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Das Winterloch mit Backstein füllen

Von Anke Hoffmeister 13.07.2015, 18:41

Im Ausschuss für Tourismus wurde diskutiert, ob Tangermünde Mitglied im Verein "Europäische Route der Backsteingotik" werden soll.

Tangermünde l Von April bis Oktober sind es vorrangig die Radtouristen und Schiffsreisenden, die Tangermünde besuchen, für ausgelastete Hotels, volle Restaurants und Cafés sorgen. In dieser Jahreszeit punktet die Kaiser- und Hansestadt mit ihrer Lage, der wunderschönen Natur und Ruhe. Doch außerhalb der Saison fehlt es dem idyllischen Städtchen an einem Anziehungspunkt.

Das könnte anders werden, wenn die Stadt einem Vorschlag von Christian Schulz (Freie Stadträte) folgt. Der Hotelier und zugleich Mitglied im Stadtrat hatte während einer der letzten Sitzungen des Ausschusses für Wirtschaftsförderung und Tourismus das Thema "Europäische Route der Backsteingotik" angesprochen. In der vergangenen Woche war Christoph Pienkoß, Vorsitzender des Vorstandes des Vereins, in Tangermünde zu Gast und präsentierte Ausschussmitglieder und Mitarbeitern der Verwaltung das Anliegen und die Arbeitsweise des Vereins.

Für Tangermünde selbst ist der Verein nicht unbekannt. Bereits im Jahre 2007 hatte die Verwaltung Kontakt aufgenommen, gemeinsam mit anderen Städten in der Altmark über die Mitgliedschaft nachgedacht. Lediglich Stendal hatte sich dazu entschlossen und ist seit einigen Jahren dabei.

Dabeisein bedeutet, einen jährlichen Mitgliedsbeitrag von 2500 Euro zu zahlen, dafür aber in allen Veröffentlichungen des Vereins einen Platz zu finden. Zweijährlich wird ein aktualisierter Reiseführer herausgegeben. Auch für Radfahrer gibt es mittlerweile ein entsprechendes Heft, das sie auf ihren Reisen auf dieser Route und gepaart mit anderen Routen begleiten kann.

38 Städte sind aktuell Mitglied im Verein "Europäische Route der Backsteingotik". Vor allem Städte entlang der Ostseeküste und im Norden Deutschlands, in den baltischen Ländern und auch nördlich der Ostsee sind Mitglied im Verein.

"Unser jährliches Budget von etwa 100 000 Euro nutzen wird für die Drucksachen, die Gestaltung unserer Internetpräsenz, die inzwischen dreisprachig ist und den Aufbau der Marke ,Backsteingotik`", erklärte Pienkoß.

Ziel des Vereins sei es nicht, lediglich nur Gotik-Fans mit dieser Idee anzusprechen. "Interessenten für Kultur und Kunst, Geschichte und Musik sollen damit in die Städte gelockt werden, die auch außerhalb der Tourismussaison damit punkten können", betonte Christoph Pienkoß. Kirchen, Rathäuser, Stadttor, Bürgerhäuser, Klöster böten unheimliches Potential, um Menschen anzulocken, sie für Touristen zu öffnen, eigene Geschichte aufzuarbeiten und für die Zukunft erlebbar zu machen.

"Wenn wir eine Touristenstadt sein wollen, müssen wir mitmachen."

Thomas Staudt (CDU)

Seit sieben Jahren gibt es den Verein. Zielgerichtet präsentiere er sich nur auf erfolgversprechenden Messen. Einige Mitglieder hätten in den vergangenen Jahren zusätzlich zu den Reiseführern des Vereins eigene Handzettel mit dem Titel "Backsteingotik vor Ort" entwickelt.

Die Idee des Vereinschefs, den Ostseeradweg mit dem der Backsteinroute zu verknüpfen, sei eingeschlagen "wie eine Bombe" berichtete Pienkoß. Deshalb hätte er auch die Idee gehabt, die Route der Backsteingotik mit dem Elberadweg zu verknüpfen. "Doch leider gibt es zu wenige Mitglieder entlang der Elbe", sagte er und begründete damit seine Entscheidung, die Idee "erst einmal auf Pause zu setzen". An die Tangermünder gerichtet betonte er: "Das Vermarktungspotenzial ist da. Es muss nur in Wert gesetzt werden. Die Route der Backsteingotik ist für anspruchsvollen Kulturtourismus."

"Wenn wir eine Touristenstadt sein wollen, müssen wir da mitmachen", lautete das Resümee von Thomas Staudt (CDU). "Es ist sehr hochwertig, was hier gemacht wird." Um nicht aus dem städtischen Haushalt 2500 Euro nehmen zu müssen, sollen bis September Sponsoren gefunden werden. Im August möchte Ausschussvorsitzende Regine Schönberg diese einladen. Bis Anfang August sollen von den Fraktionen Sponsoren benannt werden.

Auf die Frage von Christine Pfaff (SPD), mit wieviel Arbeitsaufwand die Mitgliedschaft verbunden wäre, erklärte Pienkoß: "Wir überfordern niemanden." Im ersten Jahr würden Basisinformationen für den Druck des Reiseführers benötigt. Einmal im Jahr gebe es eine Mitgliederversammlung.

Kämmerer Wilhelm Peters sagte abschließend: "Das ist eine gute Sache für den Tourismus außerhalb der Saison."