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Prof. Hans-Jürgen Kaschade stellt Ideen zur Bewältigung des demografischen Wandels vor Als Modellregion bundesweit punkten

Von Dirk Andres 10.10.2012, 03:17

Der demografische Wandel kommt und läuft eigentlich schon. Wie Städte und Gemeinden gerade im ländlichen Raum damit umgehen, darüber sprach am Montagabend Prof. Kaschade in Stendal.

Stendal l "Mehr als die Vergangenheit interessiert mich die Zukunft, denn in ihr gedenke ich zu leben", zitierte Wiebke Stephan am Montag zum Abschluss des Gesprächskreises im Stendaler Dom Albert Einstein. Damit traf sie genau den Nerv des Abends, der ganz im Zeichen des demografischen Wandels stand.

Bis zum Jahr 2050 wird Deutschland nach aktuellen Schätzungen etwa 20 Prozent seiner Einwohner verlieren. Der Anteil der Älteren wird jedoch zunehmen. Um auch das Leben im ländlichen Raum trotz dieses Wandels weiter attraktiv zu gestalten, stellte Prof. Hans-Jürgen Kaschade seinen Zuhörern verschiedene Ideen vor. Für die Bildung reichen die Konzepte auf dem Lande von der Nachbarschaftsmutter und dem Spielkreis nach dem Vorbild eines Kindergartens bis hin zum Hausunterricht oder auch dem Fernstudium. Einziges Problem dabei seien noch gesetzliche Hürden.

Bei der Kultur gebe es mit Kleinkunst, einem Bücherraum, zahlreichen Aktionen von Vereinen und Bewohnern auch auf dem Lande ein umfangreiches Angebot. Abgerundet werde dieses mit dem Internet, das auch das Thema Verwaltung für die Bürger vereinfachen werde. "Durch die zunehmende Vernetzung werden die Unterschiede zwischen Stadt und Land schrumpfen", sagte Kaschade. Das Internet erleichtere zudem via E-Mail oder Skype die Kommunikation.

Auch wenn dem Land auch zukünftig die Konsumnähe fehle, gebe es doch Projekte wie den Nachbarschaftladen, der diesen Standortnachteil minimieren könnte. Auch das Internet, Lieferdienste oder auch Verkaufswagen leisten laut Kaschade einen positiven Beitrag.

Lösungen gebe es auch für die Bereiche Arbeit. So habe es selbst der Kurfürst geschafft, Fachkräfte für das Land zu gewinnen. Im Gesundheitswesen setzt Kaschade auf die qualifizierte Krankenschwester statt den Arzt, für den Weg ins Krankenhaus gebe es einen Fahrdienst, und der Notrufknopf im Haus kann im Bedarfsfall genutzt werden. Um die Ressourcen bei Verkehr und Infrstruktur besser zu nutzen, gebe es Projekte wie das Car-Sharing, ein Ruf-Taxi, Kleinbusse oder Streckenführerscheine für ältere Menschen.

Um Veränderungen durchzusetzen, erfordere es laut Kaschade Mut und Durchsetzungsvermögen gerade gegenüber der Politik. "Wir müssen es schaffen, Modellregion für diesen Wandel zu werden, dann haben wir ein Alleinstellungsmerkmal in der Altmark", sagte der Professor. In der Hochschule sieht er dabei einen wichtigen Partner.