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Bundesforstbetrieb Nördliches Sachsen-Anhalt bietet umfassende Ausbildung zum Forstwirt Einer der härtesten Berufe mitten im Wald

Von Birgit Schulze 21.01.2012, 05:23

Gemeinsam mit Ausbilder Tobias Fechner beräumten vier angehende Forstwirte gestern Vormittag trotz einsetzenden Schneefalls eine Heidefläche zwischen Scheeren und Grieben von Baumbewuchs. Biotop-Pflege auf etwa zwei Hektar Fläche - und Teil ihrer Ausbildung.

Tangerhütte l "Forstwirt ist einer der härtesten Berufe - so gut wie immer draußen und körperlich anstrengend. Das muss einem klar sein", sagt Revierleiter Horst Schulze von der Bundesforst. Aber er biete viele Möglichkeiten, erzählt er auf dem Weg über alte Panzerstrecken. Auf einer Lichtung sind plötzlich fünf Gestalten in typisch leuchtfarbiger Schutzkleidung zu sehen. Was einst als Versuchsschießbahn der Firma Krupp angelegt wurde, war später Militärgebiet der sowjetischen Truppen. Heute wird dieses Gebiet als Teil des Reviers Tangerhütte von der Bundesforst betreut.

Hier, im tiefsten Wald des rund 2700 Hektar großen Revieres, sind die Männer im Alter von 17 bis 20 Jahren genau richtig. Fast alle sind von klein auf mit dem Wald vertraut, haben ihren Wunschberuf gefunden. Zwei von ihnen haben schon jetzt vor, später auch beruflich weiter zu machen, vielleicht ein Studium aufzunehmen. Die Tagesaufgabe gestern: Ein zwei Hektar großes Heidegebiet von Baumbewuchs zu befreien. "Das sind besondere Lebensräume, die nur dann erhalten bleiben, wenn man sie pflegt", sagt Horst Schulze.

Die Haufen aus Kiefern und Birken, die die Auszubildenden zusammentragen, bleiben als Unterschlupf für Bodenbrüter und andere Tiere liegen. Heute gehört verstärkt Biotop-Pflege zum Beruf des Forstwirtes, "das Spektrum wird immer größer", erklärt der Revierleiter. Derzeit werden neun Jugendliche im Bundesforstbetrieb Nördliches Sachsen-Anhalt, Ausbildungsstätte für das ganze Land, ausgebildet.

Zentraler Ausbildungsort ist der frühere Truppenübungsplatz Altengrabow. Seit 1996 ist das möglich. Auch fürs nächste Ausbildungsjahr wird wieder Nachwuchs gesucht. Voraussetzung dafür ist zunächst die körperliche Eignung, aber auch technisches und mathematisches Verständnis sowie handwerkliches Geschick. Und natürlich Verständnis für und Zuneigung zur Natur. "Hilfreich ist es auch, wenn jemand schon mal in einem ähnlichen Bereich ein Praktikum gemacht hat", sagt Ausbilder Tobias Fechner und betont: "Man muss mit Herzblut dabei sein, sonst wird es nichts."

Die Ausbildung selbst läuft im Blockunterricht ab - während der dreijährigen Lehrzeit werden die Azubis in den Revieren intensiv praktisch vorbereitet, diese Phasen werden von mehrwöchigen Unterrichtsblöcken an der Forstwirtschaftsschule in Magdeburgerforth unterbrochen. Neben der Waldbewirtschaftung und Landschaftspflege lernen angehende Forstwirte bei der Bundesforst auch die boden- und bestandsschonende Ernte und Aufbereitung oder das Handhaben sämtlicher Forsttechnik. Und sie lernen den Bundesforstbetrieb von Grund auf kennen - Umweltschutz, Arbeitsrecht und Arbeitssicherheit stehen auf dem Ausbildungsprogramm. In Sachsen-Anhalt hat die Forstwirtschaft nicht nur wegen großer Industrieansiedlungen herausragende Bedeutung. Übrigens kommen 75 Prozent der Auszubildenden im Bundesforstbetrieb aus Sachsen-Anhalt, "wir hatten auch schon Auszubildende aus Bayern oder Schleswig-Holstein", sagt Schulze. Auch wenn der Beruf körperlich viel verlangt, ein reiner Männerberuf ist er längst nicht mehr. "Ab und zu haben wir auch Frauen dabei", so der Revierleiter.

Wer sich für eine Ausbildung bewerben möchte, kann seine Unterlagen noch bis zum 25. Februar bei der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben, Steinberge 2, 39517 Dolle, einreichen.