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Corona-Hygiene Hände waschen oder desinfizieren?

Stendaler Hygienefachkraft beantwortet Fragen zur Corona-Desinfektion. Am wichtigsten: das richtige Mittel und die Einwirkzeit.

Von Nora Knappe 24.06.2020, 01:01

Stendal l Was einst als hypochondrische Übertreibung galt, wird infolge der Covid-19-Gefahr zu einer alltäglichen Übung: das Händedesinfizieren. Nicht nur im Krankenhaus, auch in Geschäften und öffentlichen Einrichtungen, in Betriebsfluren und in Restaurants stehen Flaschen oder Pumpspender mit – hoffentlich wirksamen – Mitteln gegen Bakterien und Viren.

Die Volksstimme hat zu diesem Thema einige Fragen an Ines Konschake gestellt, die Hygienefachkraft im Johanniter-Krankenhaus Stendal ist.

Wie sinnvoll und hilfreich ist es, sich die Hände zu desinfizieren?

Ines Konschake: Viele ansteckende Krankheiten werden über die Hände übertragen, Bakterien und Viren brauchen Mund, Nase oder die Augen, um in den Körper zu gelangen – und dorthin kommen sie vor allem über die Hände. Jeder sollte auf eine gute Händehygiene achten. Für Besucher und Patienten im Krankenhaus empfehlen wir die Handdesinfektion vor Betreten der Klinik und der Krankenstation.

Wie wirksam ist das Waschen mit Seife?

Regelmäßiges Händewaschen mit Seife schützt vor Corona-Viren, aber auch vor allen anderen möglichen Keimen. Um viele Bakterien und Viren von den Händen zu waschen, müssen diese 30 Sekunden gewaschen werden. Das ordentlichste Waschen der Hände bringt aber nichts, wenn die Hände danach im schmuddeligen Handtuch landen. Deshalb gibt es im Krankenhaus auch nur Einmalhandtücher. Zu Hause sollten Handtücher regelmäßig der Kochwäsche zugeführt werden.

Wie gründlich muss man seine Hände desinfizieren, um den gewünschten Effekt zu erzielen?

Die Vorgaben des Herstellers von Händedesinfektionsmittel müssen berücksichtigt werden, in der Regel ist die Einwirkzeit mindestens 30 Sekunden.

Schadet Desinfektionsmittel dauerhaft nicht der Haut und deren eigenen Schutzmechanismen?

Bei nahezu allen in Deutschland eingesetzten Händedesinfektionsmitteln bildet der Alkohol Ethanol die wirksame Grundlage. Die Gesamtkonzentrationen liegen üblicherweise bei >60–95 Prozent. Die Hauptwirkung der Alkohole auf die Haut besteht in einer Störung der Struktur des Stratum corneum (= oberste Schicht der Epiedermis), insbesondere der dort vorhandenen Lipidschichten, also der Hautfette.

Die Wirkung hängt entscheidend vom Alkohol und dessen Konzentration ab. Im Unterschied zur Waschung werden die Lipide nicht abgespült, sondern bei der heute üblichen Einreibemethode wieder in die Haut gerieben. Deshalb ist die Händedesinfektion verträglicher als das Händewaschen.

Nicht jedes Desinfektionsmittel tötet Corona-Viren – worauf sollte man achten?

Es gibt eine große Auswahl an Produkten, die sich im Wirkspektrum unterscheiden. Das Robert-Koch-Institut (RKI) hat eine Auflistung geprüfter und anerkannter Desinfektionsmittel und -verfahren erstellt. Die Wirkungsbereiche werden unter anderem durch die Buchstaben A und B gekennzeichnet.

Der Buchstabe A bedeutet, dass dieses Desinfektionsmittel zur Abtötung von vegetativen Bakterien einschließlich Mykobakteien sowie Pilzen und Pilzsporen geeignet ist. Der Buchstabe B kennzeichnet die Eignung zum Inaktivieren von Viren (entspricht „viruzid“ – also wirksam gegen behüllte und unbehüllte Viren). Weitere Wirkungsbereiche sind „begrenzt viruzid“ (wirksam gegen behüllte Viren) und „begrenzt viruzid PLUS“ (wirksam gegen behüllte Viren und Adeno-, Noro- und Rotaviren).

Prinzipiell sind Viren mit Hülle leichter zu desinfizieren als solche ohne Hülle. Influenza- und Coronaviren haben eine Hülle, Noroviren nicht.