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Dom-Konzert Benefiz für bröckelndes Gemäuer

"Die 12 Cellisten der Berliner Philharmoniker" spielen am 9. Juli in Stendal. Der Erlös kommt dem sanierungsbedürftigen Dom zugute.

Von Nora Knappe 18.06.2017, 01:07

Stendal l Es wäre etwas plakativ, zu behaupten, durch den Dom gehe ein Riss. Aber der große Riss in einem der Pfeiler des Kirchenschiffs illustriert zumindest ganz eindrücklich, wie es um den Dom St. Nikolaus bestellt ist. Abseits dieses augenfälligen Schadens sind es auf den ersten Blick nur Kleinigkeiten: Hier eine Fehlstelle, dort ein loser Ziegelstein, da etwas Moos und Bewuchs am Gemäuer...

Doch Joachim Kähler, Pfarrer der Evangelischen Stadtgemeinde Stendal, macht deutlich, dass hier insgesamt dringend etwas getan werden muss: „Die Fassade rund um den Dom weist erhebliche Schäden auf. Fugen sind ausgewaschen, Mauern haben Risse, Wasser dringt ein, Frost sprengt die Ziegel, Steine fallen heraus. Das Bauwerk geht dadurch kaputt, und wenn, so wie zuletzt am Nordturm, Steine herunterfallen, wird es gefährlich.“

Ein Konzert soll nun helfen. Und zwar nicht irgendeines, sondern ein Benefiz-Konzert der Reihe „Grundton D“, veranstaltet von Deutschlandfunk und Deutscher Stiftung Denkmalschutz. Dabei werden unbedingt erhaltenswerte und vom Verfall bedrohte Baudenkmale in ganz Deutschland zur Bühne für hochkarätige Musiker.

Mit dem Konzert am 9. Juli erfüllt sich für Kähler und die Stadtgemeinde ein langgehegter Wunsch. „Vor etwa zehn Jahren hatte ich an den Deutschlandfunk einen Brief geschrieben, dass wir uns über ein Konzert freuen würden“, erzählt Kähler mit Verweis auf das jahrelange Engagement der Denkmalschutzstiftung. Seit 1992 hat sie mit knapp 430  000 Euro Sanierungsmaßnahmen am Stendaler Dom St. Nikolaus gefördert: darunter die Fenstersanierung, die Restaurierung der Paradiespforte und zuletzt Arbeiten an den Sandstein-Fensterbänken des Südkreuzgangs.

Vor zwei Jahren dann endlich kam die frohe Nachricht: Es wird ein Konzert in St. Nikolaus geben: Stendal ist 2017 der Spielort Sachsen-Anhalts in der Reihe „Grundton D“. Für Kähler ist der Auftritt der „12 Cellisten“ in dreierlei Hinsicht hervorragend: „Zum einen ist es ganz nüchtern-sachlich ein Impuls und Erinnerung, dass es mit der Sanierung des Doms weitergehen muss.“ Aber es sei auch ein musikalisch-kultureller Höhepunkt für Stendal: „Wann hat man schon mal solch hochkarätige Musiker hier? Es sind ja ohne Übertreibung Weltstars.“ Die, nebenbei gesagt, großen Wert darauf legten, unter genau den Bedingungen zu spielen, die sie hier vorfänden, ohne extra Bühne, ohne Schnickschnack.

Und zum Dritten berge solch ein grandios besetztes Konzert aus Kählers Sicht auch touristische Effekte: „Stendal wird bekannter, der Dom wird bekannter und es zieht Leute her, die vielleicht Stendal noch nicht kennen, aber Fans der 12 Cellisten sind.“

Für die Evangelische Stadtgemeinde ist es wohl ein Glückstreffer, in der „Grundton D“-Reihe als Austragungsort aufzutauchen: Sie muss nichts bezahlen, und der Erlös aus Karten- und Imbissverkauf fließt direkt in einen eigenen Haushaltsposten zur Fassadensanierung von St. Nikolaus.

Dessen bausubstanzliche Not ist seit Kählers erstem Schreiben an den Deutschlandfunk vor zehn Jahren nicht geringer geworden. Damals, im Jahr 2007, gab es sogar eine spektakuläre Spendenaktion: Unter dem Motto „Wir machen den Dom dicht“ konnten am Ende 30.000 von 40.000 benötigten Euro Eigenanteil eingeworben werden, um mit Hilfe der Deutschen Stiftung Denkmalschutz den Hausschwamm im Dachstuhl von St. Nikolaus zu bekämpfen.

Um höhere Preisklassen geht es mit dem aktuell dringlichen Vorhaben: „Ich schätze, weit über 50.000 Euro werden nötig sein, um die Fassade zu sanieren“, meint Kähler, „die genauen Ausmaße sieht man aber erst, wenn man auf dem Gerüst steht.“ Und schließlich geht es dem Dom ja auch nicht anders als jeder anderen Kirche: Zu tun gäbe es noch mehr. „So ein Gebäude zu erhalten, ist eine ständige Aufgabe“, sagt Kähler. „Jede Generation muss ihren Teil beitragen.“

Das Konzert in Stendal findet am Sonntag, 9. Juli, um 18 Uhr im Dom St. Nikolaus statt. Karten à 25 Euro (freie Platzwahl) gibt es im Büro der Evangelischen Stadtgemeinde Stendal: Am Dom 18a, Tel. 03931/21 21 36, stadtgemeinde@kirchenkreis-stendal.de , und in der Tourist-Information Stendal im Rathaus: Tel. 03931/65 11 90