Erich Mewes (70) kann sich als Ortsvorsteher auf seine Poritzer verlassen "Einer muss es immer in die Hand nehmen"
"Es muss immer einen geben, der die Angelegenheit in die Hand nimmt. Und dann müssen alle mitmachen", vermittelt Erich Mewes seine langjährigen Erfahrungen. In Poritz ist es der 70-jährige, der "die Angelegenheiten" in die Hand nimmt. Danach hat der Ortsvorsteher die Möglichkeit, besagte Angelegenheit im Dorf auf breite Schultern zu verteilen. "Ich gehe mal davon aus, dass das gemeinschaftliche Zusammenleben bei uns ein gutes Beispiel für andere Dörfer sein kann", so Mewes.
Poritz. Die letzte "Angelegenheit", die die Poritzer gemeinsam auf die Beine stellten, war das jährliche Straßenfest Ende Juni. Dazu war auch Bismarks Ortsbürgermeister Eduard Stapel eingeladen. "Ich wollte, dass die Poritzer den neuen Ortsbürgermeister kennenlernen", erklärt Erich Mewes. Stapel hatte erst am 1. Mai die Amtsgeschäfte übernommen. Poritz ist mit seinen aktuell 169 Einwohnern seit Jahrzehnten ein Ortsteil von Bismark.
Eduard Stapel übergab zum Straßenfest nicht nur 100 Euro für dessen Ausrichtung, sondern informierte sich über Dorfgemeinschaftshaus, Gerätehaus der Feuerwehr, Jugendclub und weitere "Angelegenheiten" des Ortsteiles. "Ich war schon überrascht, mit welchem Engagement sich die Poritzer und allen voran Erich Mewes für ihr Dorf einsetzen", erklärte Stapel. Verlassen kann sich Mewes bei seinen Aktivitäten auch auf die Feuerwehr und ihren Förderverein. "Die stehen jederzeit mit Rat und Tat zur Seite", so Mewes.
Erich Mewes (70) lebt seit 1961 in Poritz. Der gebürtige Meßdorfer hatte am 14. Juli 1961 "nach Poritz geheiratet". Gestern vor einer Woche feierten er und Ehefrau Edeltraud (69), die aus Poritz stammt, goldene Hochzeit. Nach Beendigung seines Studiums im Jahr 1962 arbeitete Erich Mewes zunächst in der Maschinen-Traktoren-Station (MTS) Bismark. Nach deren Auflösung wurde er 1964 Vorsitzender der Landwirtschaftlichen Produktions Genossenschaft (LPG) Wartenberg, die später mit der LPG Berkau zusammen geschlossen wurde.
Nach der politischen Wende saß Erich Mewes zwei Legislaturperioden im Bismarker Stadtrat. Seit 2005 setzt er sich als Ortsvorsteher für die Poritzer Belange ein. Das Engagement und der Fleiß der Poritzer findet sich unter anderem im Dorfgemeinschaftshaus wieder. Etliche Arbeitsstunden haben die Einwohner investiert, um den gemeinschaftlichen Treffpunkt herzurichten. "Zum Straßenfest oder zu Silvester feiern hier alle Poritzer, ob Jung oder Alt, zusammen", erzählt Erich Mewes.
Aktuell stehen der Jugendclub und die Zuwegung zur Trauerhalle auf der Agenda des Ortsvorstehers. Beide Vorhaben sollen wieder mit einem großen Anteil an Eigenleistung gestemmt werden. "Wir können nicht immer nur Forderungen stellen, wir müssen auch selbst etwas machen", stellt Erich Mewes fest. So sind die Jugendlichen bereits dabei, ihren Club auf Vordermann zu bringen. Putz- und Malerarbeiten werden derzeit ausgeführt, das Material wird gestellt. Die Einrichtung wird regelmäßig von zehn bis 15 Jugendlichen genutzt. Bereits im jugendlichen Alter wird den Poritzern beigebracht, dass sie selbst mit anpacken müssen, wenn etwas im Ort passieren soll.
"Eigentlich benötigt der Jugendclub auch neue Fenster und eine neue Heizung", erklärt Erich Mewes. Da müsse die Einheitsgemeinde aber zunächst klären, ob sie den Club überhaupt erhalten will. Wenn ja, müssten mit Blick auf die Unterhaltungskosten Fenster und Heizung unbedingt in Angriff genommen werden.
Am Herzen liegt Erich Mewes auch der bislang geschotterte Weg zur Trauerhalle. Die Zufahrt von der Ortsdurchfahrt ist bereits gepflastert, jetzt soll der verbliebene Weg bis zur Trauerhalle ebenfalls mit Betonsteinpflaster befestigt werden. "Das Verlegen haben wir uns in Eigenleistung vorgenommen", erklärt Mewes. Das Pflaster soll vom desolaten Radweg zwischen Döllnitz und Poritz kommen, wenn dieser neu gemacht wird. Eine entsprechende Anfrage wegen des Materials hat Erich Mewes bereits Eduard Stapel ans Herz gelegt.
Als Ortsvorsteher ist Erich Mewes regelmäßig Ansprechpartner für die Belange im Dorf. Ob eine Absenkung in der Dorfstraße, eine defekte Straßenlampe oder öffentliche Flächen, die mal wieder gemäht werden müssten – Mewes nimmt alles entgegen und hält den "kurzen Draht" zur Verwaltung und zum Ortsbürgermeister. Wie sagt Erich Mewes: "Es muss immer einen geben, der die Angelegenheit in die Hand nimmt. Und dann müssen alle mitmachen."