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30 Tiere getötet Wolf richtet Massaker in Schafherde an

In der Nacht zu Sonntag hat vermutlich ein Wolf einen Teil einer Schafherde in Uchtdorf bei Tangerhütte übel zugerichtet.

Von Rudi-Michael Wienecke 20.03.2016, 19:00

Uchtdorf l Die Schmerzgrenze ist für den Sandbeindorfer Schäfer Joachim Roloff überschritten. In der Nacht zum Sonntag suchten ein oder mehrere Wölfe seine 80-köpfige Herde heim, die wenige 100 Meter vor der Ortschaft Uchtdorf (Tangerhütte) weidete. Es war die mittlerweile vierte Wolfsattacke, die Roloff traf. Ein so schlimmes Bild wie am Sonntag bot sich ihm allerdings noch nie. Was da über Nacht geschehen war, glich einem Massaker.

Versprengt standen die verängstigten Muttertiere, die Anfang April beginnen abzulammen, außerhalb ihres Pferches. Noch lebende Tiere lagen mit zerissenen Gesichtern oder Eutern und Hinterteilen dazwischen. Bei anderen hatte der Wolf ganze Arbeit geleistet. Sie waren tot, aus ihren Leibern quollen die Därme oder die ungeborenen Lämmer. Zwei Tiere suchten Schutz in einem nahen Bach. Ihre Wolle sog sich voll, sie wurden nach unten gezogen und ertranken jämmerlich. Selbst auf dem zerstörten Zaun war noch Strom und auch von den installierten Blinklichtern am Zaun ließ sich der Wolf nicht abschrecken.

Die Tierärztin war schnell vor Ort, versuchte zu retten, was zu retten ist, operierte im Nieselregen. In drei Fällen konnten die Schafe aber nur noch von ihrem Leid erlöst werden. Eines ist schwerstverwundet, wird es nicht überstehen. Für drei Tiere besteht noch Hoffnung. Die traurige Gesamtbilanz: Neun tote und vier verletzte Schafe, sieben Tiere fehlen. Nach ihnen suchte gestern die Schäferfamilie den ganzen Tag über. Werden die ungeborenen, toten Lämmer dazugerechnet, beklagt Roloff einen Verlust von 30 Tieren, der vom Land nur teilweise ersetzt wird. Wie viele Tiere durch den Stress in den Folgetagen noch verlammen werden, wird sich zeigen. Glück hatten die Autofahrer. Die Schafe wurden nur wenige Meter entfernt von einer Landesstraße gehütet. Wäre die Herde in Panik auf die Straße gelaufen, hätte dies böse Folgen haben können.

Vor Ort war gestern der Rissgutachter Andreas Berbig aus Arneburg. Er nahm Proben von den Tieren, will untersuchen lassen, ob auch wirklich der Wolf im Spiel war. Zweifel daran hatte er allerdings selber nicht. Auch Professor Peter Schmiedchen von der Gesellschaft zum Schutz der Wölfe besah sich den Schaden und bot Hilfe an. Ein Fachmann aus Sachsen soll kommen und nun erst einmal Tag und Nacht die Herde bewachen. Dann werde entschieden, ob die Gesellschaft Roloff einen Herdenschutzhund finanziert. Das Land stellt dafür kein Geld bereit.