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Ehrenamt Feuerwehr-Chef kündigt Rückzug an

Der Tangerhütter Gemeindewehrleiter Nils Wilhelm wird sein Ehrenamt niederlegen. Er begründet diesen Schritt mit der zeitlichen Belastung.

Von Rudi-Michael Wienecke 24.08.2020, 18:14

Tangerhütte l Nils Wilhelm hat die Verwaltung und den Stadtrat darüber in Kenntnis gesetzt, dass er ab 2021 nicht mehr für das Amt des Gemeindewehrleiters zur Verfügung stehen wird. Dies bestätigte der parteilose Einheitsgemeindebürgermeister Andreas Brohm gestern gegenüber Volksstimme. Offiziell begründet habe Wilhelm seinen Schritt mit den zeitlichen Belastung, die dieses Ehrenamt mit sich bringt.

Das machte jener auch gegenüber der Volksstimme deutlich. Nach Feierabend die Leitung von 25 Ortswehren mit rund 500 Mitgliedern zu übernehmen, sei auf Dauer nicht zu leisten. Er verwies in diesem Zusammenhang darauf, dass in anderen Kommunen die Gemeindewehrleiter hauptamtliche Beschäftigte in der Verwaltung seien.

Wilhelm, in Windberge wohnhaft und hauptberuflich in der Stendaler Kreisverwaltung für den Zivil- und Katastrophenschutz zuständig, machte aber auch keinen Hehl daraus, dass ihm von Teilen des Tangerhütter Stadtrates die Lust an der Ausübung der Funktion genommen worden sei.

Dabei geht es um die Diskussionen innerhalb der Einheitsgemeinde, die nach dem Großbrand in Bittkau im vergangenen Jahr geführt werden. Es entbrannten Querelen um die Löschwasserversorgung.

Während Teile des Tangerhütter Stadtrates das größte Problem der Feuerwehr in der mangelnden Löschwasserversorgung sehen – Rita Platte (WG Altmark-Elbe) beantragte sogar, Kredite aufzunehmen, um diese sicherzustellen – sieht Wilhelm darin nicht unbedingt die dringenste Herausforderung für die Einheitsgemeinde. „Die Löschwasserversorgung ist nicht optimal“, gibt er zu, aber im Ernstfall würden die Einsatzkräfte mit den vorhandenen Möglichkeiten durchaus klar kommen. Seiner Meinung nach gebe es wichtigere Baustellen in der Kommune. In diesem Zusammenhang sprach er von der Ausrüstung, von Fahrzeugen und von Gerätehäusern. Da der Haushalt von Tangerhütte eben nicht viel hergebe, müssten Prioritäten gesetzt werden. Dies habe er versucht darzustellen. Damit handelte er sich von Seiten des Stadtrates aber den Vorwurf ein, dem Bürgermeister nach dem Munde zu reden, was der ausgebildete Verbandsführer im Rang eines Brandinspektors wiederum als Respektlosigkeit des Stadtrates seinem Amt gegenüber bezeichnet.

Der scheidende Gemeindewehrleiter betonte, dass nicht der gesamte Tangerhütter Stadtrat den Rat der Sachkundigen ignoriere. „Viele sind vernünftig. Sie akzeptieren die fachliche Meinung.“

Dagegen sprachen sich der Bau- und der Hauptausschuss während ihrer jüngsten Sitzungen mehrheitlich dafür aus, immerhin rund 46 000 Euro in den Haushalt einzustellen, um einen Tiefbrunnen in Grieben bauen zu können. Damit folgten die Beführworter einem Antrag der Griebener Ortsbürgermeisterin Rita Platte. Frank Dreihaupt (UWG Südliche Altmark), Wilko Maatz (UWG Südliche Altmark) und Thomas Lemme, Ortswehrleiter in Bittkau sowie sachkundiger Einwohner der Fraktion UWG Südliche Altmark, machten indes darauf aufmerksam, dass laut Prioritätenliste andere Schwerpunkte zu setzen seien.

Mit der Gemeindewehrleitung sei man nun auf der Suche nach einem geeigneten Nachfolger, so Bürgermeister Brohm der gleichzeitig zu verstehen gab, dass dies kein leichtes Unterfangen sein werde.

Innerhalb der Einheitsgemeinde Tangerhütte gehörte Wilhelm knapp zehn Jahre lang zur Führungsspitze der Feuerwehr. 2011 übernahm er das Amt des stellvertretenden Gemeindewehrleiters. Nachdem Gerry Michlik, bis 2014 Gemeindewehrleiter, sein Amt niederlegte übernahm der Windberger Wilhelm dessen Geschäfte und wurde kurze Zeit später vom Stadtrat im Amt bestätigt.