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Denkmal Vor 25 Jahren: „Goodbye Lenin“

Denkmäler aus DDR-Zeiten wurden demontiert oder umgesetzt / Wilhelm Pieck ist geblieben.

Von Thomas Pusch 20.04.2016, 01:01

Stendal l Es ist wohl eines der beeindruckendsten Bilder aus dem Film „Goodbye Lenin“ – der riesige Kopf des Denkmals schwebt an einem Hubschrauber über Berlin. Das war tatsächlich so am 13. November 1991 geschehen. Ähnlich spektakulär ging es in Stendal nicht zu. Hier wurde das Lenindenkmal am 17. September 1991 demontiert. Die Volksstimme widmete dem Abtransport eine Bildnachricht.

Das war anders, als das Denkmal eingeweiht wurde. Die lebensgroße Statue Wladimir Iljitsch Lenins war ein Geschenk der sowjetischen Garnison anlässlich des 20. Jahrestages der DDR. 10 000 Menschen säumen den Platz gegenüber dem Raw, der ab diesem Tag den Namen Leninplatz trägt. Der Rat hat am 24. September beschlossen, den Nachtigalplatz umzubenennen. Eine sowjetische Ehrenkompanie und eine Hundertschaft der Kampftruppen begegnen sich auf dem Platz. Um kurz nach 9 Uhr ertönt die Nationalhymne, Böllerschüsse dröhnen über die Straße, das rote Fahnentuch, das die Bronzestatue verhüllt hat, fällt.

Fast genau 20 Jahre später fällt die Mauer und die alten Statuen verschwinden wie die alten Statuten. Es ist allerdings nicht mehr der Lenin von 1969, der 1991 demontiert wird. Am 6. November 1977 ist er durch ein steinernes Denkmal ersetzt worden. „Das bronzene war wohl zu wertvoll für Stendal“, zitiert Stadtarchivleiterin Simone Habendorf im Volksstimme-Gespräch den Volksmund.

Der hatte sich für den sowjetischen Soldaten, der am 8. Mai 1975, zum 30. Jahrestag der Befreiung, am Haus der Offiziere an der Ecke Ernst-Thälmann-Straße/Otto-Grotewohl-Allee enthüllt wurde, sogar einen Spitznamen einfallen lassen. „Knet-Eddi“ taufen ihn die Bauarbeiter, als sie von ihrer nahegelegenen Kantine beobachten, wie aus einem Betonblock die Figur geschaffen wird. Aus dem Haus der Offiziere wird nach der Wende ein Gebäude des Winckelmann-Gymnasiums, der sowjetische Soldat verschwindet indes nicht. Er findet einen neuen Platz auf dem sowjetischen Ehrenfriedhof an der Lüderitzer Straße. Dort liegen sowjetische Soldaten, die während der Kämpfe im Frühjahr 1945 gefallen waren sowie sowjetische Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter.

Verschwunden ist hingegen die Karl-Marx-Büste, die am 5. Mai 1954 auf dem Wernerplatz eingeweiht wurde. Der wurde in diesem Zuge auch gleich in Karl-Marx-Platz umbenannt, die vorbeiführende Frommhagenstraße wurde zur Karl-Marx-Straße. Die bereits existierende Karl-Marx-Straße wurde zur Jenny-Marx-Straße. 1975 wurde der Platz noch einmal neugestaltet. „Die Büste soll in private Hand gelangt sein“, kann Habendorf das Verschwinden auch nicht endgültig aufklären.

Nach wie vor an ihrem angestammten Platz ist die Wilhelm-Pieck-Gedenkstätte, die vor 40 Jahren, am 12. Juni, im Wohngebiet Nord eingeweiht wurde. Geändert hat sich lediglich der Straßenname – die Wilhelm-Pieck- ist jetzt die Bergstraße.