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Katastrophenschutz 211 Sirenen für den Landkreis Stendal sind zu wenig, um im Ernstfall alle Einwohner zu warnen

Die Flutkatastrophe in Westdeutschland zeigt auf schmerzliche Weise, wie verwundbar Menschen, Städte und Dörfer sind. Wie ist der Landkreis Stendal gerüstet? Mit dem Ersten Beigeordneten Sebastian Stoll sprach Andreas König.

Von Andreas König 23.07.2021, 16:13
Sebastian Stoll, Erster Beigeordneter Landkreis Stendal, im Stabsraum des Landkreises.
Sebastian Stoll, Erster Beigeordneter Landkreis Stendal, im Stabsraum des Landkreises. Foto: Landkreis Stendal

Volksstimme: Die Menschen in den Flutgebieten sind teilweise zu spät gewarnt worden. Jetzt wird der Ruf nach Sirenen lauter. Wie viele davon gibt es im Landkreis Stendal?

Sebastian Stoll: Stand heute sind es 211 Sirenen. Das klingt nach einer Menge, aber wenn Sie bedenken, dass allein für die Stadt Stendal mindestens zehn Sirenen nötig sind, um alle Menschen zu erreichen, wird klar, dass noch mehr angeschafft werden müssen.

Gibt es Aktivitäten in dieser Richtung?

Der Bund hat ja angekündigt, eine Sirenenförderung zu leisten. Wir haben bei den Kommunen gefragt, wo Interesse an solch einer Förderung besteht und haben bislang positive Rückmeldungen aus den Städten Tangermünde, Tangerhütte und Havelberg, sowie aus den Einheitsgemeinden Elbe-Havel-Land und Arneburg Goldbeck bekommen. Insgesamt sollen 35 neue Sirenenanlagen in Betrieb genommen werden.

Verfügt der Landkreis über eigene Sirenen?

Nein, für den Betrieb und die Einsatzbereitschaft der Sirenenanlagen sind die jeweiligen Kommunen verantwortlich. Allerdings profitieren wir als Landkreis stark von solch einer Infrastruktur.

Inwiefern?

Nun, wir können uns im Katastrophenfall dieser Infrastruktur bedienen, um die Menschen zu warnen. Das geht von der Leitstelle aus mit einem Knopfdruck.

Genügen die vorhandenen Sirenen, um alle Einwohner des Landkreises bei Katas-trophengefahr warnen zu können?

Nein, bisher nicht. Das hat ja der Warntag im vergangenen Jahr eindrücklich gezeigt. Eine Reihe von Bürgern hat uns gefragt, wieso sie am bundesweiten Warntag nichts gehört haben. Genau da müssen wir ansetzen.

Heißt das, der Landkreis könnte im Ernstfall nicht alle seine Bürger warnen?

Nein, das heißt es nicht. Uns stehen auch noch andere Mittel zur Verfügung.

Welche wären das?

Wir können, wie in den Hochwasserlagen 2002 und 2013 geschehen, Lautsprecherwagen durch die Orte schicken und die Leute unmittelbar informieren.

Besitzt der Kreis eigene Fahrzeuge dieser Art?

Wir würden auf Technik der Feuerwehren und Blaulichtorganisationen zurückgreifen, aber auch der Kontakt zu den Bürgermeistern ist in solchen Fällen unerlässlich. Wenn das nicht genügt, haben wir noch drei Motorräder, die mit Lautsprechertechnik ausgestattet sind. Auch damit ist es möglich, die Menschen in den Ortschaften zu erreichen.

Wenn es zu einer Hochwassersituation oder ähnlichem kommen sollte, wo können Menschen nach etwaigen Evakuierungen unterkommen?

Zunächst einmal in Turnhallen. Wir haben verschiedene Evakuierungspunkte und einen Plan, wo im Bedarfsfall Einwohner aus welchen Orten untergebracht werden können.

In den Katastrophengebieten war auf einen Schlag die gesamte Infrastruktur weg. Gibt es Ausweichsysteme, beispielsweise für die Stromversorgung?

Wir haben eine Reihe von Notstromaggregaten für unsere Katastrophenschutzkräfte. Für einen größeren Bedarf existieren Vereinbarungen mit der regionalen Wirtschaft, deren Unternehmen uns im Falle eines Falles Notstromaggregate zur Verfügung stellen.