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Corona-Pandemie Johanniter profitiert von Vernetzung

Das Johanniter-Krankenhaus in Stendal ist in der Corona-Pandemie gut aufgestellt. Von der Vernetzung der Klinik profitiert der Landkreis.

Von Regina Urbat 16.04.2020, 05:00

Stendal l Fragende Blicke von Patienten, die sich am Mittwochnachmittag im Eingangsbereich des Johanniter-Krankenhauses in Stendal gerade aufhalten: Was machen die Leute hier? Gilt für sie nicht das Besuchsverbot? Schnell klärt es sich auf. Es handelt sich um Gäste eines Pressetermins, zu dem Landrat Patrick Puhlmann (SPD) eingeladen hat.

„Ich möchte den Ort besichtigen, dem die Einschränkungen in der Corona-Pandemie geschuldet sind“, sagt Puhlmann. All die strengen Infektionsschutzmaßnahmen dienen in erster Linie der Aufrechterhaltung der medizinischen Versorgung in den Krankenhäusern.

Um in der hoch sensiblen Zeit kein Risiko einzugehen, verzichtet Puhlmann auf die Besichtigung der für Corona-Patienten eingerichteten Infektionsstation. „Es wird also kein dramatischer Auftritt“, sagt der Landrat, zumal es unverantwortlich sei, die für eine Stippvisite auf solch einer Isolierstation benötigte Schutzbekleidung „unnötig zu verschwenden“.

Großes Verständnis auf Seiten der Klinikleitung, zumal gerade Schutzmasken ein großes Thema sind. „Zum einen sind sie immer noch Mangelware, zum anderen verdammt teuer geworden“, begründet Dr. Thomas Krössin. Was früher für 1,50 Euro pro Stück zu haben war, bekommt man heute nur noch für fünf bis sieben Euro pro Stück. Bei einem Herstellungspreis von etwa 30 Cent, wohl bemerkt, unterstreicht der Geschäftsführer der Johanniter-Kliniken in Deutschland die Verteuerung.

Dennoch sei es erfreulich, so Krössin weiter, dass ein Teil der Großbestellung über den Johanniter-Verbund endlich in Hannover eingetroffen ist und nun 50.000 Mundschutzmasken verteilt werden können. Profitieren von der Lieferung wird auch das Gesundheitsamt der Kreisverwaltung. „Bei dem Angebot von Johanniter, uns der Großbestellung anzuschließen, haben wir nicht gezögert“, sagt Landrat Puhlmann. Dringend benötigt werden die Masken vor allem in den medizinischen Pflegebereichen.

Da aus besagten Gründen die Corona-Isolierstation mit den 39 Intensivbetten und 14 Beatmungsgeräten, die auf etwa 20 aufgestockt werden könnten, beim Pressetermin außen vor bleibt, besichtigt der Landrat die „heiligen Hallen“ eines Krankenhauses – die Lager für Medikamente, Desinfektions- und Schutzmaterial. Jetzt in der Corona-Pandemie ist es besonders wichtig, den Vorrat entsprechend aufzustocken.

„Wir haben alles Notwendige vorrätig“, versichert Constanze Dulich. Die stellvertretende kaufmännische Direktorin leitet den Einblick und macht auch hierbei deutlich, wie hilfreich die Vernetzung der Johanniter ist. „Wir helfen uns gegenseitig bei der Beschaffung.“ Denn Engpässe gebe es vor allem bei Desinfektionsmaterial sowie Impfstoffen gegen Influenza und Pneumokokken. Wie so vieles sei der Mangel der Corona-Krise in China geschuldet.

Aus diesem Grund, so eine Schlussfolgerung für Krössin, sei es unverständlich, dass ein hoch industrielles Land wie Deutschland nicht in der Lage ist, das Material für die Bewältigung einer Pandemie bereitzustellen. „Und dazu gehören auch Basisartikel wie Masken, um die Mitarbeiter und die Bevölkerung zu schützen.“

Ebenso sieht es der Landrat. Eine erste Konsequenz aus der Krise sei, sich bei der Beschaffung von Schutzmaterial „regional zu kümmern“ und nicht nur auf Zusagen von Land und Bund zu verlassen. Glücklicherweise haben das Ärzte in Stendal und Mitarbeiter im Gesundheitsamt schnell erkannt und gehandelt. Lobend erwähnt Puhlmann die Einrichtung der Fieberambulanz und die „klare Linie“, die die Amtsärztin bei der Betreuung von Verdachtsfällen und infizierten Personen „frühzeitig gefahren ist“.

Für das Johanniter-Krankenhaus ist beides von Vorteil, „denn so können wir uns auf die stationären Fälle konzentrieren“, sagt Krössin. Aus seiner Sicht sollte es trotz der geringen Zahl an Infizierten im Landkreis keine Entwarnung für Einschränkungen geben. Derzeit werden im Stendaler Krankenhaus zwei Corona-Patienten behandelt. Ein besonders schwerer Fall, ein Mitte 50-jähriger Mann, ist in der Vorwoche in die Charité nach Berlin geflogen worden, für eine ganz spezielle Behandlung, die nur dort möglich ist. „Auch ein Beispiel der guten Vernetzung“, so der Klinikchef.