1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Stendal
  6. >
  7. Risiko einer Klassenfahrt

Corona-Krise Risiko einer Klassenfahrt

Sich in der Corona-Krise auf Klassenfahrt zu begeben, ist ein Risiko. In Osterburg endete solch eine Reise mit Infektion und Quarantäne.

Von Anke Hoffmeister 08.09.2020, 21:13

Stendal l Eine Schülerin aus dem Osterburger Gymnasium im Landkreis Stendal hat sich auf der Klassenfahrt nach Prag mit dem Coronavirus infiziert. Alle 68 Mitschüler und drei Lehrer sind nun als unmittelbare Kontaktpersonen für 14 Tage in Quarantäne.

War es das Risiko wert, in der Corona-Pandemie unbedingt solch eine Reise anzutreten? Diesen Vorwurf muss sich in erster Linie Elke Hein als Schulleiterin des Markgraf-Albrecht-Gymnasiums in Osterburg gefallen lassen. Sie weist jeden Vorwurf zurück, einen Fehler gemacht zu haben – im Gegenteil, so die Pädagogin.

Die Verantwortlichen in der Schule seien bei der Vorbereitung der Abschlussfahrt sehr umsichtig vorgegangen. Prag sei nicht als Corona-Risiko-Ort eingestuft. Zudem gab es nach ihren Angaben auch eine klare Information aus dem Bildungsministerium, dass alle vor dem 24. April geplanten Klassenfahrten stattfinden dürfen. Für die Abschlussfahrt der jetzigen Zwölftklässler seien die Planungen bereits im September 2019 angelaufen.

Für die Reise selbst wurde ein Hygienekonzept ausgearbeitet, das unter anderem Maskenpflicht beinhaltete und den Teilnehmern den Besuch von Großveranstaltungen untersagte. Bei der Rückkehr ging das Gymnasium auf Nummer sicher, alle Schüler und Lehrer wurden noch auf der Rückfahrt am Freitag in Stendal vom Gesundheitsamt getestet. Dank der schnellen Information der Stendaler Behörde zu den Ergebnissen und den damit verbundenen Konsequenzen, haben die Prag-Reisenden keinen Kontakt zu anderen Gymnasiasten gehabt.

Bereits am Sonntag stand fest, eine Schülerin wurde positiv getestet, sodass alle 72 Personen sich in häusliche Quarantäne begeben mussten. Wären alle Testergebnisse negativ ausgefallen, „wären die Zwölftklässler gleich ab Montag für den Zeitraum von zwei Wochen ausschließlich in einem separaten, hinter der Bibliothek gelegenen und somit vom übrigen Gymnasiums-Grundstück getrennten Gebäude unterrichtet worden“, erläutert Elke Hein.

Nun werden die Gymnasiasten der Abschlussklassen wieder im Homeschooling unterrichtet – sprich virtuell über die Internet-Plattform Google Education. Der Ausfall der Lehrer, versichert die Leiterin, werde so kompensiert, dass der normale Unterricht nicht beeinträchtigt wird.

Alle Reisenden des Gymnasiums werden in dieser und der kommenden Woche weiter getestet. Sie werden vom mobilen Abstrichteam des Gesundheitsamtes zu Hause aufgesucht. Fallen diese Tests alle negativ aus, können die Prag-Reisenden ab 21. September wieder am normalen Unterricht in ihrer Schule teilnehmen. Weitere Klassenfahrten sind im Markgraf-Albrecht-Gymnasium für dieses Jahr nicht geplant. Wenn für 2021 etwas organisiert werden sollte, „dann aber nur mit Stornierungsklauseln“, betont Schulleiterin.

Auf Nummer sicher sind im Landkreis Stendal die meisten Schulen gegangen und haben Klassenfahrten abgesagt, beziehungsweise noch keine neuen geplant. Dazu gehören das Hildebrand-Gymnasium sowie die Diesterweg- und Comenius-Sekundarschule in Stendal. Sie haben bei der Planung den Fokus auf das Frühjahr 2021 gelegt, wollen entsprechend der Lage entscheiden, wohin die Reise gehen kann. Und: Sie konzentrieren sich auf Wandertage mit Zielen in der Region.

In der Sekundarschule „Hinrich Brunsberg“ Tangermünde finden zu Beginn eines Schuljahres generell keine Reisen statt. Einzige Ausnahme: Der Schüleraustausch mit der Partnerschule in Lettland im September. „Der Austausch gehört zum Schulleben dazu. Deshalb wollen wir ihn nicht aus den Augen verlieren“, sagt Volker Kliche, stellvertretender Schulleiter. Allerdings würde eine Reise nur dann gebucht, wenn ohne Kosten storniert werden könne.

Nach dem selben Prinzip agiert man am Diesterweg-Gymnasium in Tangermünde. Reisen nach Russland, Frankreich und Großbritannien, die jetzt zu Beginn der neuen Schulzeit hätten stattfinden sollen, wurden storniert. Derzeit werde über den Skikurs im Februar nachgedacht, so die Vize-Schulleiterin Barbara Birkholz. Für sie gelte: „Die Gesundheit geht vor. Deshalb muss man in diesen Zeiten keine Klassenfahrten machen.“