Wie der Krippe auf mysteriöse Weise zwei Beinchen abhanden kamen Eine andere Weihnachtsgeschichte
Mama, das Baby rutscht raus!", ruft meine kleine Tochter, als wir Omas Paket mit dem Christbaumschmuck und der Krippe öffnen. Tatsächlich, eindeutig Schieflage, zwei von den vier Beinen der kleinen Holzkrippe mit der Jesusfigur fehlen. Sie finden sich unten in der Schachtel wieder. Einfach abgebrochen wie Streichhölzer.
Ein Anruf bei meiner Mutter klärt, dass die Holzkrippe beim Abschicken noch völlig intakt war. Da nur leichte Sachen in dem Paket waren, kann das kaum beim Transportgeschüttel passiert sein. Hat das etwa jemand unterwegs geöffnet? Der Verdacht liegt nahe, nachdem eine Seite des Pakets mit dunklem Klebeband verschlossen war. "Ich habe aber nur durchsichtiges genommen", sagt meine Mutter.
Merkwürdig. Dass mal ein Geldschein nicht bei mir angekommen ist, das habe ich ja schon erlebt. Selbst Enteneier gingen mal unterwegs verloren. Aber knickt ein Räuber aus Wut einer Holzkrippe zwei Beine ab und macht das Paket anschließend wieder zu? Irgendwie kindisch. Aber, dass sich die NSA jetzt schon mit Weihnachtspaketen beschäftigt?
Ich will wenigstens meinen Frust loswerden und rufe bei der DHL-Hotline an. Dort empfiehlt mir ein freundlicher Herr mit hessischem Akzent meine Beschwerde doch in der nächsten Postfiliale loszuwerden und ein Schadensformular auszufüllen. Ich will aber kein Geld, sondern Aufklärung! Auch die Pressestelle von DHL scheint nicht genauer nachforschen zu wollen. Pressesprecherin Dunja Kuhlmann tröstet mich damit, dass es zwar im Dezember mehr Pakete, aber nicht mehr Beschädigungen oder Kundenbeschwerden gebe als sonst, dass man aber an der konsequenten Modernisierung der Paketinfrastruktur arbeite... Zahlen würden aus Wettbewerbsgründen nicht herausgegeben.
Schlauer geworden bin ich nicht. Viel Zeit habe ich aber eh nicht, darüber zu grübeln. Denn meine klei- ne Tochter ruft mir zu: "Mama, Handwerker muss kommen. Christkind reparieren". Und ich eile.