1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Stendal
  6. >
  7. Mit swingendem Elan im Sitzkonzert

Bigband Mit swingendem Elan im Sitzkonzert

Die Bigband der Musik- und Kunstschule Stendal lieferte ein Konzert voll Leidenschaft. Der Bandleader dirigierte sportlich.

Von Nora Knappe 14.11.2016, 00:01

Stendal l „Volle Hütte“ nannte Benjamin Ulrich voll staunender Freude das, was er da vor sich sah: Alle Sitzreihen im Musikforum Katharinenkirche besetzt. Mit einem erwartungsfrohen und begeisterungsfähigen Publikum. Und es dürften nicht nur Angehörige gewesen sein, die das Konzert der Bigband der Musik- und Kunstschule Stendal am Sonnabend nicht verpassen wollten.

Auf jeden Fall brauchte es gar kein Überschwappen der guten Laune aus den Reihen der Musiker in die der Zuhörer – die war von vornherein da. Bandleader Benjamin Ulrich hielt sie mit seinen charmanten Moderationen aufrecht, bekannte nach einer guten Handvoll Titel, die er mit sportlichem Körpereinsatz, versonnenem Augenschließen und mitreißender Mimik dirigierte: „Also mir macht das Spaß, dieser alte Swing. Ich glaub‘, das sieht man auch.“ Ja, das sah man – vom ersten Takt an.

Als die neue Sängerin der Bigband, die Jugendliche Louise Tiesies, ihren Einsatz hatte, wollte er, dass auch das Publikum ein bisschen von diesem Spaß durchblicken lässt, forderte zum Mitsingen im Refrain auf. Wenn auch erst etwas zögerlich, klappte es am Ende dann dank Anfeuerung per Mikrofon mit einem kräftigen, in Melodie gebetteten „Hey, hey, hey“. Nun soll nicht der Eindruck entstehen, als hätte der Konzertabend nur durch den Bandleader gelebt. Denn wenngleich die Musikerinnen und Musiker der Bigband etwas versteckt waren hinter den großen Notenpulten, vermittelten sie doch ebenso ihre Leidenschaft für „Swing, Latin and more“, wie es der Titel des Konzerts versprach, ließen in Soli ihrem Enthusiasmus und ihrer Spielfreude freien Lauf, versprühten Energie und Spaß.

Der Funke sprang jedenfalls mühelos aufs Publikum über, auch wenn es das nicht so zeigte. Das ist wohl das Dilemma dieser Sitzkonzerte: Anders als bei klassischen Konzerten eignet sich doch gerade Bigband-Musik, die so swingt und groovt, zu mehr als nur zu Fußwippen und Kopfwackeln. Da will man die Klänge ihren Weg durch den Körper finden lassen, will die Schwingung der Töne in Bewegung umsetzen. Doch ach, die Besucher solcher Verharrkonzerte müssen sich wohl hier wie auch anderswo weiterhin mit der Rolle der wohlerzogenen Sitzenbleiber zufriedengeben. Denn wer traut sich auch schon, da mal aus der tatsächlichen Reihe zu tanzen?

Benjamin Ulrich, der ja nicht nur das Selbstbewusstsein, sondern da vorn auch genug Platz zum Dirigertanz hatte, nahm das Ganze mit Humor und versuchte es mit einem Alternativangebot fürs Publikum: „Und jetzt, wieder ein Titel für die Sitztanzgruppe im hinteren Drittel.“