Corona Die Vergabe der Impftermine für den Landkreis Stendal gleicht einem Sechser im Lotto
Die zusätzlichen 1400 Impfdosen für den Landkreis Stendal sind ohnehin wie ein Tropfen auf den heißen Stein. Einen Termin bekommt man nur mit Glück, Schnelligkeit oder Überredungskunst.

Stendal - Internet schlägt Telefon: 587 zu 13. So nämlich verteilten sich die Buchungen für die 600 Termine zur Impfung mit dem Wirkstoff von Johnson & Johnson im Landkreis Stendal. „Innerhalb von 30 Minuten waren am Pfingstmontag alle Termine für unsere für den 28. Mai geplante Impfaktion vergeben“, sagt Edgar Kraul, Mitarbeiter im Büro des Landrates. Die weitaus meisten Termine seien dabei online gebucht worden - 587-mal meldete die Internetseite www.impfterminservice.de Erfolg. In 13 Fällen hatten Anrufer bei den Mitarbeitern der Telefon-Hotline Glück.
Landkreis Stendal räumt Kommunikatiosnpanne ein
„Es gab eindeutig eine Kommunikationspanne“, räumt Edgar Kraul ein. Voraussetzung für die Terminvergabe war das Aufheben der Priorisierung, also der vorgeschriebenen Impfreihenfolge. Die gilt zwar nur für die beiden Sonderimpftermine mit Johnson & Johnson (28. Mai) und Astrazeneca (1. Juni). Doch sei die Entscheidung des Landkreises über die Aufhebung nicht zu den Mitarbeitern der Hotline durchgedrungen. Doch wieso haben dann 13 Anrufer einen Termin erhalten? „Offenbar ist es diesen Bürgern gelungen, die Mitarbeiter davon zu überzeugen, dass die Impfpriorisierung für diese beiden Sondertermine aufgegeben wurde“, mutmaßt Edgar Kraul.

Freundliche Dame sagt „Keine Impftermine für Sachsen-Anhalt“
Doch es geht noch abenteuerlicher: Jürgen Jeutes aus Jübar (Altmarkkreis Salzwedel) hat nach den Veröffentlichungen in der Volksstimme mehrfach telefonisch versucht, einen Impftermin zu bekommen. „Die freundliche Dame sagte mir, dass kein Termin frei wäre. Auf meine Frage, wie es denn nun weitergeht, erfuhr ich, dass es 'in Sachsen-Anhalt in absehbarer Zeit überhaupt keine Termine' gebe“, berichtet Jürgen Jeutes.
Nicht nur ihn wurmt dieser Zustand. „Wenn ich mir beispielsweise die Impfterminseite von Hessen ansehe, bekommt man da klipp und klar Auskunft und kann einen Termin buchen - allerdings nur als Bürger dieses Bundeslandes“.
„Davon, dass wir keine Impftermine mehr anbieten können, kann nicht die Rede sein“, sagt Edgar Kraul. „Allerdings wissen wir noch nicht genau, welche Mengen wir im Juni erhalten.“
Es gibt auch positive Erfahrungen bei der Terminvergabe
Übrigens gibt es auch positive Erfahrungen von Bürgern aus Sachsen-Anhalt, ja sogar aus dem Landkreis Stendal. Kai Wiswedel aus Stendal berichtet: „Mein "Chaos" dauerte übrigens exakt fünf Minuten: Um 15.08 Uhr habe ich mich bei der Vergabestelle gemeldet, um 15.13 Uhr hatte ich meine Terminbestätigung.“
Für viele andere verlief die Terminbuchung weniger zufriedenstellend. Auch bei den gestern um 15 Uhr freigegebenen Terminen ploppte bereits 30 Sekunden nach der Freigabe der Termine die Meldung „Derzeit stehen leider keine Impftermine zur Verfügung“ auf. „Das ist mathematisch gesehen, auch nicht weiter verwunderlich. Um die raren Termine bewerben sich mehrere tausend Menschen. Auch wenn dem Landkreis keine genauen Zahlen über die Buchungsversuche vorliegen, könne man getrost von 4000 bis 5000 Bewerbern mindestens ausgehen. „Ich weiß aus dem Bekanntenkreis, dass manche mit gleichzeitig vier Geräten versucht haben, einen Termin zu bekommen“, sagt Gerhard Kraul.