Serie "Jubeljahr": 2003 kam das Trojanische Pferd nach Stendal - es ist das höchste der Welt Ein Pferd mit Notausgang
Gebaut wurde es für eine Troja-Ausstellung in Braunschweig, vor zehn Jahren fand es in Stendal ein Zuhause: das Trojanische Pferd im Garten des Winckelmann-Museums.
Stendal l Das Leben des Stendaler Trojanischen Pferdes ist geprägt von Außergewöhnlichem: Es ist ein Riesenbaby - 15,60 Meter groß und 45 Tonnen schwer, immerhin aber kam es ausgewachsen auf die Welt; seine Eltern: zwei Männer - Martin Müller, Ingenieur der Theater- und Veranstaltungstechnik, und Michael Zeyfang, Physiker, Zimmermann und Bühnenbildner; seine Hebamme: eine Holzbaufirma. Und: Es dürfte das einzige Pferd sein, das einen Notausgang hat.
Geboren wurde der Koloss aus Stahl und Lärchenholz 2002 in Braunschweig, wo er in einer Troja-Ausstellung modeln musste. Mit dieser Schau tingelte das Pferd dann ein bisschen durch die Weltgeschichte mit Stationen in Bonn und Stuttgart, kam schließlich wieder nach Braunschweig zurück, bevor es im Juni 2003 in Stendal ein neues Zuhause fand.
Dieser Umzug hatte es in sich: In 19 Teile wurde das Pferd zerlegt, mit acht Tiefladern auf den Hof des Winckelmann-Museums gebracht und da mit Hilfe eines Krans wieder aufgebaut. Dort, wo es jetzt steht, mussten zuvor noch Schuppen und Baracken abgerissen sowie das Fundament gegossen werden. Und kurioserweise fand man in dem Grabungsfeld nicht nur alte Keramikreste, sondern auch eine ganze Reihe von Pferdeknochen. "Diese stammten vermutlich aus der Knopffabrik, die sich hier einst befand", erklärt Museumschefin Stephanie-Gerrit Bruer.
Die Kaschadestiftung und Max Kunze von der Winckelmann-Gesellschaft hatten sich damals dafür eingesetzt, dass das Riesenholzpferd nach Stendal kommt - und zusammen mit etlichen Sponsoren hat man den Preis von rund 150000 Euro nicht gescheut. Aber diese Investition scheint sich gelohnt zu haben: Denn das Interesse am Trojanischen Pferd reißt nicht ab - wer ins Museum kommt, will meistens auch aufs Pferd. Über Wendeltreppen in den Vorderbeinen geht es hinauf auf etwa neun Meter Höhe in den geräumigen Bauch. Hier gibt es manchmal Ausstellungen oder Sonderveranstaltungen, oder man klappt eine der kleinen Luken auf und genießt den Blick auf Stendal.
Dass das Tier sogar einen Eintrag ins Guinnessbuch der Rekorde bekam, ist einem kleinen Trick zu verdanken, verrät Bruer: "Wir haben extra einen zehn Zentimeter breiten Kranz auf die Mähne setzen lassen." So kam es zur Höhe von 15,60 Meter, womit die Riesenskulptur als größtes gebautes Trojanisches Pferd der Welt gilt.
Und sollte es einmal ganz schlimm kommen und jemand muss gerettet werden, ist ruckzuck die Feuerwehr am Pferd, fährt die Drehleiter aus und öffnet den Notausstieg an der rechten Flanke. Auch das dürfte einmalig sein: Ein Pferd mit Notausgang.
Am Sonnabend zur Kulturnacht gibt es wie zur Eröffnung vor zehn Jahren eine Karikaturenschau zum Trojanischen Pferd.