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Aufruf Bürgerin aus Klietz möchte Selbsthilfegruppe für Trauernde gründen

Silvia Brechlin aus Klietz verlor in den vergangenen Jahre einige Verwandte. Um mit ihrer Trauer besser umgehen zu können, sucht sie andere Hinterbliebene aus dem Landkreis Stendal für eine Selbsthilfegruppe.

Von Leonie Dreier Aktualisiert: 28.05.2021, 18:03
Trauernde, die Familienmitglieder oder enge Freunde verloren haben, leiden häufig unter dem Verlust.
Trauernde, die Familienmitglieder oder enge Freunde verloren haben, leiden häufig unter dem Verlust. Foto: dpa

Klietz/Stendal - „Die Idee, eine Selbsthilfegruppe zu gründen, habe ich schon länger“, sagt Silvia Brechlin aus Klietz und nippt an ihrem Kaffee. Sie belastet die Situation sehr, dass viele ihrer engsten Familienmitglieder nicht mehr da sind. Immer wieder hat die 58-Jährige mit ihren Trauerschüben zu kämpfen. Sie verlor in den vergangenen zehn Jahren ihre Eltern, Schwiegereltern, Schwester und ihren Mann. Nun möchte sie eine Selbsthilfegruppe für Trauernde gründen.

Es ist nicht so, dass sie mit niemandem darüber sprechen kann. Doch die Silvia Brechlin möchte ihre beiden Töchter und ihren Lebenspartner damit nicht zur Last fallen. Gespräche mit ihrer Freundin helfen nur teilweise. „Ich mache einfach immer weiter und versuche, mit der Trauer zu leben“, beschreibt sie ihren bisherigen Umgang mit der Trauer im Gespräch mit der Volksstimme. Schon im vergangenen Dezember versuchte sie, beim Trauercafé in Stendal Kontakte zu knüpfen, hoffte auf einen Austausch mit Trauernden. Durch die Corona-Einschränkungen gab ihr das Treffen nicht das, was sie sich vorgestellt hatte.

Paritätischer Wohlfahrtsverband in Stendal als Ansprechpartner

Nun sucht sie Hinterbliebene, die wie sie das Bedürfnis haben, über den Verlust zu sprechen. Alter, Geschlecht und Wohnort der Interessenten spielen keine Rolle, sagt Silvia Brechlin. Die Treffen müssen nicht ausschließlich in Stendal stattfinden. Der Treffpunkt kann variieren.

„Näheres ergibt sich aus den Treffen heraus“, ist die Altmärkerin zuversichtlich. Ihr geht es vielmehr darum, mit anderen Betroffenen über die Gefühle zu sprechen und zu erkennen, dass man als Trauernder nicht alleine ist. Damit die Mutter eine Selbsthilfegruppe ins Leben rufen kann, wandte sie sich an den Paritätischen Wohlfahrtsverband in Stendal. Dort half ihr Daniela Elsner, Selbsthilfekoordinatorin, weiter. Die 34-Jährige erklärte sich bereit, bei den ersten Treffen dabei zu sein. „Ich helfe beim Aufbau der Gruppe und stehe anschließend beratend zu Seite“, sagt Elsner. Wenn die Selbsthilfegruppe fünf Mitglieder hat, seit einem halben Jahr offiziell besteht und sich regelmäßig trifft, kann sie Fachvorträge von Experten organisieren. Die Selbsthilfekoordinatorin unterstützt die Mitglieder, wenn es gewünscht ist, auch bei der Raumsuche.

Ein Rezept oder einen Leitfaden, wie die Treffen gestaltet werden, gibt es nicht, offenbart Daniela Elsner. Die Gruppe entscheidet für sich, ob sie beispielsweise gemeinsame Unternehmungen planen möchte. Letztendlich organisiert die Gruppe sich selbst.

Austausch unter Trauernden ist wichtig

Die 34-Jährige stellt heraus, dass der Austausch der Trauernden untereinander wichtig ist. „Es hilft vielen Leuten, zu wissen, dass sie nicht alleine sind.“ Das Verarbeiten miteinander sei ein wichtiger Baustein in der Trauerbewältigung.

Angst davor, dass sich Silvia Brechlins Trauer nach den Gesprächen vertieft, hat sie nicht. „Es kann passieren, dass jemand anfängt zu weinen, wenn die Gefühle über einen kommen. Dann ist die Gruppe da, um den Betroffenen zu helfen“, sagt die 58-Jährige.

Interessenten für die Selbsthilfegruppe für Trauernde können sich bei Silvia Brechlin unter schippi09@web.de und bei Daniela Elsner unter der Nummer 0151/17668281 sowie per E-Mail an delsner@paritaet-lsa.de melden.