Sparkassencup geht in das 20. Jahr / Volksstimme-Interview mit Cheforganisator Marco Hubert DJ Bobo schmierte Frühstücksbrote selbst
Der Sparkassencup blickt auf zwei Jahrzehnte zurück. Volksstimme-Redakeur Frank Eckert unterhielt sich mit dem Cheforganisator Marco Hubert von der Stendaler Kreissparkasse.
Volksstimme: Herr Hubert, Steigt langsam das Fieber bei Ihnen?
Marco Hubert: Nein. Ohnehin ist die Aufregung nicht mehr so hoch wie in den ersten Jahren. Klar wird der Stress langsam auch steigen bis zum Beginn. Kleinere Wehwehchen oder Wünsche der Mannschaften müssen noch berücksichtigt oder geregelt werden.
Volksstimme: Welche wären denn das?
Marco Hubert: Die Logistik muss ja bis ins Detail stimmen. Dinge, die man nicht planen kann, kommen dazwischen, wie beispielsweise das Wetter.
Volksstimme: Mit wie vielen Menschen rechnen Sie denn am Freitag, dem Tag von "Made in Germany - dem Deutsch-Rock-Festival"?
Marco Hubert: Realistisch sind sicher gut 5000 bis 5500. Alle Zahlen darüber hinaus wären wunderbar. Zur Volksmusik am Sonntag kommen so um die 1800 Zuschauer.
Volksstimme: Sie organisieren den Sparkassencup seit 20 Jahren; darüber ist eine Generation hinweggegangen. Wie blicken Sie auf die Vergangenheit?
Marco Hubert: Das ist die Hälfte meines Lebens und meine komplette Dienstzeit in der Sparkasse. Ich habe 1993 damit angefangen und jetzt ist es der 20. Cup.
Volksstimme: Wie sind Sie auf die Idee gekommen damals?
Marco Hubert: Das war purer Zufall. Es gab schon immer kleine Spiele untereinander. Dann kam 1992 das legendäre Spiel gegen eine Konkurrenzbank aus Stendal.
Volksstimme: Welche Bank war das? Und wie war das Ergebnis?
Marco Hubert: Das war die Dresdner Bank. Wie das Ergebnis war, weiß ich nicht mehr, aber wir haben verloren. Und dann fragten wir uns: Warum machen wir das nicht regelmäßig? Denn Spaß hat es in jedem Fall gemacht. Also wollten wir uns für 1993 etwas einfallen lassen.
Volksstimme: Heraus kam der Sparkassencup. Mit wie vielen Teilnehmern? Und wer spielte da denn überhaupt?
Marco Hubert: Das waren anfangs sechs Mannschaften, damals von den Kreissparkassen aus Stendal, aus Gardelegen, aus Osterburg, aus Salzwedel, der aus Wolmirstedt und einer Partner-Sparkasse aus Lemgo in Nordrhein-Westfalen.
Volksstimme: Wie kam dieser Kontakt zustande?
Marco Hubert: Wir waren ja alle Auszubildende der Sparkassen. Da trifft man sich dann in der Berufsschule. Also kannten und trafen wir uns ja schon vorher. 1993/94 war es ja auch "nur" Fußball. Das war ein richtiges Turnier geworden; 1994 ja schon mit zwölf Mannschaften. Am Samstag haben wir uns getroffen und gegeneinander gespielt, abends waren wir in der Gaststätte. Am Sonntag gab\'s das Finale, und dann war Abreise.
Volksstimme: Das klingt eigentlich schön beschaulich und übersichtlich zugleich. Was passierte denn dann?
Marco Hubert: 1995 haben wir mehr als eine Schippe draufgelegt. Wir haben erstmals Musik dabei gehabt und gleich DJ Bobo bekommen, die Uwe-Seeler-Traditionsmannschaft. Aber eines war auch klar: Wir haben viel gelernt in der Zeit und auch Lehrgeld bezahlt.
Volksstimme: Wie bekommt man denn gleich mal so eine Traditionself oder DJ Bobo in die Altmark?
Marco Hubert: Eine Veranstaltungsagentur hat uns betreut. Die boten bekannte Bands von Anfang der 90er Jahre . Und wir haben gefragt, was machbar wäre.
Volksstimme: 2000 war das letzte Jahr in Stendal.
