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40 Kameraden aus allen Tangermünder Ortswehren übten am Sonnabend im Brandcontainer Der Gang durch die Hölle dauert zehn Minuten

Von Anke Hoffmeister 28.10.2013, 02:18

40 Kameraden aus allen Ortsfeuerwehren der Stadt Tangermünde trainierten am Sonnabend im Brandcontainer auf dem Gelände des Stadions am Wäldchen. Zehn bis 15 Minuten waren sie jeweils von Feuer umgeben, mussten Gefahren erkennen, richtig handeln und löschen.

Tangermünde l "Der war gut", sagt Matthias Gerisch beeindruckt. Sein Blick ist in den Raum gerichtet, in dem in diesen Minuten Philip Liebchen und Carsten Hentschke gegen Flammen ankämpfen. Gerisch sitzt hinter einer schützenden Glaswand. Die beiden Bucher Feuerwehrmänner testen derweil ihr Können, ihre Leistungsfähigkeit und ihr Zusammenspiel unter fast wirklichen Einsatzbedingungen. Soeben haben sie einen "Flashover" rechtzeitig und mit dem richtigen Wasserstrahl zurückgedrängt.

40 Kameraden sind es am Sonnabend, die auf dem Tangermünder Sportplatz am Wäldchen auf ihren Einsatz warten. Sie haben sich angemeldet für eine Übung im sogenannten Brandcontainer. "Seit vier Jahren kommt er einmal pro Jahr zu uns", verrät Stadtwehrleiter Michael Classe. Etwa 2500 Euro zahle die Stadt dafür. Der regelmäßige Einsatz dieses Übungscontainers hat es bisher etwa für 50 Prozent der Kameraden der Tangermünder Ortswehren möglich gemacht, wenigstens einmal in unmittelbarer Nähe von Flammen in einem geschlossenen Raum zum Einsatz zu kommen.

"Wann brennt es schon mal? Wann hat man also die Möglichkeit, sich zu testen?", fragt Michael Classe. Niemand wünscht sich einen solchen Fall. Doch mit Hilfe solcher Übung, die etwa zehn Minuten Feuerhölle bietet, lernen all jene, die sich hier hineinwagen, ihre Grenzen kennen.

"Einmal pro Übungstag kommt es schon vor, dass ein Kamerad vorzeitig den Container verlässt", sagt der Stadtwehrleiter. Das sei nicht schlimm. Eine kleine Unachtsamkeit beim Anlegen der Schutzkleidung könne bereits der Auslöser dafür sein.

Die Bucher Kameraden - sieben Männer und eine Frau - halten am Sonnabend alle durch. Die ziemlich realitätsnahe Situation im Brandhaus "ist jedoch körperlich verdammt anstrengend", berichtet David Kook (24). Mehr als 15 Minuten war er zusammen mit Beatrix Hentschke (26) im Einsatz. "Bis auf einige wenige Dinge habt ihr das richtig gut gemacht", lobt Ralf Hankewitz deren Vorgehen. Er ist es, der die Vorgänge im Container regelt, ebenfalls hinter der Glaswand sitzt, hin und wieder Hinweise per Lautsprecher in den brennenden Raum gibt, alle Details kontrolliert und jederzeit eingreifen könnte, wenn es gefährlich wird.

"Ich war froh, als es wieder rausging", gesteht Beatrix Hentschke. Erschöpft liegt sie auf dem Rasen, ist erleichtert, wieder ohne Atemschutzgerät Luft holen zu dürfen. Sowohl sie als auch David Kook sind zum zweiten Mal in einem Brandcontainer gewesen. Seit zwei Jahren dürfen sie als Atemschutzgeräteträger auch zu solchen Einsätzen direkt am Brandherd zum Einsatz kommen. "Das mussten wir bisher aber zum Glück noch nie", berichtet David Kook. Beide wissen jetzt aber, wie es sich anfühlt, mit voller Schutzkleidung und Atemgerät ausgestattet bei 360 Grad Celsius und mehr richtig handeln zu müssen.

"Bis zu 650 Grad sind möglich."

Ralf Hankewitz

"Bis zu 650 Grad sind möglich", erklärt Ralf Hankewitz. "Die Temperatur machen sich die Kameraden allerdings selbst." Würde sich der Container wirklich so weit aufheizen, seien die Kameraden selbst schuld. "Das wäre traurig", so Hankewitz. Am Sonnabend war es in den ersten beiden Stunden nicht zu einem solchen Vorfall gekommen.

Die Bucher sind alle zum zweiten Mal bei einer solchen Übung dabei. "Das macht richtig Spaß", gesteht David Kook. Auch Carsten Hentschke und Philip Liebchen sind trotz sichtbarer Erschöpfung begeistert.