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Agentur für Arbeit zieht Bilanz: 57 unbesetzte Stellen und 22 unversorgte Bewerber Ausbildungsmarkt ist kein Wunschkonzert

Von Thomas Pusch 08.11.2011, 05:26

Weniger Schulabgänger bewarben sich um weniger Ausbildungsplätze. So lautet kurz gefasst die Bilanz des Berufsausbildungsmarktes 2010/2011 der Agentur für Arbeit.

Klötze l Einen ungewöhnlichen Ort hatte sich die Agentur für Arbeit für ihre Pressekonferenz zum Berufsausbildungsmarkt ausgesucht. Die Wahl war auf den Edeka-Markt von Carola Junghans gefallen. Mit Pamela Herrmann ist dort eine Auszubildende tätig, die vom Einstiegsqualifizierungs-Programm (EQ) profitiert hat. Ebenso wie Malerlehrling Eduard Schneider, der zusammen mit seinem Chef Jürgen Philipp zum Gespräch kam.

Beide Azubis hatten nach ihrem durchaus nicht schlechten Realschulabschluss im 2er-Bereich zahlreiche Bewerbungen geschrieben. Pamela Herrmann wandte sich an rund 80 Arbeitgeber, schickte ihre Bewerbungsmappe nicht nur in die Region, sondern auch nach Berlin und Hamburg. "Aber es ergab sich kein Vorstellungsgespräch, kein Praktikum", sagte die Baarserin gestern.

Bei Edeka bekam sie eine Chance und nach dem sechsmonatigen EQ-Praktikum einen Ausbildungsvertrag. Auch Malermeister Philipp setzte auf das Programm und fand dadurch in Eduard Schneider aus Kusey einen Bewerber, der sehr gut in seine Firma passt. Beide Ausbilder plädieren dafür, dass es verstärkt längere Praktika geben sollte, um beiden Seiten die Chance zu geben, sich besser kennenzulernen.

"Im vergangenen Ausbildungsjahr hatten wir 1244 Bewerber für 1295 Plätze", gab Agenturchefin Marina Kermer einen Einblick in die Großwetterlage. 999 waren betriebliche Ausbildungsstellen. 56 Stellen blieben offen, 22 Schulabgänger fanden keinen Ausbildungsplatz. "Wir arbeiten aber noch daran, auch die unterzubringen", so Kermer.

Im Altmarkkreis Salzwedel gab es mit 494 Bewerbern 32 weniger als im vergangenen Jahr. Auch die Anzahl der Stellen sank, von 563 auf 504. Im Landkreis Stendal gab es ein ähnliches Bild. Zwar stieg die Zahl der Bewerber von 738 auf 750, es standen mit 791 aber trotz eines Absinkens um 18 immer noch mehr Stellen zur Verfügung.

Dass der Überschuss an Stellen nicht gleich eine 100-prozentige Vermittlungsquote bedeutet, liegt neben der Eignung auch an den Unterschieden zwischen Berufswunsch und Angebot. Bei der Spitzenposition in den beiden Top 10 stimmt dies mit Verkäufer noch überein. Allerdings war der zweitbeliebteste Beruf Bürokaufmann, auf der Angebotsliste nur die Nummer drei. Die zweitmeisten Ausbildungsstellen gab es hingegen für Köche, die auf der Wunschliste allerdings erst den sechsten Platz belegen.

Besonders groß ist die Diskrepanz bei den Wünschen sieben bis zehn, Verwaltungsfachangestellter (Kommunalverwaltung), Metallbauer (Konstruktionstechnik), Mechatroniker und Landwirt. Sie erscheinen allesamt nicht in den Top 10 der Angebote.

Der überwiegende Teil der unbesetzten Ausbildungsstellen sind Dienstleistungsberufe. So werden noch zehn Köche, neun Restaurantfachleute und vier Fachkräfte im Gastgewerbe gesucht. Insgesamt sind 32 Ausbildungsplätze in Gastronomie und Handel zu vergeben. 25 offene Stellen gibt es in den Fertigungsberufen.