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Begleiter Zwei Neue im Hospiz-Team

Die ehrenamtlichen Hospizbegleiter schenken vor allem Zuwendung. Zwei Frauen sind neu im Stendaler Team und mit Herz und Seele dabei.

Von Nora Knappe 04.10.2020, 09:00

Stendal l Wer sich mit Kristina Schulze und Ingelore Alex über ihr Ehrenamt unterhält, kann schnell den Eindruck gewinnen, als gäbe es nichts Besseres. So ungezwungen und offenherzig, ja, mit einer Spur heiterer Bewegtheit schildern sie, wie es ihnen als Hospizbegleiterinnen geht – Menschen also, die Sterbenskranke in ihrer letzten Lebensphase begleiten, ihnen Zeit und Aufmerksamkeit schenken und die Angehörigen somit entlasten.

Die beiden Frauen sind seit diesem Jahr im Team der Hospizbegleiter, Kristina Schulze (63) aus Stendal ist noch als Medizinisch-technische Assistentin berufstätig, Ingelore Alex (65) aus Lüderitz bereits Rentnerin.

„Ich komme gut mit älteren Leuten und mit Kranken klar, es macht mir Spaß, vor allem, wenn ich sehe, sie freuen sich“, sagt Kristina Schulze, die sich letztlich dadurch bestätigt fühlte, den Befähigungskurs mitzumachen, dass Kolleginnen meinten: Das ist genau das Richtige für dich.

Bei Ingelore Alex kam der Impuls aus ihren beruflichen Erfahrungen als Krankenschwester und Ausbilderin: „Vom Thema Sterben, Tod und Trauer soll sich keiner überrumpelt fühlen, ich selbst hatte einige Fälle, die mir ganz schön an die Nieren gingen. Darum finde ich die Unterstützung für Angehörige wichtig.“

Nach Kursende und anschließendem Hospiz-Praktikum begannen beide erst mal gebremst, denn Corona funkte in die gewohnten Abläufe dazwischen. Statt leibhaftig fanden die Kontakte telefonisch statt. „Ich hatte trotzdem gleich das Gefühl, das haut hin“, erzählt Ingelore Alex von ihrer bis heute andauernden Begleitung einer Frau im Heim. „Und als sie merkte, dass ich auf sie eingehe, blühte sie regelrecht auf, es hat ihr wohl einfach die Zuwendung gefehlt.“ Mittlerweile sehen sich die beiden längst auch persönlich, sie reden, gehen spazieren, und Ingelore Alex hat den Eindruck, eine wichtige Bezugsperson zu sein und neuen Lebensmut zu wecken.

Ihr erster Einsatz dagegen hatte nur kurz gewährt ... „Das ist manchmal so, dass man kaum Zeit hat, sich aneinander zu gewöhnen“, merkt Gundis Gebauer an, die die Ehrenamtlichen schult und ihre Einsätze koordiniert.

Auch Kristina Schulze wurde recht bald nach ihren ersten Begegnungen mit einem Hospizbewohner mit dessen Tod konfrontiert. Dabei hatte sie den Mann schnell ins Herz geschlossen, „er konnte so interessant erzählen, und auch seine Frau hat mich gleich sehr nett aufgenommen“. Mit ihr hat Kristina Schulze auch hinterher noch oft telefoniert. Momentan unterstützt sie die Frau eines schwerkranken Mannes, eher sporadisch, je nach Bedarf. „Ich melde mich regelmäßig bei ihr, sie kann mich jederzeit anrufen, aber ich will mich auch nicht aufdrängen.“

Der regelmäßige Kontakt, das bekräftigt Gundis Gebauer, ist ganz wichtig. Und dass die Ehrenamtlichen andererseits auch ihre Grenzen kennen: „Sie sind keine Ärzte, keine Pflegekräfte und müssen darauf achten, in ihren Kräften nicht aufgezehrt zu werden.“ Darum gibt es alle paar Wochen auch Treffen der Ehrenamtler, in denen sie sich austauschen und mal wieder „einnorden“ können.

Die Vorstellung ist für Außenstehende womöglich seltsam: Auf einmal befindet man sich in einem völlig fremden Leben, einer anderen Familie. Das ist für beide Seiten immer ein Wagnis, da ist auch viel Ausprobieren und Herantasten dabei: Ist man sich überhaupt sympathisch, hat man gemeinsame Themen, wie viel Nähe oder wie viel Distanz möchte die begleitete Person, was sind ihre Bedürfnisse ...?

„Wir versuchen natürlich schon in der Auswahl darauf zu achten, dass beide Seiten gut zueinander passen“, sagt Gundis Gebauer, „aber wir haben keinen Einfluss darauf, wie sich eine Begleitung entwickelt, manchmal, wenn die Chemie einfach nicht stimmt, muss auch abgebrochen werden.“

Manche Erwartung indes muss das Hospiz zurechtrücken: „Auch wir können nicht alles leisten, wir können nicht alles schönmachen am Ende“, sagt Gundis Gebauer – wenngleich vieles leichter gemacht werden könne. „Aber was wir auf jeden Fall leisten können, ist, da zu sein und die Menschen nicht allein zu lassen.“

Das Stendaler Hospiz präsentiert sich am Mittwoch, 14. Oktober, von 9 bis 13 Uhr mit einem Infostand am Winckelmann-Platz. Weiteres auf www. hospiz-stendal.de