1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Stendal
  6. >
  7. Alle Kitas und Schulen sind Anlaufstelle

Coronavirus Alle Kitas und Schulen sind Anlaufstelle

Eltern in Berufen der Daseinsfürsorge werden im Landkreis Stendal ihre Kinder zur Betreuung abgenommen. Einen Corona-Fall gibt es bisher noch nicht.

Von Bernd-Volker Brahms 15.03.2020, 21:23

Stendal l Alle Kitas und Schulen werden im Landkreis Stendal heute öffnen, um eine Notversorgung bei der Kinderbetreuung sicherzustellen. Es werden auch alle Busse regulär verkehren, teilte Landrat Carsten Wulfänger (CDU) am Sonntagmittag in einer Pressekonferenz mit. Die Träger der Einrichtungen seien am Wochenende informiert worden. Die Öffnungszeiten für die Notbetreuung orientieren sich an den bisher regulären Öffnungszeiten, sagte Wulfänger.

Er betonte, dass die Betreuung ausschließlich für Kinder vorgesehen ist, für die die arbeitenden Eltern keine alternative Betreuung organisieren können. Man gehe davon aus, dass die Eltern verantwortungsbewusst entscheiden, ob sie ihre Kinder in die Notbetreuung geben, sagte Wulfänger. Die Betreuung sei den Eltern vorbehalten, die einer infrastrukturell wichtigen Arbeit nachgehen und die keine andere Betreuung für ihre Kinder (bis 12 Jahre) haben, hieß es. Dazu zählt unter anderem das Gesundheitswesen nebst Pflegediensten, öffentliche Sicherheit (Polizei, Rettungsdienst, Justiz), Versorgung (Energie, Wasser, Müll, Medien), Lebensmittelproduktion, Jugendhilfe, Behindertenbetreuung und Lehrer. Dass Betreuung notwendig ist, muss durch eine Bestätigung des jeweiligen Arbeitgebers sowie bei Selbständigen durch schriftliche Eigenauskunft ab Mittwoch nachgewiesen werden, heißt es.

Am Freitag hatte die Landesregierung mitgeteilt, dass von Montag, 13. März, bis einschließlich Ostermontag (13. April) die Schulen und Kitas im Land zu schließen sind, die Dienstpflicht für Lehrer und Erzieher bleibt jedoch bestehen. Im Landkreis Stendal werden regulär rund 7000 Kitakinder (105 Einrichtungen, 26 Träger) und rund 10 000 Schüler betreut. „Wir wissen jetzt natürlich noch nicht, für wie viele Kinder die Notbetreuung in Anspruch genommen wird.“ Man werde das am Montag in den Einrichtungen abfragen und dann an den Folgetagen gegebenenfalls justieren, sagte der Landrat.Nach Angaben von Amtsärztin Iris Schubert sei es sinnvoll, dass alle Einrichtungen geöffnet werden und die Kinder in Kleinstgruppen betreut werden. „Wenn wir die Kinder in größeren Gruppen zusammenziehen, ist das nicht zielführend“, sagte sie. Sie halte es darüber hinaus auch nicht für sinnvoll, wenn Kinder nun nicht abwechselnd von verschiedenen Verwandten wie Omas und Opas betreut werden. „Dann sollten die Kinder besser in die Einrichtungen gebracht werden.“ Das Personal sei angewiesen, zu prüfen, dass auf jeden Fall nur gesunde Kinder betreut werden, so Schubert.

Die Amtsärztin wies darauf hin, dass es bisher noch keinen bestätigten Corona-Infizierten im Landkreis Stendal gibt. „Wir haben einen 24-Stunden-Bereitschaftsdienst, es wurde uns kein Fall gemeldet“, so Schubert. Es gebe zwar zahlreiche Verdachtsfälle und sechs Personen, die sich seit einiger Zeit in Quarantäne befinden. Letzteren gehe es aber „klinisch gut“, man stehe mit ihnen in Kontakt. „Unsere Hoffnung ist, dass es nur langsam weitergeht.“ Es müsse eine Überlastung des Gesundheitssystems verhindert werden, sagte Schubert.

Möglicherweise werde schon bald in Stendal ein Fieberzentrum eingerichtet, wohin sich die Menschen wenden können. Die Kassenärztliche Vereinigung plane für jeden Landkreis ein solches Zentrum, sagte Schubert. Konkretes wisse man dazu aber noch nicht.

Unterdessen sei im Gesundheitsamt die Information aus dem Sozialministerium eingegangen, dass Schutzbekleidung und Masken eingetroffen seien. Sobald dieses Material in Stendal sei, werde man es an die Arztpraxen verteilen, sagte die Amtszärztin.

Iris Schubert hält nichts von Panikmache. Man müsse sachlich feststellen, dass die Krankheit wohl die allerwenigsten schwer treffen werde. Aber es werde eben auch einige schwer treffen, so Schubert. Man solle soziale Kontakte einschränken.

In den Krankenhäusern und den Seniorenheimen werden Besucher nur noch in ganz großen Ausnahmefällen geduldet, sagte der Landrat. Die Entscheidung obliegt den Trägern und den Einrichtungen selbst. „Hier wird sehr verantwortungsbewusst gehandelt“, sagte der Landrat.

Wulfänger hatte am Sonntagvormittag eine Reihe Bürgermeister zur Besprechung im Landratsamt. Über Whats app-Gruppen werde er in den kommenden Tagen aktuell informieren und koordinieren.