1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Stendal
  6. >
  7. Marktabsage sorgt für Ärger

Coronavirus Marktabsage sorgt für Ärger

Die Hansestadt Stendal hat im Gegensatz zu den Nachbarorten den Wochenmarkt im November abgesagt. Das ruft Unverständnis hervor.

Von Kaya Krahn 10.11.2020, 23:01

Stendal l Es ist kalt in Seehausen. Trotzdem sind auf dem Wochenmarkt Händler und Kunden zusammengekommen, mit Abstand, aber froh, im Freien ihre Einkäufe erledigen zu können.

Einige der Stendaler Händler blicken neidvoll auf ihre Nachbarorte. „Ich verstehe nicht, warum in Stendal kein Weg gefunden wird, den Wochenmarkt auszurichten“, sagt verärgert René Novak, Markthändler in der Hansestadt. „Müssten die Verantwortlichen davon leben, würden sie sich mehr darum bemühen“, sagt Novak dessen Kritik auf das Rathaus zielt.

Die Stadtverwaltung begründet die Absage damit, dass das Personal für Kontrollen und das Aufstellen von Begrenzungen nicht ausreiche und diese Maßnahmen einen hohen logistischen wie finanziellen Aufwand bedeuten würden. Außerdem würde der Verkehr um den Marktplatz ein Gefahrenpotenzial für die Wartenden bedeuten. Ferner sei Stendal Corona-Hotspot.

„So sehr ich die Sorgen der Markttreibenden nachvollziehen kann, sind ihre wirtschaftlichen Interessen in diesem konkreten Fall dem Schutz der Gesundheit und des Lebens unterzuordnen“, so Pressesprecher Armin Fischbach. „Die Durchführung eines Wochenmarktes – wortwörtlich vor unsere Eingangstür – von dem wir wissen, dass Verstöße durch uns kontrolliert und geahndet werden müssten, wir dies aber schlicht nicht leisten können, wäre nicht zu vertreten.“

So sehr die Stadt die Sorgen der Markthändler versteht, so wenig können diese das Handeln im Rathaus nachvollziehen. Laut Volksstimme-Informationen stehe und falle ihrer Meinung nach der Markt mit der Marktleitung, die im Stendaler Rathaus sitzt und privat wie wirtschaftlich nicht von einem Ausfall betroffen ist.

Anders bei privaten Marktbetreibern wie zum Beispiel Meinhard Jüstel. Er ist seit über 20 Jahren in Seehausen und Havelberg tätig und habe „im Gespräch mit den Verwaltungen beider Städte schließlich Lösungen gefunden“. So stelle in Havelberg die Stadt die Begrenzungen auf, „ich zähle regelmäßig die Besucher und protokolliere alles“, sagt der 52-Jährige.

Für die Absage in Stendal habe der Rosenhofer kein Verständnis, zumal der Markt gerade jetzt für die Händler wichtig sei. „Für die Händler sind November und Dezember die wichtigsten Monate. Das Vorweihnachtsgeschäft lockt Kunden an. Mit den Einnahmen können viele die schlechteren Monate Januar und Februar überstehen“, sagt Jüstel.

Er befürchtet, dass sich die Stadt Stendal mit der Schließung keinen Gefallen getan hat. „Viele Händler schauen sich jetzt vielleicht nach etwas Neuem um. Vielleicht bleiben sie anschließend weg.“ Zudem würden die Menschen nun vermehrt dicht gedrängt in Discountern einkaufen. „Das ist doch widersprüchlich. Draußen an der frischen Luft kann viel weniger passieren.“

Lösungen, damit der Markt stattfinden kann, hat auch Tangermünde gefunden. Wie die Stadt mitteilt, wird der Markt dort unter Auflagen ausgerichtet. Es müsse ein Mund-Nasen-Schutz getragen werden und es dürften sich nicht mehr als 50 Personen auf dem Gelände aufhalten.