Marco Hubert: In Stendal sind wir viel "rumgewandert" - am Hölzchen, am Markt, am Flugplatz, auf dem Schützenplatz; ab 2001 dann in Tangermünde. Bis 2009 hat eigentlich alles super funktionierte, dann gab es u.a. Termin-Probleme. So sind wir nach Osterburg gezogen. Das Gelände an der Landessportschule in Osterburg ist für das Turnier und für die Events ein Glücksfall. Vom Flair ist natürlich Tangermünde schwer zu toppen. Das war schon einmalig da an der Elbe.
"Dieses Mal kommen 72 Mannschaften. Mehr geht logistisch nicht."
Volksstimme: Wie sieht es dieses Jahr aus? Wie viele Mannschaften kommen dieses Jahr zum Cup? Mit wie vielen hatten Sie bei der Premiere zu tun?
Marco Hubert: Dieses Mal kommen 72 Mannschaften. Mehr geht logistisch einfach nicht. Die müssen ja auch alle untergebracht werden. Im ersten Jahr waren wir 60 Leute, dieses Jahr sind es knapp 1300. Die größten Teams mit Anhang kommen aus Uelzen-Lüchow mit 57, Oder-Spree mit 51 und Spree-Neiße (beide Brandenburg) mit 45 Leuten.
Volksstimme: Was ist Ihnen denn in den ganzen 20 Jahren am nachhaltigsten im Gedächtnis geblieben?
Marco Hubert: Also was mich bis heute beeindruckt hat, war, dass DJ Bobo damals 1995 als Weltstar frühmorgens um 9 Uhr auf die Bühne kam, die Technik unter die Lupe nahm, hinter die Bühne ging und sich sein Frühstücksbrot selbst geschnitten und geschmiert hat. Bei Echt war beim Tourbus ein Rad kaputt. Da mussten wir das Ersatzrad besorgen. Und 2006 gab es das schlimmste Regenerlebnis. Aus privaten Beständen haben wir dann Schrubber und Scheuerlappen besorgt. Die Bühne blieb also trocken.
Volksstimme: Was wünscht man sich nach 20 Jahren im Sparkassencup-Geschäft noch?
Marco Hubert: Ich wünsche mir immer tolles Wetter, begeisterte Teilnehmer, zufriedene Besucher und natürlich eine tolle Stimmung.
Volksstimme: Herr Hubert, sind Sie also der Mister Sparkassencup?
Marco Hubert: Nein, nein. Ich bin froh, wenn mich keiner erkennt und außerdem sind wir ein großes Team von über 50 Leuten. Ansonsten ist ja jeder Helfer mehr bekannt als ich, und das ist gut so. Ich bin ja eher viel hinter der Bühne.
Volksstimme: Wie sieht es mit Ihren sportlichen Ambitionen denn aus? Spielen Sie mit?
Marco Hubert: Ich spiele selbst Fußball, klar. In den ersten Jahren habe ich beim Sparkassencup auch noch mitgekickt. Jetzt geht das nicht mehr bei dem großen Organisationsaufwand für das Ereignis.
Volksstimme: Welche Musik hören Sie denn so?
Marco Hubert: Alle Bands, die wir einladen, höre ich auch. Ich finde, wenn man so etwas organisiert und auf die Beine stellt, dann muss einem das auch gefallen, was da auf der Bühne gespielt wird. Ich muss ja bei der Musik auch ein Stück weit mitreden können.
Volksstimme: Wie finden Sie die Musiker? Wo kommen die Tipps dafür her?
Marco Hubert: Die Künstler sind in Facebook vertreten. Da suche ich viel und finde natürlich immer was. Und die Künstler finden auch uns. Wir sind ja das einzige Festival in der Größenordnung in Deutschland, bei dem nur deutsche Interpreten auftreten. Wir sind das "Deutschrock-Festival" schlechthin.
Volksstimme: Und wen hätten Sie denn gern mal auf der Bühne? Wer kommt beispielsweise nächstes Jahr?
Marco Hubert: Klar ist, die Künstler müssen bezahlbar sein, die Auftritte müssen also insgesamt machbar sein für uns als Organistoren. Wir sind hier keine Großstadt, keine Metropole, wir sind in der Altmark. Wir müssen realistisch bleiben. Aber träumen dürfen auch wir. Schauen wir mal, wer nächstes Jahr kommt.
Volksstimme: Wie lange gibt es noch Marco Hubert beim Sparkassencup?
Marco Hubert: Keine Angst. Ich fühle mich noch gut und jung genug. Also: Ans Aufhören denke zur Zeit nicht. Aber wir müssen auch von Jahr zu Jahr schauen und nicht schon Fantasien für die nächsten Jahre haben.