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Tierplage nimmt in und um Stendal zu Bei Waschbär-Alarm hilft der Jäger

Bei ungebetenem Besuch von Waschbär und anderen Wildtieren sollten die Bürger das Ordnungsamt der Stat oder gemeinde informieren. Sonst kann man böse Überraschungen erleben. Wie zuletzt in einem Ort im Landkreis Stendal.

Von Andreas König 20.06.2021, 23:31
Eher harmlos für die Zivilisation: ein Waschbär in einem Gehege wie hier im Salzwedeler Tierpark.
Eher harmlos für die Zivilisation: ein Waschbär in einem Gehege wie hier im Salzwedeler Tierpark. Foto: Oliver Becker

Stendal - Putzig sehen sie ja aus, die Waschbären mit der spitzen Nase und der dunklen „Brille“ m die Augen. Doch man darf sich nicht täuschen. Die pelzigen Gesellen haben es faustdick hintern den plüschigen Ohren.

Immer häufiger tauchen sie und andere Wildtiere in menschlichen Siedlungen auf. Erst kürzlich kauerten zwei Jungtiere wie bei Hunden Welpen genannt, auf der Schwelle der Terrassentür in einem Ort im Landkreis Stendal.

Wie soll man sich in solch einem Fall richtig verhalten? „Zunächst einmal Ruhe bewahren“, rät Markus Reister, der Vorsitzender der Kreisjägerschaft Stendal. Zwar heißt es, dass in bewohnten Gebieten die „Jagd ruht“, aber dennoch seien die Jäger in solchen Fällen zuständig.

Gefangen in Lebendfallen

„In der Regel wird bei Waschbären auf Wohngrundstücken mit sogenannten Lebendfallen gearbeitet“, sagt der in Berkau (Bismark) wohnende Jäger und Landwirt. Da es sich bei Waschbären um nicht heimische Tiere handelt, werden sie in der Jägersprache „Raubzeug“ genannt. Denn räuberisch sind Waschbären. Hühnerhalter und Besitzer anderer Geflügelarten können ein Lied davon singen. Es ist keineswegs immer der Fuchs, der die ganz gestohlen hat, sondern oftmals auch der Waschbär.

Zudem haben die ursprünglich aus Nordamerika stammenden Pelztiere so gut wie keine natürlichen Feinde in Deutschland. Sie sind schlau, ja man mus schon sagen gerissen. „Wenn sie beispielsweise in ein Haus eindringen wollen, heben sie Ziegelsteine an, um auf den Dachboden zu gelangen“, berichtet Markus Reister. Als recht gesellige Tiere bringen sie nach erfolgreichen Streifzügen in die Zivilisation beim nächsten Mal höchstwahrscheinlich ihre Verwandtschaft mit und werden dann erst richtig zum Problem. Es ist dem Vernehmen nach schon vorgekommen, dass die Waschbären ein ganzes Dachgeschoss auseinandergenommen haben.

Doch nicht nur Procyon lotom, so der wissenschaftliche Name des auch „Schupp“ genannten Waschbären, kommt menschlichen Siedlungen immer häufiger nahe. „Wir haben regelmäßig Sichtungen von Rehen, oder auch Wildschweinen“, berichtet Philipp Krüger von der Stadtverwaltung Stendal. In solchen Fällen hole sich das Ordnungsamt den Beistand von Jägern oder manchmal auch der Polizei.

In jedem Fall sollten Bürger, die solche Tiere in Wohnsiedlungen sichten, die Behörden informieren. „An Wochenenden übernimmt die Leitstelle, die dann unseren Bereitschaftsdienst kontaktiert“, sagt er.

Gänse auf Gleisen

Sein kuriosestes Zusammentreffen mit Tieren ereignete sich entlang der Bahnlinie von Tangermünde nach Stendal. Eine Gänseherde hatte sich in Richtung der Schienen verirrt, so dass der Zugverkehr beeinträchtigt war. Mit viel Geduld sei es gelungen, die Tiere weg von den Gleisen und hin zu einem Teich zu scheuchen.

Bei handfesterem tierischen Besuch, etwa Wildschweinen, sei es hingegen ratsam, die Hilfe von Fachleuten in Anspruch zu nehmen.

Wenn also Jäger beispielsweise Waschbären von Grundstücken einfangen, sei das zwar nicht gebührenpflichtig, „doch freut sich bestimmt jeder über eine kleine Aufmerksamkeit“, sagt Markus Reister. Zu Schutz vor unliebsamen Gästen empfiehlt er einen handelsüblichen Elektrozaun. „Das merken sie sich“, sagt er.