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Russisches Ensemble bringt Tschaikowskys "Schwanensee" auf die Bühne / Tanzkunst und Farbenpracht Ballettklassiker verzaubert das Stendaler Publikum

Von Bettina Höft 01.12.2011, 04:22

Stendal l Der beliebteste und bekannteste Ballettklassiker Tschaikowskys, "Schwanensee", zählt seit seiner Uraufführung 1877 für Generationen von Theaterbesuchern zur weihnachtlichen Vorfreude. Das zeigte auch die ausverkaufte Vorstellung am Dienstagabend am Stendaler Theater. Das Publikum wurde verzaubert. Nicht nur weil es eine Geschichte über die Macht der Liebe ist oder der legendäre Tanz der kleinen Schwäne Kindheitserinnerungen weckte, es war einfach die wunderbare Verbindung von Choreographie und Tschaikowskys unvergleichliche Komposition.

Die mit einem international ausgezeichneten Ruf bekannte und nach dem weltbekannten Balletttänzer R. Nurejew benannte Russische Staatliche Ballettakademie unter der künstlerischen Leitung von E.S. Kuvatova zeigte eine tänzerische Meisterleistung. Traumhafte Teller-Tutus, feinster Tüll und eine Farbenpracht bei den Gesellschafts- und Nationaltänzen bedienten die Gefühle.

Im Mittelpunkt der romantischen Geschichte steht der junge Prinz Siegfried (N. Enikeew), der am Tage seiner Volljährigkeit ein rauschendes Fest feiert. Seine Mutter bittet ihn, sich eine Braut zu erwählen. Er begegnet der Schwanenkönigin (S. Gavrjuschina), die ihm ihre wahre Identität enthüllt: Sie ist die Prinzessin Odette, die von dem Zauberer Rotbart verwandelt wurde und nur durch den Schwur ewiger Liebe erlöst werden kann. In Stendal wurde alles nach strengster klassischer Übung und vor einer bestechend klaren, aber trotzdem märchenhaften Bühne getanzt.

Mit der Doppelrolle des weißen Schwans Odette und ihres bösen Ebenbildes, des schwarzen Schwans Odile, entstand eine der anspruchsvollsten Rollen für eine Primaballerina. Die Gavrjuschina tanzte diese Doppelrolle anmutig und langgliedrig, selbstbewusst majestätisch als guter Schwan Odette und dämonisch-ausdrucksstark als schwarzer Schwan Odile.

Ideal ergänzt wurde sie von ihrem Prinzen, der ihr ewige Liebe schwört. Er wird von Rotbart belauscht. Und als Siegfried sich am nächsten Tag mit Prinzessin Odette verloben will, erscheint Rotbart (J. Zubairov) mit Odile. Zubairov verkörpert brillant das Erbe Nurejews - ein hohes professionelles Niveau, gepaart mit künstlerischer Hingabe. Er wirbelte auf der Tanzbühne und steht kräftige hohe Spagat-Sprünge. Das Publikum honorierte dies immer wieder mit Szenenapplaus.

Auch die Solo-Variationen, die "Pas de deux" Siegfrieds mit dem weißen Schwan im zweiten Akt oder mit dem schwarzen Schwan im dritten Akt gefielen, und Gefallen fand Siegfried fälschlicherweise an Odile. Als er den Betrug erkannte, bat er Odette um Verzeihung. In dieser Inszenierung fand alles ein Happy End.

Das "Corps de ballet" der Schwäne tanzte korrekt platziert und war eine Augenweide. Das magische Wogen und Fließen der Reihen wurde etwas eingeschränkt durch die für ein so opulentes Ballett wie "Schwanensee" zu kleine Bühne. Sehr schön und synchron das "Pas de Quattre", der Tanz der vier kleinen Schwäne, sicher die bekannteste Passage.

Der von Schönheit geprägte Abend war ein wahrer Genuss. Es gab langen Applaus und mehrere Vorhänge. Das vielleicht einzige Manko war die Musik aus der Konserve, vor allem an einigen Stellen etwas zu laut.