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Elbe-Schifffahrt Erst Corona, nun Niedrigwasser

Der Elbpegel von Tangermünde liegt bei knapp 1,40 Metern: Niedrigwasser ist nach dem Reisestopp durch Corona das nächste Problem.

Von Anke Hoffmeister 26.05.2020, 14:07

Tangermünde l „Wir haben unser kleines Schiff hier in Tangermünde liegen“, sagt Hannelore Kaiser von der gleichnamigen Tangermünder Reederei. Der „Elbkaiser“ sei in der Lage, auch bei Niedrigwasser auf Fahrt zu gehen. „Wir sind im vergangenen Sommer auch bei einem Pegel von einem Meter gefahren“, erinnert sie sich. Noch vor Pfingsten, nämlich am Donnerstag, 28. Mai, wird die Familie Kaiser mit ihren Schiffsreisen starten dürfen. Erst einmal geht es stromauf- und stromabwärts bis nach Storkau. Diese Kaffeefahrt dauert zwei Stunden und kann normalerweise unangemeldet in Anspruch genommen werden. „Jetzt ist eine Voranmeldung wichtig“, so Hannelore Kaiser. Geplant ist, ab Donnerstag bis Pfingstmontag täglich die Tour anzubieten.

Für die Frachtschifffahrt ist das Niedrigwasser auf der Elbe inzwischen schon nicht mehr ganz so unbedenklich. Kati Erlecke, Leiterin der Außenstelle des Wasser- und Schifffahrtsamtes Magdeburg, sagte: „Flache Schuber mit einem Tiefgang von einem bis 1,10 Meter können noch die meisten Stellen passieren.“ Bei Containerschiffen, die bei schwerer Ladung natürlich auch einen größeren Tiefgang hätten, wird es mittlerweile unwirtschaftlich.

„Wir sprechen inzwischen schon von Niedrigwasser“, sagt die Fachfrau. Bereits seit April sei das der Fall. Denn nach den trockenen Jahren 2018 und 2019 sowie einem trockenen Winter 2019/2020 habe sich am Wasserstand in diesem Fluss nicht viel verändert. Mitte März hatte die Elbe einen Wasserstand von mehr als vier Metern. Doch dieser hielt nicht lange an. „Die Tendenz des Niedrigwassers haben wir im gesamten Einzugsbereich der Elbe“, erklärt Kati Erlecke.

 

Während der Pegel bei Tangermünde am Montag 1,39 Meter zeigte, lag die Fahrrinnentiefe hier bei 1,15 Meter. „Zweimal pro Woche wird die Tiefe der Fahrrinne kontrolliert“, so die Leiterin der Außenstelle. Allerdings weiß sie auch, dass in fünf bis sechs Tagen die Tendenz wieder leicht nach oben gehen wird. Der Grund: Nicht nur im Norden Sachsen-Anhalts hat es in den vergangenen Tagen mal wieder geregnet. Auch in Tschechien, dem Quellgebiet der Elbe, und in Sachsen füllten Regengüsse den Fluss.

Trotz dieser temporären Erhöhung des Wasserpegels führt die Bundeswasserstraße auch zu Beginn dieses Jahres die meiste Zeit sehr wenig Wasser, so dass selbst Sportbootfahrer darauf achten müssen, ob sie sich mit ihren Wasserfahrzeugen noch ohne Gefahr auf eine Tour begeben können.

So lag bei Dömitz, einer der bekanntesten und markantesten Niedrigwasserstellen, die Fahrrinnen-Tiefe am Montag bei 85 Zentimetern. Doch auch im Bereich der Elster-Saale-Mündung und bei Lauenburg gibt es noch weitere Stellen, an denen die Flussfahrt größerer Aufmerksamkeit bei Niedrigwasser bedarf. Bei Magdeburg hingegen hatten die Schiffe gestern noch 1,41 Meter Raum bis zum Grund der Fahrrinne.

Unübersehbar ist, dass noch jetzt, Ende Mai, zwei Fahrgastschiffe der Viking-Reederei im Schutz- und Winterhafen der Kaiser- und Hansestadt liegen. Sie waren gemeinsam mit den anderen Flusskreuzfahrtschiffen Ende vergangenen Jahres nach Tangermünde gekommen, um hier die Wintermonate über sicher zu liegen. Auch hatten Mitarbeiter der Schiffbau- und Entwicklungsgesellschaft Tangermünde (SET) Arbeiten darin ausgeführt. „In der Werft selbst waren sie nicht“, berichtet SET-Geschäftsführer Olaf Deter auf Anfrage. Allerdings ist das auch bei den meisten Schiffen, die den Winter über in Tangermünde liegen, der Fall, dass alle notwendigen oder in Auftrag gegebenen Arbeiten im Hafen direkt erledigt werden können. SET-Mitarbeiter und auch Firmen der Region kommen dann hier zum Einsatz, um die Flusskreuzer für die neue Saison wieder flott zu machen.

Während bei der Viking-Reederei gestern niemand zu erreichen war, um die Frage zu beantworten, weshalb die beiden Schiffe noch in Tangermünde liegen, gab es von der Pressestelle des Unternehmens „nicko cruises“ die Auskunft, dass die Flusskreuzfahrtschiffe „Katharina von Bora“ und „Frederic Chopin“ derzeit noch nicht wieder auf Reisen gehen könnten.

Auch wenn diese nach ihrer Winterpause in Tangermünde hier nicht mehr am Kai liegen, so dürfen sie ihre Fahrten zwischen Potsdam und Stralsund – auf dieser Route verkehren sie seit Jahren – noch nicht aufnehmen. Der Grund: „Wir streifen Polen und arbeiten deshalb derzeit daran, die Route umzustellen“, berichtet eine Sprecherin des Unternehmens. Mit anderen Schiffen würden die Flussreisen innerhalb Deutschlands ab dem 1. Juni wieder auf Rhein und Main möglich sein und zur Zeit vorbereitet werden.

Im Übrigen sind auch die heimischen Wasserfreunde wieder auf der Elbe unterwegs. Der Sportbootsteg ist überwiegend belegt mit Booten von Mitgliedern des Tangermünder Wassersportvereins (TWV). Die Ruderer dürfen seit dem 13. Mai wieder in Einern auf dem Hafen und der Elbe unterwegs sein. Allerdings dürfen weder die Umkleiden noch die Sanitärräume genutzt werden. Auch für Wassersportler, Radfahrer oder andere Touristen, die gern auf dem Areal der beiden Vereine am Hafen übernachten möchten, gelten diese Regeln.