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Auf der Buchmesse Mit Blaulicht nach Leipzig

Am 21. März beginnt die Leipziger Buchmesse. Dann ist auch Helmut Block aus Kremkau als Aussteller dabei.

Von Egmar Gebert 20.03.2019, 01:00

Kremkau l Dass der Kremkauer Block-Verlag auf der Leipziger Buchmesse präsent ist, mag Außenstehende zu einem anerkennenden „Schau einer an“ verleiten. Für Helmut Block selbst ist ein eigener Stand auf der zweitgrößten deutschen Buchmesse gelebte Normalität. Schon von Beginn an sei ihm klar gewesen: „Wenn ich Bücher mache, dann muss ich auf die Messe nach Leipzig. Wer da nicht ist, der wird nicht wahrgenommen, der findet nicht statt, den gibt es nicht.“

Dieser „Beginn“, seitdem Block seiner Leipziger Messe-Präsenz in jedem Jahr aufs Neue freudig entgegenfiebert, liegt schon ein paar Tage zurück – knapp 11.000, also 30 Jahre, um genau zu sein. Der Block-Verlag feiert in diesem Jahr Buchmesse-Jubiläum und nicht nur das.

Im Wendejahr 1989 hob Helmut Block seinen Verlag aus der Taufe. Verlagssitz damals war Magdeburg, gewählt unmittelbar nachdem Helmut Block seine Schritte beim ersten Besuch im Westen nicht in einen der schillernden Einkaufstempel, sondern in ein Braunschweiger Verlagshaus gelenkt hatte.

„Ich bin da rein, hab mich zum Verleger durchgefragt und ihm gesagt, dass ich auch einen Verlag gründen möchte, aber keine Ahnung habe, wie das geht.“

Die Gespräche, die sich daraus entwickelten, wurden zu wichtigen Steinen im Fundament des Helmut-Block-Verlages. Wobei das mit dem Mangel an Wissen dann wohl doch etwas tiefgestapelt war. Bücher waren zu dieser Zeit schon längst Blocks Metier.

Der 1954 Geborene schlug nach einer Berufsausbildung mit Abitur per Fernstudium den akademischen Weg zum Bibliotheks- und Literaturwissenschaftler ein. Helmut Block wurde Mitarbeiter, dann Leiter der Stadt- und Kreisbiblothek in Wolmirstedt, ging von dort aus als stellvertretender Bibliotheksdirektor an die Pädagogische Hochschule später an die Otto-von-Guericke-Uni nach Magdeburg. Kurz: Literatur war sein Leben und sollte es unter den nun neuen Vorzeichen und den sich damit bietenden Chancen auch bleiben.

Der erste Sitz des Helmut-Block-Verlages war seine Magdeburger Wohnung. Jeder fange klein an, solle dann aber nicht auf dieser Stufe verharren, wenn sich neue Türen auftun, so eine weitere Maxime des Helmut Block.

Für ihn öffnete sich so eine Tür in der „Chinesischen Botschaft“ der Landeshauptstadt. Ein Begriff, der noch aus DDR-Zeiten an dem gelb angestrichene Gebäudekomplex an der Magdeburger Klosterwuhne klebte. „Chinesische Botschaft“, so nannte der Volksmund die SED-Bezirksparteischule, zweithöchste Kaderschmiede der alles beherrschenden Staatspartei. In diesem Gebäudekomplex also waren nun – oh Wunder – jede Menge Räume frei. Helmut Block nahm das Angebot an und galt fortan als einer, dem man mit Vorsicht zu begegnen hatte, erinnert er sich. „Ich sei ein ganz Roter, sagten die einen und andere glaubten sogar zu wissen, dass ich in Moskau studiert hätte. Wie sonst wäre ich an diese Räume gekommen?“ Eine Episode, die der 64-Jährige, der im Übrigen der kaderpolitisch für ihn schon in jungen Jahren vorgesehenen SED-Mitgliedschaft mit einem Eintritt in die Blockpartei NDPD zuvorkam und noch immer kein Wort Russisch spricht, äußerst amüsiert zum Besten gibt.

„Das waren wilde Zeiten damals. Kaum einer, der nicht selbst dabei war, kann sich vorstellen, wie das damals losging“, sagt er auch über die Wochen und Monate, in denen Helmut Block nach der Vergabe der ersten privaten Rundfunk-Lizenzen in Sachsen-Anhalt zum Mitbegründer von Radio SAW wurde. Das erste Sendestudio wurde in der alten Magdeburger Tapetenfabrik eingerichtet, die Helmut Block von der Treuhand nach heftigen Auseinandersetzungen um einem fast schon geplatzten Notartermin kaufen konnte. Noch heute ist Block einer der Gesellschafter des Senders und stellvertretender Beiratsvorsitzender.

Dass er, der selbst in jungen Jahren eine Förderklasse des DDR-Schriftstellerverbandes besuchte, Jahrzehnte später als Verleger auch dem Nachwuchs eine Plattform bietet und ein Buch mit deren Arbeiten in verschiedenen literarischen Genres herausgibt, war Helmut Block ebenso wenig in die altmärkische Wiege gelegt (er ist gebürtiger Salzwedeler), wie seine Unterstützung, Anleitung, Ermutigung von Zeitzeugen, ihre Geschichten über Krieg, Vertreibung und den Aufbau eines neuen Lebens in Büchern des Block-Verlages zu erzählen.

Für seine Umtriebigkeit und sein Engagement, das ihn übrigens 2002 zum ersten Mal als Kremkauer Ortsbürgermeister kandidieren ließ, was er seither ist, wurde Helmut Block 2016 mit der Verdienstmedaille der Bundesrepublik Deutschland geehrt. Auch das erfährt sein Gesprächspartner während eines nahezu dreistündigen Besuchs eher nebenbei.

Eigentlich geht es mit dieser Plauderei doch um die Leipziger Buchmesse und die Tatsache, dass der seit 17 Jahren im Altmarkdorf Kremkau beheimatete Block-Verlag an diesem Wochenende auf derMesse in Leipzig dabei ist. Etwa 80 bis 100 Titel wird Helmt Block präsentieren. Regional-Literatur, Historienwerke, Kinderbücher, Reisebeschreibungen und nicht zu vergessen: die Krimis „seiner Autoren“. Die gibt Helmut Block seit 1994 in Fortführung der DDR-Kult-Krimi-Reihe „Blaulicht“ heraus. 47 „Blaulicht“-Krimis sind bisher im Block-Verlag erschienen, womit er die 1958 begründete und damit älteste Krimireihe Ostdeutschlands auf 332 Folgen erweiterte. Einige von ihnen hat Helmut Block auch in seinem Leipziger Messekoffer.