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Leerstand Wohnraum für Lehrlinge schaffen

Die Wobau bietet in Staßfurt mit einem neuen Programm Wohnungen an, um dem Leerstand entgegenzuwirken.

16.05.2020, 08:43

Staßfurt l Die Zeiten sind seit Jahren keine guten für kommunale Wohnungsgesellschaften. Ralf Klar kann davon ein Lied singen. Er wiederholt es mantramäßig und mit gleichbleibender Besorgnis. „Der Leerstand ist groß. Der demografische Wandel ist nicht abgeschlossen. Bis 2030 wird Staßfurt noch einmal 20 Prozent der Einwohner verlieren, das sind 5000 Menschen“, erklärt der Geschäftsführer der Wohnungs- und Baugesellschaft mbH Staßfurt (Wobau). Prognosen hätten diesen Rückgang vorhergesagt.

Derzeit hat die Wobau mit ihren Wohnungen einen Leerstand von 27,4 Prozent, das sind über 500 Wohnungen. Insgesamt vermietet die Wobau 2166 Wohnungen in Staßfurt. Natürlich bekämpft die Wobau den Leerstand. Blöcke werden verkauft oder abgerissen. Das sind derzeit die alternativlosen Optionen. „Ohne Abriss hätten wir einen Leerstand von knapp 40 Prozent“, sagt Klar. Auch einige Sanierungen des Bestandes haben kaum etwas am Trend geändert. Es sind natürlich vor allem Plattenbauten, die unattraktiv geworden sind und leer stehen. Daher hilft oft nur noch ein Abriss der in der DDR noch sehr beliebten Wohnungen.

Weil die Wobau sich aber damit nicht begnügen will, will die Wohnungs- und Baugesellschaft nun neue alternative und innovative Wege gehen, um den Leerstand zu bekämpfen. Am 1. August will die Wobau das Progamm „Wobaustarter“ beginnen. Das Angebot: Lehrlinge mit nicht so gut gefülltem Portemonnaie bekommen Wohnungen zum Sonderpreis und zu Sonderkonditionen. Kleine Einraumwohnungen um die 40 Quadratmeter bietet die Wobau mit einer Warmmiete von 199 Euro an. Die Kaution beträgt nur eine Monatsmiete. Die Kündigungsfrist beträgt zwei Monate. Als Schmankerl oben drauf gibt es eine integrierte Küche.

„Derzeit werden in der Straße der Deutschen Einheit in Staßfurt-Nord drei Wohnungen hergerichtet, die lange leer standen“, erklärt Ralf Klar. „Wenn es gut angenommen wird, sind wir flexibel und können weitere Wohnungen herrichten.“ Natürlich ist es mit Kosten verbunden, die Wohnungen wieder auf Vordermann zu bringen. Dazu gehen der Wobau durch die verbilligten Mieten auch Einnahmen verloren. Eine vergleichbare Wohnung ohne „Wobaustarter“-Programm würde etwa 300 Euro warm kosten. Die Mieter würden also ein Drittel der Warmmiete sparen.

Die Wobau rechnet sich trotzdem aus, dass sich das Programm rechnet. „Wir haben das gegengerechnet“, so Klar. „Die Wohnungen würden sonst leer stehen.“ Und weiter Kosten produzieren. „Pro Jahr verursacht eine Wohnung Leerstandskosten von 500 bis 600 Euro“, so Klar. Die würden dann wegfallen.

Erarbeitet wurde das Progamm „Wobau-Starter“ in einem internen Workshop. „Es soll ein Anreiz sein, junge Leute in Staßfurt zu halten und gleichzeitig eine Plattform sein, um junge Menschen anzusprechen“, sagt Ralf Klar. Weitere Aktionen sind immer in Planung.

Parallel läuft der geplante Abriss von ganzen Blöcken weiter. Im Wohngebiet „Am Tierpark“ wurden zahlreiche Blöcke abgerissen. Auch in der Straße der Deutschen Einheit in Staßfurt-Nord wurden Wohnungen abgerissen. „Bis 2022 werden weitere 128 Wohnungen abgerissen“, erklärt Klar. „Dadurch können wir eine spürbare Reduzierung des Leerstands erreichen.“