Bürgerbühne Ein Dirigent, der Herzen öffnet
Die Junggebliebenen Altmärker, die Minimärker und der Theaterchor bringen das Stück „Wie im Himmel“ auf die Bühne.
Stendal l Er liebt Theaterstücke, „in denen es so richtig zur Sache geht, in denen es Konflikte gibt“. Darum kam es ihm immer ganz entgegen, wenn er auf der Bühne die „eher krassen, negativen Typen, die dominanten und durchgedrehten“ spielen konnte. „Das macht am meisten Spaß“, sagt Janko Claus. Und weil er das so sieht, ist seine aktuelle Rolle eine richtige Herausforderung für den 40-Jährigen. In der Inszenierung „Wie im Himmel“ spielt er einen berühmten Dirigenten, der in seinen Heimatort zurückkehrt und als Chorleiter die Ohren und Herzen der Menschen öffnet. „Das ist ein lieber Typ, ein eher zurückhaltender. Die Rolle ist schon etwas Neues für mich“, sagt Janko Claus über seinen Part – und doch muss er den Dirigenten so spielen, dass er auf der Bühne präsent ist.
Präsenz auf der Bühne, die hat Janko Claus. Zuletzt haben das die Zuschauer in „Das Produkt“ im vergangenen Jahr erlebt, als er einen Regisseur spielte und – abgesehen von einer Anspielpartnerin – allein agierte. So ein Ein-Personen-Stück unterscheide sich schon sehr vom Ensembleauftritt, „denn man ist immer auf der Bühne“, sagt der 40-Jährige. Das Stück war eine Art Kompromisslösung: Weil er an der Abschlussarbeit für sein Studium der Rehabilitationspsychologie in Stendal gearbeitet hat, fehlte ihm die Zeit für das Ensemblestück der Junggebliebenen Altmärker. Dort meldete er sich ab. Mit „Das Produkt“, inszeniert von Robert Grzywotz, konnte er aber dennoch seine Leidenschaft ausleben – die, Theater zu spielen.
Damit hatte Janko Claus schon in Magdeburg begonnen, wo er zuvor gelebt hat. Er war aktiv in freien studentischen Gruppen, führte auch Regie, war bei Projekten Magdeburger Theater dabei. Nach dem Wechsel an die Stendaler Hochschule wurde er Mitglied der dortigen Theater-Arbeitsgemeinschaft und bei der TdA-Bürgerbühne. „Ich finde Theater als Hobby ganz gut“, sagt er, sei aber auch „nicht abgeneigt, das etwas professioneller zu machen“. Doch beruflich hat die Psychologie den Vorrang. Aktuell laufen einige Bewerbungen, dann wird er die Altmark möglicherweise verlassen.
Doch noch wohnt Janko Claus in Stendal und ist darum nach bestandenem Abschluss wieder bei den Junggebliebenen Altmärkern eingestiegen. „Das Stück hat mich gereizt“, sagt der 40-Jährige, der „Wie im Himmel“ schon vor Jahren als Film gesehen hatte. Als feststand, dass die Bürgerbühne eben jenes Stück zeigen wird, „habe ich mir den Film noch zweimal angesehen“. Und er fand seine Rolle als Dirigenten „sehr positiv“, wie gesagt, ganz anders als die Rollen bisher. „Aber es gibt genug Spielraum, die Figur zu entwickeln“, sagt der Darsteller zu einer Zeit, als die Endproben laufen. Zu einer Zeit, als der Theaterpädagoge und Theaterchor-Leiter Robert Grzywotz die in den vergangenen Monaten in Einzelproben vorbereiteten Szenen oder Lieder für seine „Wie im Himmel“-Inszenierung zu einem Ganzen zusammenfügt.
Denn im Stück werden die Junggebliebenen Altmärker, die Minimärker und der Theaterchor – allesamt Laiendarsteller und -sänger – als Chormitglieder und Dorfbewohner zu sehen und zu hören sein.
Danach gefragt, wie er für die Inszenierung werben würde, sagt Janko Claus: „Damit, dass auf der Bühne auf jeden Fall Drama herrschen wird, dass es eine hohe Intensität an Gefühlen gibt und einen schönen Kontrast zwischen Drama und der harmonischen Musik.“ Apropos Musik: In einer Szene wird der Dirigent zusammen mit dem Chor singen. Claus: „Das macht sehr viel Spaß.“
In den vergangenen Monaten haben sich die Mitwirkenden bei den wöchentlichen Proben auf die Aufführungen vorbereitet, seit Montag laufen nun täglich die Endproben. Am Freitag gibt es auf der Hinterbühne die Premiere. Fünf Vorstellungen sind angesetzt – und schon vor dem ersten Vorhang kann ein Erfolg gefeiert werden: Alle Vorstellungen sind bereits ausverkauft.