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Einbahnstraße Winckelmannstraße sorgt für Diskussionen

Es gibt Vorschläge und Vorstellungen der Verwaltung für den Ausbau der Winckelmannstraße, und es gibt Wünsche und Forderungen von Anwohnern.

Von Donald Lyko 11.08.2020, 04:00

Stendal l Im kommenden Jahr soll die Winckelmannstraße auf ihrer Länge von zirka 300 Metern grundhaft ausgebaut werden. Mit Blick auf Detailplanung, Ausschreibung und Auftragsvergabe heißt das: Die Zeit drängt. Nachdem die Varianten bereits mehrfach im Ausschuss für Stadtentwicklung und im Stadtrat Thema waren, ein Beschluss aber noch aussteht, hatte die Fraktion Linke/Grüne zum Vor-Ort-Termin eingeladen. Vor allem, um die Verantwortlichen aus dem Amt für Stadtumbau und Sanierung, die Planer von der Stendaler WSTC GmbH und Interessenvertreter, unter anderem vom Allgemeinen Fahrrad-Club (ADFC) und vom Allgemeinen Behindertenverband für Stendal und Umgebung, an einen Tisch zu holen. Dem schlossen sich viele Grundstückseigentümer an. Das Treffen fand im Garten des Winckelmann-Museums statt.

Dass es noch sehr viel Gesprächsbedarf gibt, war schon nach wenigen Minuten klar. Unter anderem über die favorisierte Variante. Seitens der Stadtverwaltung sei das weiterhin die Variante 1, erklärte Georg-Wilhelm Westrum, Leiter des Amtes für Stadtumbau und Sanierung. Sie sieht eine Neugliederung des Straßenraums zu Gunsten des fließenden und ruhenden Verkehrs und zu Lasten der Nebenanlagen vor, eine Fahrbahnbreite von durchgängig 5,55 Meter sowie Buchten für 34 Parkplätze, so dass ein uneingeschränkter Begegnungsverkehr von Auto und Lastwagen möglich ist.

Viele der Anwohner könnten sich aber auch mit einer Variante anfreunden, die auf Antrag der AfD-Fraktion nachträglich erarbeitet worden ist: die Umwandlung in eine Einbahnstraße. Auf eine Zwischenfrage, wer für eine solche sei, gingen viele Hände hoch. Dem erteilte Bärbel Hornemann, im städtischen Bauaufsichtsamt zuständig für Denkmal- und Bodendenkmalschutz, aber eine klare Absage: Diese Variante werde von der Denkmalschutzbehörde nicht genehmigt. Unter anderem, weil nach Reduzierung auf eine Fahrbahn und damit deutlich breitere Nebenanlagen beim Blick in die Straße die Perspektive nicht mehr stimmen würde. Bärbel Hornemann: „Damit haben wir erhebliche Probleme.“ Denn die Winckelmannstraße sei eine der ältesten und bedeutendsten Straßen in der Altstadt.

Ein weiteres Argument: „Bei einer Einbahnstraße wird immer mehr Verkehr produziert.“ Denn statt den direkten Weg zu nehmen, müssten Umwege gefahren werden. Das Argument, dass sich bei einer Einbahnstraße hinter Müllfahrzeugen der Verkehr stauen würde, wollten die anwesenden Anwohner so nicht stehen lassen: Das sei auch jetzt schon so.

„Ich glaube, dass diese Variante ohnehin wenig Chancen hat“, sagte der Linke/Grüne-Fraktionsvorsitzende Joachim Röxe. Die Einbahnstraße würde eine 4,05 Meter breite Fahrbahn bekommen und Platz für 38 Stellplätze bieten, vier mehr als in der Variante 1. Die Gehwege würden breiter werden.

Ein Punkt, den viele Anwohner nicht für notwendig ansehen – auch in anderen Varianten nicht. Die jetzigen Breiten der Gehwege würden vollkommen ausreichen, so ihre Meinung. Als ADFC-Vertreter erklärte Werner Hartig aber, dass „sämtliche Flächen Verkehrsflächen sind, auch Gehwege sind Fahrwege“. Denn Kinder bis zehn Jahren müssten darauf Rad fahren, aber auch Bürger, die auf Rollstuhl oder Rollator angewiesen sind.

An die Planer richtete er den Wunsch, Fahrradstellplätze zu berücksichtigen. Seinem Vorschlag, diese vor dem Museum anzusiedeln, widersprach Museumsleiterin Dr. Stephanie-Gerrit Bruer. Fahrräder würden dort stören, „denn viele Leute fotografieren unsere Fassade“.

Eine Forderung, die mehrfach zu hören war: Die Zahl der Parkplätze sollte sich nicht wesentlich verändern. Schon jetzt sei es schwierig, abends nach der Arbeit einen Platz zu finden, so ein Einwurf – dem Amtsleiter Westrum nicht ganz folgen will. Er vermute, dass einige der Autos Platz auf den eigenen Grundstücken hätten. Die öffentliche Straße soll Parkmöglichkeit für Besucher und „in begrenztem Rahmen“ für Anwohner bieten.

Da die gesamte Altstadt ein Flächendenkmal ist, seien viele Dinge zu beachten, erklärte Westrum: „Der historische Bezug zur Altstadt muss auch im Straßenzug berücksichtigt werden.“ Das spiegelt sich unter anderem im ausgewählten Material wieder, denn es wird dem entsprechen, das unter anderem für die Straßen rund um den Marktplatz verwendet worden ist.

Die Planungsunterlagen lagen bis Ende vergangener Woche im Bauamt aus. Das Interesse der Anlieger daran sei allerdings gering gewesen, obwohl jeder Hauseigentümer eingeladen worden war, sich zu informieren und zu äußern, sagte Tiefbauamt-Mitarbeiterin Ingelore Dopslaff. Da es aber offenbar noch reichlich Diskussionsbedarf gibt, können sich Anlieger in den nächsten Tagen dennoch zur Einsicht der Unterlagen anmelden.

Joachim Röxe lud außerdem dazu ein, sich an die Fraktionen zu wenden, bevor im September im Stadtentwicklungsausschuss über den Ausbau der Winckelmannstraße beraten wird. Fraktionsmitglied Katrin Kunert regte an, dass die Anwohner im Vorfeld ihre Vorschläge und Meinungen bündeln sollten, die dann ein Sprecher während der Ausschusssitzung gebündelt vortragen könnte.