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Dommusiken Furioses mit vertrauten Stimmen

Die Domkantorei hat 2020 Besonderes vor: von der Flut über die Schöpfung zum Kerzenschein. Mit dabei sind wieder bekannte Solisten.

Von Nora Knappe 08.02.2020, 14:00

Stendal l Es ist eine besondere Ehre, die den Kinderchören der Domkantorei jedes Jahr zuteil wird: Sie eröffnen die Dommusiken immer mit einem aufwendigen, unterhaltsamen Singspiel im Rahmen eines Familiengottesdienstes. Diesmal führen sie singend und schauspielend „Die große Flut“ von Günther Kretzschmar auf. Etwa 80 Kinder treten auf, unterstützt von Instrumentalisten, und stellen die Geschichte von Noah dar, der von Gott den Auftrag erhält, ein riesiges Schiff zu bauen, um die Tiere vor einer großen Flut zu bewahren. Aber alle seine Nachbarn verspotten ihn, weil er daran glaubt... Wie die Geschichte ausgeht, erfährt man am Sonntag, 23. Februar, ab 10.45 Uhr im Kapitelsaal des Stendaler Doms.

So fesselnd und furios geht es dann im Jahresprogramm auch weiter, denn als Nächstes hat die Domkantorei ein Oratorium in petto: Am Sonntag, 29. März, wird passend zur bevorstehenden Osterzeit die Johannespassion von Johann Sebastian Bach aufgeführt – allerdings nicht im Dom, sondern in der Neuapostolischen Kirche als liebgewonnenem neuen Aufführungsort. „Wir konnten dafür wieder die Lautten Compagney Berlin gewinnen“, freut sich Domkantor Johannes Schymalla, der das Ensemble insbesondere wegen dessen historischer Instrumente hoch schätzt. „Mit Gambe, Theorbe und Barockoboe zum Beispiel gewinnt man eine ganz andere Klangfarbe, diese besondere historische Stimmung.“

Seine Freude gilt gleichermaßen der Solistenbesetzung: Mit Katherina Müller ist wieder eine Sopranistin dabei, die in Stendal schon mehrfach zu erleben war und durch ihre gefühlvolle, auch mimische Ausdruckskraft beim Singen in den Bann zieht. Auch den Basssänger dürften etliche Zuhörer auf jeden Fall (wieder-)erkennen: Der aus Stendal stammende Manuel Helmeke, weltweit mit dem Calmus Ensemble auf Tour, ist hier erstmals als Oratoriensänger zu erleben.

An den Chor stelle die Johannes-Passion eine ganz besondere Anforderung, sei er doch als Verkörperung des aufgebrachten Volkes eine Stunde am Stück sängerisch gefragt, erklärt Schymalla, der die Johannes-Passion trotz des ernsten Themas als „großartige und berührende Musik“ empfindet.

Auf ganz eigene Weise berührend und innig wirkt der Jugendchor der Domkantorei, der altersbedingt einem steten Wandel unterliegt und immer wieder aufs Neue durch eine unkonventionelle Lebendigkeit überzeugt. Wie jedes Jahr gibt er sein eigenes Konzert unter dem Titel „Spirit of the dom“, was diesmal für Sonntag, 26. April, vorgesehen ist. Mit Klavierbegleitung sind klassische Chorstücke, Volkslieder, aber auch Popsongs zu hören, und alles etwas lockerer und witziger arrangiert. Die Konzerte des Jugendchors sind, so der Kantor, „immer sehr stimmungsvoll und haben sehr viel Charme“.

Und die Domkantorei Stendal, oder zumindest ihr Leiter, scheint 2020 in Oratorienlaune zu sein, denn am Sonntag, 27. September, ist ein weiteres zu hören: „Die Schöpfung“ von Joseph Haydn. Die gab es in Stendal zuletzt 2006 zu hören, für Johannes Schymalla ist die Aufführung unter seiner Ägide eine Premiere. Das Werk überzeuge ihn durch „eine Riesenfarbpalette, mit der Haydn das Geschehen illustriert, das ist sehr plastisch und unterhaltsam“. Haydn sei ein sehr humorvoller Mensch gewesen, was man eben auch seinen Kompositionen anmerke.

Der Spaß am Singen und Artikulieren werde insbesondere dem Bass abverlangt, Andreas Scheibner aus Dresden sei dafür prädestiniert, meint Schymalla, der sich darauf freut, mit Chor und großem Orchester für die Aufführung „aus dem Vollen schöpfen“ zu können. Nicht zuletzt aus diesem Grund: „Die Schöpfung ist das oratorische Hauptwerk der Klassik.“ Sollte man also kennen.

Wen man in der klassischen Musik ebenfalls kennen sollte, ist ein Herr namens Beethoven. Der wird in diesem Jahr anlässlich seines 250. Geburtstages in der Musikwelt gefeiert und gewürdigt – in Stendal nicht überbordend, aber in besonderer Weise. Für ihren Klavierabend am Sonntag, 8. November, haben sich Maike und Johannes Schymalla zum einen ureigenste Beethoven-Werke ausgesucht, zum anderen aber sollen auch Auftragskompositionen erklingen. „Eine davon wird von Benjamin Ulrich sein, der wohl Teile aus Sinfonien Beethovens entnimmt und sie in die Sprache der heutigen Zeit überträgt“, blickt der Auftraggeber voraus, der selbst noch nicht viel mehr weiß und schon gespannt ist, was er und seine Frau dann vierhändig spielen werden.