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Eine Bilanz 100 Tage Landrat Patrick Puhlmann

Wie hat sich Patrick Puhlmann in Stendal trotz Corona-Krise geschlagen?

Von Donald Lyko 26.06.2020, 07:00

Stendal l Wie oft er sich in den vergangenen Wochen gefragt hat, warum er damals bei der Kandidatenfrage eigentlich nicht nein gesagt hat? Ein kurzes Schmunzeln, ebenso kurzes Überlegen. „Diese Frage habe ich mir tatsächlich noch nie gestellt“, sagt der Storkauer, der in der vergangenen Woche seinen 37. Geburtstag gefeiert hat, und schiebt gleich eine Erklärung nach: „Ich komme noch immer jeden Morgen gern zur Arbeit. Ich fühle mich wohl.“ Das Gegenteil zur Frage sei der Fall: „Ich freue mich, dass ich damals ja gesagt habe.“

Daran hat auch der Start nichts ändern können, der etwas turbulent war. Patrick Puhlmann bemüht das Bild eines anfahrenden Güterzuges: „Es hat mächtig geruckelt, aber wir sind losgefahren – nicht unbedingt auf den Schienen, die geplant waren.“ Solche Situationen bringe das Leben aber mit sich, sieht er es eher als Herausforderung.

Dass er von außen gekommen ist und seinen Amtsvorgänger Carsten Wulfänger (CDU) bei der Wahl Ende vergangenen Jahres geschlagen hatte, sitzt bei vielen aus dem Wulfänger-Unterstützerlager bis heute tief. „Es gab eine ziemliche Polarisierung“, beschreibt der Landrat die ersten Wochen in der Zusammenarbeit mit dem Kreistag.

Die Wahl der beiden Beigeordneten am 2. April hatte zu einer zusätzlichen Konfrontation geführt. Puhlmann hatte zwei Kandidaten vorgeschlagen und sich öffentlich gegen Sebastian Stoll (CDU), damals 2. und seit eineinhalb Wochen 1. Beigeordneter des Landkreises, ausgesprochen. Nach vielen Gesprächen „am Rande“, nach weiteren Kreistagssitzungen habe er aber das Gefühl, dass die Zusammenarbeit besser geworden ist. Sein Gesprächsangebot hat er allen Fraktionen unterbreitet, „denn Gleichbehandlung ist mir wichtig“.

Und wie läuft mittlerweile die Zusammenarbeit mit Sebastian Stoll? „Wir sind auf einem guten Weg“, sagt Patrick Puhlmann, weiter äußern möchte er sich aber nicht. Dafür spart er nicht mit Lob für die rund 700 Mitarbeiter starke Belegschaft insgesamt. „Hier arbeitet eine sehr professionelle Verwaltung.“ Darum habe er von Anfang an eine beruhigende Botschaft für sie gehabt: „Ich will hier nicht mit der Axt durchgehen und Bewährtes zerschlagen.“ Dass er sich wegen Corona noch nicht bei allen persönlich vorstellen konnte, bedauert er. Denn ihm ist sehr an Kommunikation gelegen. Einige Ämter hat er mittlerweile besucht, der Rest soll in den nächsten Wochen folgen.

Persönlicher Kontakt, ein gutes Stichwort. Patrick Puhlmann freut sich darauf, dass mittlerweile wieder kleinere Veranstaltungen, Treffen und öffentliche Termine stattfinden dürfen, bei denen er mit den Menschen im Landkreis ins Gespräch kommen kann. „Jetzt werde ich wieder mehr Zeit im Auto verbringen.“ Mit Blick auf die Begegnungen ist sich der 37-Jährige sicher, dass nach den ersten „100 spannenden Tagen“ noch viele weitere folgen. Einerseits, „weil ich ein neugieriger Mensch bin und nun den Landkreis neu entdecken kann“, andererseits, „weil viele spannende Entscheidungen anstehen“. Dazu gehören ein modernes Konzept für den Öffentlichen Personennahverkehr, gehören Lösungen für die aktuell sehr angespannte Finanzlage, aber auch Fragen, die sich aus der Corona-Krise ergeben. „Im Gesundheitsamt wird es perspektivisch mehr Personal geben“, nennt der Landrat ein Beispiel. Ein anderes ist, wie kurzfristig Verändertes zu Langfristigem werden kann, weil es gut läuft. So kommt es zum Beispiel sehr gut an, dass im Straßenverkehrsamt Termine vergeben werden, die Wartezeiten deutlich kürzer sind. „Wir wollen erproben, ob es ein Dauermodell werden kann“, kündigt Puhlmann an.

Der Kampf um das Havelberger Krankenhaus, die umstrittene Abstimmungsvereinbarung für die Wertstoffentsorgung, Beigeordnetenwahl, Suche nach einem neuen Geschäftsführer für die Abfall­entsorgungsgesellschaft, natürlich Corona ... Schon in den ersten zehn Tagen hatte der neue Landrat ein ordentliches Pensum, musste sich einlesen, die Fachleute befragen, „und alle halbe Stunde kommt jemand anderes ins Büro. Das stresst mich aber nicht.“ Denn „mitwirken zu können, ist etwas, wobei ich mich wohlfühle“, versichert der 37-Jährige. Dass die vergangenen 100 Tage im Landratsamt bewegte Tage waren, macht er nicht nur an seiner Person fest: „Mehr als ein neuer Landrat hat Corona die Kreisverwaltung durchgeschüttelt.“