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Altmark-Hochzeit Nestbau nach Ringtausch

Christian Rethfeldt (35 Jahre) und Nadine Müller-Rethfeldt (27). aus Tangermünde sind die Gewinner der „Altmark-Hochzeit".

Von Egmar Gebert 10.03.2017, 00:01

Tangermünde l Da steht man im Laden und mitten rein ins Kundengespräch klingelt das Handy, penetrant, nicht enden wollend und irgendwie peinlich.

So erging es Christian Rethfeldt Ende vergangener Woche. Seine Kunden sahen das lockerer als der Augenoptiker selbst. „Gehen Sie ruhig ran.“

Christian tat entschuldigend, was er in so einem Moment sonst nicht tut. Er drückte auf „annehmen“ und tat genau das Richtige. Am anderen Ende der Leitung war ein Volksstimme-Redakteur, der dem Tangermünder und seiner Nadine, die Christian seit dem 15. Juli 2016 seine Ehefrau nennen darf, herzlich gratulierte. „Sie sind die Gewinner unserer Hochzeitsfoto-Aktion. Wann und wo können wir uns treffen?“

Der auf diese Weise telefonisch Überraschte war – in so einem Moment durchaus nachvollziehbar – erst einmal baff. „Nur ganz kurz“, sagt er ein paar Tage später, spricht von „einem Freuden-Kribbel im Bauch“. Niemals, so ist von Nadine Müller-Rethfeldt zu erfahren, hätten sie damit gerechnet, überhaupt ins Finale zu kommen. „55 Hochzeitsfotos, und es waren ja so viele schöne Bilder dabei.“

Allein schon, ihr Foto unter denen der Finalisten zu sehen, sei ein schönes Gefühl gewesen. Das Gute an der Geschichte: Nicht nur die beiden sahen das Foto, mit dem sie von den Lesern der Volksstimme in die Endrunde der „Altmark-Hochzeit 2016“ gewählt worden waren. Freunde, die Familie, Patienten der Dialyse-Schwester, als die Nadine in Tangermünde arbeitet, Kunden von Christian und vor allem Oma machten nun für ihr 2016er Hochzeitspaar mobil.

Sie alle dürfen sich heute mit dem jungen Paar freuen, denn während des Final- votings waren es ihre Stimmen, die Nadine Müller-Rethfeldt und Christian Rethfeldt immer weiter nach vorn katapultierten. Für das Gewinnerpaar der Volksstimme-Hochzeitsaktion bedeutet das bekanntlich neben einem hübschen Blumenstrauß einen 500-Euro-Urlaubszuschuss. Für Nadine und Christian sogar einen Hochzeitsreise-Zuschuss, denn die steht noch aus. Wohin, mal sehen.

Apropos Hochzeit. Der 15. Juli 2016 war kein Zufallsdatum. Auf den Tag genau sieben Jahre zuvor war aus der „StudiVZ“-Internet-Freundschaft der beiden Liebe geworden. Christian erinnert sich: „Wir hatten uns zwei Jahre lang geschrieben, ganz locker, als Freunde, nicht mehr. Im Juni 2010 hab ich Nadine gefragt, ob sie mit mir einen Kaffee trinken geht.“ Was er nicht wusste, Nadine trinkt keinen Kaffee, heute noch nicht. Sie kam trotzdem. Drei Wochen später – am 15. Juli 2010 – waren beide ein Paar.

Sieben Jahre später: Am 15. Juli 2016 kurz vor 13 Uhr steht Christian Rethfeldt im Standesamt des Tangermünder Rathauses und wartet, dass seine Nadine durch die Tür tritt. Alles von dem Paar genau so geplant.

Nicht geplant sind die Glücks-Tränen, die ihm in die Augen schießen, als er sie dann dort sieht, in einem Traumkleid, blütenweiß mit einem Strauß weißer Orchideen. Nadine hält länger durch, bis nach der ersten Unterschrift mit „Müller-Rethfeldt“ auf der Eheurkunde. Doch als ihre Oma sie in die Arme nimmt, brechen auch bei ihr alle Dämme. Dabei hatten sich die beiden felsenfest versprochen, am schönsten Tag in ihrem Leben keine Tränen zu vergießen, sich einfach nur zu freuen.

Dass beides auch mal zusammengehören kann, wurde zur ersten Eheerfahrung – es gibt wohl keine schönere.

Eine weitere: Was sich Nadine und Christian vornehmen, funktioniert in der Regel auch. Die Sache mit dem Nestbau zum Beispiel.

Das Haus in der Heerener Straße, seit 1998 in Familienbesitz, begann das Paar bereits 2010 Stück für Stück zu sanieren und auszubauen, größtenteils nach den Ideen von Nadine und mit dem handwerklichen Geschick beider sowie mit Hilfe von Christians Vater, der in jungen Jahren einen Handwerksberuf erlernt hatte, sowie mit der Kraft eines Kollegen von Nadine, mittlerweile Freund des Ehepaares.

2012 waren die ersten Zimmer soweit, um einziehen zu können. Nadine und Christian taten es.

„Zum ersten Mal auf der selbst gebauten Terrasse, ein gutes Gefühl. Es roch nach Holz, einfach toll“, erinnert sich Christian, dem der Spaß am Nestbau bis heute ebenso wenig abhanden kam wie seiner Nadine. Wer in ihrem Zuhause zu Gast sein durfte, wird das verstehen. Ein Schmuckkästchen, ohne Schnörkel, aber keineswegs „nur“ funktional. Individuell und gemacht, um sich darin wohl zu fühlen.

Jetzt soll es dem Dachboden an den Kragen gehen. Der Flur wird dann der Punkt auf dem i, sind die beiden überzeugt. Wenn es irgendwie machbar ist, will das Hochzeitspaar Nadine Müller-Rethfeldt und Christian Rethfeldt diesen i-Punkt noch setzen, bevor sie im nächsten Jahr – auch dank des Altmarkhochzeit-Reisegutscheins – ihre Hochzeitsreise nachholen.