unwahrscheinlich“, erklärt Annette Leipelt vom NABU zu den Fällen bei Staßfurt. Auch sie warnt wie das Landesamt vor Verwechselungen. Wölfe werden oft mit wilden Hunde der Rasse Tschechoslowakischer Wolfshund verwechselt - eine eigens gezüchtete und domestizierte Rasse aus Wolf und Deutschem Schäferhund.