Hildebrand-Gymnasiastin hat für "Jugend forscht" aus dem Naturprodukt Kunststoff hergestellt Die Milch macht\'s

Von Sibylle Sperling 06.03.2013, 01:16

Man nehme Milch, Essigsäure und einen Filter und los geht die Experimentiererei! Weil Sophie Hoenke wissen wollte, ob man aus Milch Kunststoff herstellen kann, verwandelte sie die heimische Küche in ein Chemielabor.

Stendal l Sophies Lieblingsfach ist Chemie. Und sie trinkt gern Milch. Als in ihrer Schule wiedermal zum "Jugend forscht" Wettbewerb aufgerufen worden war, war es nicht gleich ihre erste, aber zumindest ihre zweite Idee: Sie wollte "Kunststoff aus Milch" herstellen.

Die 17-Jährige besucht die 12. Klasse des Hildebrand-Gymnasiums und hat nun zum ersten Mal beim Ideenwettbewerb mitgemacht. Als sie im Sommer mit ihrer Familie die lange Nacht der Wissenschaft besucht hatte, erspähte sie dort einen interessanten Stand der Hochschule Magdeburg-Stendal. Auf der Suche nach anderen Rohstoffen für das Herstellen von Kunststoff waren dort Wissenschaftler auf natürliche Produkte gestoßen. Da lagen zum Beispiel Plaste-Stäbchen aus Stärke. Als Sophie erfuhr, dass sich wahrscheinlich auch Milch zur Kunststoffherstellung eignen würde, packte sie das Forscher-Fieber.

Sie analysierte erstmal die Bestandteile von Milch

Bevor sich ihr Zuhause in ein Chemielabor verwandelte, ging die Gymnasiastin auf Spurensuche und recherchierte. Doch ihr Ergebnis war ernüchternd. "Ich hatte gedacht, mehr Infos zu finden, aber da gab\'s fast nichts." Dennoch ließ sich Sophie von ihrer Idee nicht abringen. Sie analysierte erstmal die Bestandteile von Milch und machte sich mit ihren Erkenntnissen ans Werk. "Ich hab einfach Milch und Essigsäure genommen und beides bei Zimmertemperatur verrührt. Dabei ist das Milcheiweiß Casein ausgeflockt." Nun brauchte sie nur noch einen Filter und Geduld, Geduld, Geduld. "Aus der weichen Masse, die entstanden war, habe ich versucht, Knöpfe und Würfel herzustellen. Am Anfang hab ich\'s nicht so gut hinbekommen, da hatte ich nur so einen Brei." Doch Übung macht den Meister, Sophie formte, stach aus und bekam schließlich genau die Stärke hin, die ihre Knöpfe haben mussten, um nicht zu zerbrechen. Und dann brauchten sie noch Luft, viel Liebe und eine 24-Stunden-Ruhephase. Und fertig waren Sophies Knöpfe aus Milch.

Dass sie so eigenständig gearbeitet hat, fand ihre Biologielehrerin Dr. Anne-Dore Meißner toll: "Bei ¿Jugend forscht\' geht es um eigene Ideen. Die Schüler sollen lernen, ein selbstgewähltes Thema wissenschaftlich umzusetzen. Und das hat Sophie ganz toll gemacht. Sie war so eigenständig und darum geht es ja auch bei ¿Jugend forscht\'."

Sophie erhielt den Sonderpreis des Oberbürgermeisters

Für ihr Projekt ist Sophie Hoenke mit dem Sonderpreis vom Oberbürgermeister ausgezeichnet worden. Sie konnte 75 Euro mit nach Hause nehmen. Und auch wenn Sophies Milch-Knöpfe nicht so geworden sind, wie sie nunmal sein müssen, nämlich stabil, industriell verwendbar und schick, ist sie am Ende doch auf einen Kunststoff gestoßen, der zumindest Casein enthält und der real existiert: Galalith.

Neben Galalith hat die 17-Jährige aus Staats auch noch eine andere Entdeckung gemacht: "Später mal in der Forschung zu arbeiten, stell ich mir interessant vor."